-Amys Sicht-
Kaum habe ich einen weiteren Rundgang bei Jule vorbei beendet, kommt einer der Anfänger dringlich auf mich zu. Gekonnt setze ich mein lang einstudiertes Pokerface auf und wende mich ihm zu:,,Was gibt's?"
,,A-also da kam ein Anruf im Empfangsbereich.",beginnt er stotternd. Fragend ziehe ich meine Augenbrauen hoch:,,Und du denkst, dass ich deine Gedanken lesen kann, oder...?" Diese Anfänger heute sind schon lange nicht mehr so kompetent, wie früher - zumindest kommt es mir so vor.
,,Und erst habe ich nicht verstanden, was die von mir wollten, es ist schließlich mitten in der Nacht und-" ,,Komm zum Punkt!",schießt es plötzlich aus mir heraus. Dieses ganze gestottere kann ich nicht ab.
,,Am Telefon war Agent Katy Montgomery, ich Sag's Ihnen, die macht einem wirklich Angst.",sprudelt es nun auch aus dem Anfänger heraus. Als er meinen genervten Blick bemerkt, kommt er endlich zum Punkt:,,Es gibt einen Notfall mit...sie hat mir nur einen Codenamen oder so gegeben." Offensichtlich kommt er eben doch nicht zum Punkt, ein letztes mal versuche ich ihn zum reden zu bringen:,,Reden Sie jetzt oder Sie machen drei Wochen nur Erbrochenes weg."
,,Belladonna...hat sie gesagt.",rattert er herunter. Sofort trifft mich das wie ein Schlag ins Gesicht, natürlich weiß ich wer Belladonna ist und wen ich hier gleich als Notfall behandeln muss.
,,Infos?",will ich wissen, während ich in Richtung der Notaufnahme stürme. Zwar sollte es noch eine Stunde dauern, bis sie hier ankommt, aber in der Zeit sollte ich schonmal ein Team zusammenstellen. April ist schließlich nicht nur Ärztin hier, sondern auch eine Freundin von fast allen hier. Nicht wenigen hat sie selber schonmal das Leben gerettet und zu hundert Prozent wollen nicht wenige nun an ihrer Rettung beteiligt sein.
,,Carlyle, ich brauche ein Notfallteam für April.",sage ich leise zu ihm und lächel, um das ganze zu überspielen. Das ganze Krankenhaus sollte wohl nicht davon Wind bekommen, nur die wichtigen Oberärzte sind hier für wichtig.
,,Für April?",hakt er nach und wendet sich mir zu. So scheint auch er besorgt, auch er und April arbeiten oft zusammen in der Notaufnahme. Er räuspert sich einmal:,,Ich rufe noch Parker und Lopez. Die anderen sind beschäftigt."
,,Alles klar, lass uns ein Leben retten.",seufze ich und husche weiter, um alles gut genug vorzubereiten. Dieses Krankenhaus ist mittlerweile mehr als nur eine Arbeitsstelle geworden, wir alle haben Freundschaften geschlossen und auch ausserhalb der Medizin ist hier viel los - manchmal positiv und manchmal auch negativ, so wie heute.,,Bereit?",fragt Carlyle in die Runde, als wir im Aufzug stehen, auf dem Weg zum Helikopter Landeplatz. Mit uns in dem großen Aufzug stehen nocg Chiara und Noah, dieser wirkt ziemlich aufgeregt und auch ein bisschen ängstlich. Nach meinem Wissen, sind die beiden schon lange befreundet, das würde jedem von uns Angst machen. Mit ihrem fröhlichen Akzent übernimmt Chiara das reden:,,Bereit!" Ihre Stimme klingt viel euphorischer, als ich es meiner in dieser Situation überhaupt zutrauen würde. Die Türen öffnen sich und ein riesiger Windstoß fegt uns entgegen, es dauert einige Zeit bis wir uns an den Wind gewöhnt haben, aber dann steigen wir aus. Vor uns wird gerade ein Jet von Shield heruntergelassen und die Ladefläche von diesem wird augenblicklich heruntergeladen. Da dies kein Rettungshelikopter ist, gibt es dort drin keine Trage und April wird von niemand anderem als Steve heruntergehoben. Niemand weiß besser als ich, was sie in den letzten Tagen durchmachen musste und genau deswegen bin ich so erstaunt ihn zu sehen. In meine Erstaunlichkeit mischt sich schnell jedoch Verständnislosigkeit und auch ein wenig Wut. Er hat April betrogen, diese wunderschöne starke Frau. Andere Männer würden wortwörtlich für so jemanden töten, doch er nimmt es als gratis Geschenk. Direkt hinter Steve kommen zwei junge Frauen hervor, eine mit feurig roten Haaren, die sofort zu sprechen beginnt:,,Wir wissen nicht was sie hat, aber sie ist schwanger."
Chiara und ich wechseln einen vielsagenden Blick, bevor wir April auf eine Trage verfrachten und diese in den Aufzug befördern. Die Stimmung hier ist angespannt, gerade Noah blickt direkt zu ihm. Innerlich kann ich nur beten, dass diese Fahrt schnell vorbeigeht und eine Last fällt von meinen Schultern, als wir in der Notaufnahme ankommen.
,,Warteraum!",herrsche ich Steve, die beiden jungen Frauen und einen unbekannten an. Wie viele wollen denn noch kommen?
,,Aber-",wollen sie protestieren, doch diesmal wirft Carlyle sich dazwischen:,,Warteraum!"
So richtig möchte sich keiner damit abfinden, aber wir ignorieren das und eilen direkt in einen Traumaraum. Hier hat Lopez schon das Kommando übernommen:,,Ich will unbedingt einen Ultraschall."
Noah holt das Gerät heran und schon sind alle wieder damit beschäftigt. Ich allerdings fühle mich unfähig. Unfähig mich zu bewegen und unfähig zu sprechen. Das Bild von April regungslos auf diesem Tisch, lässt mich doch nicht kalt.
,,Yang....Yang?!",zum Ende hin wird Carlyle immer lauter und wedelt mit seiner Hand vor mir herum. Ein paar mal blinzele ich und nicke dann. Doch Carlyle ist niemand, der unfähige Leute mag, das bekomme ich auch direkt zu spüren.
,,Yang, Wartebereich!",sagt er laut und deutlich, es gibt keine Chance auf Protest. Hilfesuchend blicke ich zu Noah, doch dieser sieht nur konzentriert zu April. Richtig, ihn sollte ich auf keinen Fall hier herein ziehen.
Bevor ich zu den anderen in den Wartebereich dazustoßen kann, höre ich noch Chiaras Diagnose und bin geschockt.
,,Eileiterschwangerschaft, Blutungen in der inneren Bauchhöhle. Wir müssen sofort in den OP."
Seufzend lasse ich mich auf einem der Wartestühle nieder und kläre kurz die anderen auf:,,Sie wird das Kind verlieren und muss operiert werden. Faktoren dafür sind Stress und tatsächlich große Veränderungen im Umfeld."
Geschockt blicken alle zu mir, erst dann geht mir auf, dass ich hier alle mit meinem fachmännischen Wissen erdrückt habe. Ganz vage habe ich auch gerade behauptet, dass es Steves Schuld war.
,,Heftig.",murmelt eine junge Brünette neben der rothaarigen. Für diesen Kommentar bekommt sie auch gleich eine geboxt und verzieht dann das Gesicht. Die Situation im Wartebereich ist um einiges angespannter, als die im Traumaraum. Ohne, dass jemand ein Wort sagt, kann man spüren wie sich hier jeder selbst die Schuld zuweist. Gerade Steve sieht niedergeschlagen aus, dabei ist es doch seine Verantwortung?
Plötzlich ertönt aus der Notaufnahme das laute Piepen eines Monitors, wie bei einem Herzstillstand. Geschockt drehe ich meinen Kopf in die Richtung und im nächsten Moment fährt die Trage mit April wie in Zeitlupe vorbei. Carlyle lenkt eilig in Richtung Aufzug, während Noah auf der Trage hockt und eine Herzdruckmassage macht. Chiara hängt am Telefon und sucht ein Op-Team zusammen. Es ist ein schreckliches Bild, welches sich hier ereignet und keiner von uns kann es so wirklich fassen. Ich denke niemand will es so richtig wahr haben, wenn plötzlich die beste Freundin auf dem Tisch liegt. Zwar bin ich Ärztin und rette Tag für Tag Menschenleben, selbst wenn die Wissenschaft etwas als unmöglich erachtet, so geschehen in der Medizin täglich Wunder. Doch jetzt wo es um April geht ändert sich alles. Dr.Lopez ist wirklich kompetent und eine der besten auf ihrem Gebiet, diese Operation ist für sie Alltag, aber etwas in mir beginnt zu zweifeln ob sie wirklich so gut ist. Oder zumindest gut genug für April. Gerade jetzt muss ich feststellen, wie hilflos man sich als Angehöriger fühlen muss. Man darf nicht in den Op-Saal und legt schlichtweg das Schicksal seiner Freunde in die Hände von fremden Menschen. Doch auch ich könnte sie jetzt nicht operieren, ich konnte ihr schließlich nichtmal den Herzschlag abhören - auch ein Grund, weshalb Ärzte keine Familienmitglieder behandeln dürfen. So gehört es auch dazu, dass die Angehörigen informiert werden und das sollte ich vermutlich tun.
,,Diese Operation ist Alltag hier, sie wird es schaffen.",versuche ich die Stimmung ein wenig aufzuheitern ,,Und weil ich genauso viel Angst habe wie ihr, wäre es schön, wenn ihr nicht so bedrückt schauen würdet. Zumal das ja auch eure Schuld ist.",schiebe ich hinterher und entfachen damit eine riesige Außeinandersetzung. Als erstes spricht die rothaarige mich an:,,Sie wissen doch gar nicht was passiert ist...!" ,,Allerdings! Ihr seid heute Nacht in meine Wohnung gestürmt und jetzt bringt ihr sie halb tot wieder zurück.",zische ich.
,,Wie- sie wollte gar nicht freiwillig diese Mission?",fragt nun Steve verwundert. Es ist das erste mal seit er hier ist, dass er auch etwas zum Gespräch beiträgt.
,,Nein, sie wusste gar nicht wohin es geht, als wir sie überrascht haben. Der Rest war Furys Plan.",gibt eine junge Brünette zu.
Steve schaut nur bedrückt rein, was mich nur noch mehr zum Nachdenken bringt.
,,Was hast du erwartet? Sie versucht dir so gut es geht aus dem Weg zu gehen.",murmel ich. Wieder hat jemand, diesmal Steve, einen Einwand:,,Ihr habt sie dahin gebracht, obwohl ihr von Furys Plan wusstet?!"
Geschockt blicke ich nun zwischen den beiden Agentinnen hin und her. Die beiden haben doch tatsächlich April verraten, obwohl sie zu ihrem Team gehören. Sobald April das herausfindet, werden ihre mittlerweile echt großen Vertrauensprobleme noch größer.
,,Idioten.",murmel ich und deute als letztes auf den Typen, der zusammen mit Steve gekommen ist:,,Wer bist du eigentlich?"
,,Bucky Barnes.",antwortet dieser kühl und lässt einmal seine Kiefernmuskeln Arbeiten. Beeindruckend, aber in dieser Situation nicht hilfreich.
So warten wir auch noch die nächsten Stunden auf ein Lebenszeichen von April.
DU LIEST GERADE
𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥
FanfictionDie junge April ist Einsatzärztin bei Shield. Bei verschiedenen Katastrophen kommt es immer wieder zu verletzten Bürgern und Shield verpflichtet sich dazu, die Betroffenen zu schützen. Obwohl April so jung ist, weiß sie mehr, als so mancher älterer...