twenty-four

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Nachdem ich aufgewacht bin, stelle ich fest, dass Steve nicht mehr neben mir liegt. Offenbar bin ich auf ihm drauf eingeschlafen, denn ich trage immernoch die selbe Kleidung. Ein wenig müde von der Party gestern Abend strecke ich mich erstmal ein wenig, bevor ich langsam in Steves Bad schleiche und eine heiße Dusche nehme. Langsam kommt eine leichte Aufregung in mir hoch, heute ist es so weit, das Krankenhaus wird eröffnet. Endlich habe ich wieder etwas zu tun und kann dem nachgehen, was ich am besten kann - Leben retten.
Nach der Dusche ziehe ich mir ein Shirt und eine Jogginghose an, bevor ich mich auf die Suche nach Steve mache. Das Apartment der Avengers ist groß und wenn man sich nicht auskennt, dann kann man sich schonmal verlaufen. So wie ich eben. In einem weiteren Flur schaue ich nur einen Moment lang auf mein Handy und schon laufe ich in jemanden hinein.
,,Entschuldigung, es tut mir leid...!",sage ich direkt und als ich hochblicke, erkenne ich Wanda. Auch sie erkennt mich und lächelt mich an:,,Dr.Hill, wie geht es dir?"
,,April reicht. Mir geht es gut und dir? Wie geht es Pietro?",berichtige ich sie. An ihren Bruder kann ich mich noch sehr gut erinnern. Er war eine meiner Operationen beim Unglück von Sokovia, wo ich Steve zum ersten mal getroffen habe. Auch wenn es für ihn keine gute Erinnerung war, so hatte es doch irgendwie etwas Positives.
,,Uns beiden geht es super, wir wurden nett aufgenommen.",antwortet Wanda mir. Mit ihren besonderen Kräften ist sie ein großartiger Zuwachs für das Team, genauso wie ihr Bruder. Sie bemerkt schnell, dass es mir nicht nur darum geht, sondern ich auch nach Steve suche.
,,Er ist im Trainingsraum mit Nat, dritte Tür rechts.",sagt sie noch schnell zu mir, bevor sie ihren Weg fortsetzt. Ich befolge ihren Rat und dann betrete ich den Trainingsraum, wo die beiden in einen tiefen Kampf verwickelt sind. Natürlich ist das nur Training und keinesfalls ein Ernstfall. Ein paar Minuten lang stehe ich nur in der Türe und warte darauf, dass die beiden ihr Training beenden oder zumindest pausieren. In diesem Moment fange ich zumindest ganz leicht an mein eigenes regelmäßiges Training zu vermissen. Shield ist zwar im Aufbau, aber ganz im geheimen. Ich kann es mir nicht leisten, den Verdacht zu erregen, erst recht nicht vor Steve. Denn die Auflösung von Shield war auch seine Idee. Dennoch achte ich auf meine Figur, meine Muskeln, sowie auf meine Ausdauer. Kämpfen verlernt man nicht, das ist wie Fahrradfahren, wenn man es einmal kann, dann kann man es immer wieder. Genau auf diesen Moment werde ich ganz im geheimen hinarbeiten, wenn ich in einem Shield-Trainingsraum stehen kann und mein eigenes Team leite. Auch das hat Fury mir versprochen, als ich ihm mich als Commander zugesagt habe. Meine einzige Bedingung war ein Team, aber nicht nur irgendein Team. Ich wollte ein Team, komplett bestehend aus Top-Agentinnen. Mädels denen ich vertrauen kann, auf eine professionelle Basis und mit denen ich auf eine Zukunft hinarbeiten kann, in der wir ohne Worte kommunizieren. Eine Gruppe vor denen jede Straßengang, jeder Mörder und jede Regierung sich fürchten wird. Mein Team.

,,Hallo...? Erde an April.",amüsiert winkt Nat vor meinem Gesicht herum. Ich blinzel ein paar mal und nicke dann eilig:,,Ja, ich war nur in Gedanken."
Vor Nat darf ich mir nichts anmerken lassen, nicht nur weil sie ein wirklich guter Agent ist, denn auch weil sie eine gute Freundin von mir ist und ich mir vor ihr nichts anmerken lassen darf. Shield bleibt diesmal wirklich Geheimsache.
,,Ich bin nur aufgeregt wegen dem Krankenhaus.",versuche ich mich heraus zu reden. Zu meinem Glück nickt sie nur und meint dann:,,Was hast du bloß mit ihm gemacht? Der war heute in Top-Form."
,,Ach, ist das so?",schmunzel ich ,,Ich hab auf ihm drauf geschlafen." Als wäre das die Antwort auf alles, schmunzel ich. Schließlich kommt auch Steve auf mich zu, so lässt Nat uns alleine und tritt ein paar Meter zur Seite.
,,Es lag nicht nur daran...",flüstert er und fängt an mich zu küssen. Lächelnd erwidere ich den Kuss und nachdem er leicht mit seiner Zunge über meine Unterlippe fährt, öffne ich bereitwillig meinen Mund. Seine Hände liegen nun auf meiner Hüfte und ich schlinge meine Arme um seinen muskulösen Nacken.
Durch das vibrieren meines Handys löse ich mich von ihm und schaue auf das Display. Es ist Amy, sie macht Druck und ist wahrscheinlich noch aufgeregter als ich.
,,Amy...",murmel ich entschuldigend ,,Ich muss gleich los, wir eröffnen."
Vorsichtig glättet er meine Kleidung und meine Haare ein wenig, und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
,,Ich liebe dich, rette ein paar Menschen für mich.",flüstert er.
,,Ich liebe dich auch."
Kurz danach verlasse ich den Raum wieder, ein kleines Lächeln von Nat entgeht mir dabei jedoch nicht. Diesmal finde ich den Weg durch die Flure sehr viel besser, unten an einem Auto wartet Amy ungeduldig.
,,Da bist du ja, wo warst du?!",ruft sie empört, als sie mich erblickt. Daraufhin hebe ich entwaffnend meine Hände:,,Niemand von uns wird zu spät kommen, die fangen doch nichtmal ohne uns an!"
,,Trotzdem.",entgegnet Amy und deutet auf das Auto. Hinter dem Lenkrad nehme ausnahmsweise ich Platz und fahre uns beide in unsere neue Arbeitsstelle. Es gibt ein exklusives Parkhaus, auf dem ich einen eigenen Platz habe. Wir steigen aus und beobachten das Getummel um uns herum. Jede Schwester, jeder Pfleger und jeder noch so kleine wichtige Angestellte dieses Krankenhauses eilt um uns herum. Es ist ein großer Tag und alle sind aufgeregt.
Vor den Aufzügen ist es voll, jeder möchte direkt in seine Abteilung, aber wir können nicht alle darein. Seufzend tippe ich Amy auf die Schulter und deute auf das Treppenhaus:,,Komm, wir laufen. Damit sind wir immernoch schneller als mit den Aufzügen."
Sie nickt ebenfalls und zusammen trampeln wir jede einzelne Stufe nach oben.
In der Sammelumkleide für Frauen, ziehen wir uns um. Hier stößt auch Jule zu uns, die zum aller ersten mal dunkelblaue Kleidung tragen darf - die Farbe der Oberärzte.
Es ist nicht viel anders, nur das Logo von Stark Industries ist hierauf abgedruckt, wir gehören jetzt anscheinend wohl oder übel dazu.
,,Aufgeregt?",will ich von Jule wissen. Diese sieht mich mit großen Augen an:,,Du kannst dir nichtmal vorstellen, wie sehr...!"
Amelia klopft ihr auf den Rücken:,,Wir werden auf dich aufpassen.",kichert sie sarkastisch.
,,Haha, sehr witzig.",entgegnet Summers mit verdrehten Augen ,,Ich bin jetzt Oberärztin."
,,Und Ausbilderin.",grinse ich und lache sie beinahe aus. Diese Anfänger sind anstrengend, manche von ihnen besserwisserisch, andere viel zu schüchtern. Wieder andere werden Summers nicht ernst nehmen, das wird ihr größtes Problem sein.
,,Warum seid ihr nicht aufgeregt?",empört lehnt sie sich an die restlichen Spinde. Auch in diesem Krankenhaus gibt es nur vier Oberärzte, wir sind drei davon. Die letzte von uns müsste wohl schon früher da sein - wie wir es auch eigentlich sein sollten.
,,Ich hab einfach keine Angst vor denen.",ich zucke mit den Schultern, ich bin doch sowas wie Starks' Aushängeschild, aber mir soll es recht sein, es gibt schlimmeres.
Zusammen verlassen wir die Kabine und machen uns auf dem Weg in den großen Wartebereich, direkt vor der Notaufnahme.
,,...und deswegen freuen wir uns, dass wir mit der begnadigten Dr.Hill zusammenarbeiten dürfen.",beendet gerade niemand anderes als Dr.Michalsky, der Neurochirurg seine Rede. Er lächelt mir arrogant zu und erhält dann den Applaus für seine bestimmt sehr emotionale Ansprache. Trotzdem nicke ich ihm ein wenig dankbar zu, denn ich wollte diese Rede um jeden Preis vermeiden. Nach kurzen Gesprächen ist das Krankenhaus offiziell eröffnet und wir sind bereit für die ersten Patienten.
Die Versammlung teilt sich auf, jeder Arzt will sich mit seiner Abteilung vertraut machen. So mache ich das auch und begebe mich fürs erste in die Notaufnahme. Diese ist sehr viel größer, als die bei Shield. Es gibt fünfundzwanzig Betten und zehn Trauma Räume, außerdem ein MRT-Gerät, welches uns in nur wenigen Sekunden ermöglicht jeden Knochen und jedes Organ näher zu betrachten. Ich unterhalte mich kurz mit anderen Ärzten, die zwar nicht so gut sind wie ich und nicht operieren, aber trotzdem eine große Hilfe. Wir haben für jedes Bett jeweils zwei Krankenschwestern, was mehr als genug ist. Bis zu diesem Zeitpunkt sieht es so aus, als würde alles glatt laufen.
In einer kurzen Pause stelle ich mich an den Empfangsbereich und warte auf Summers oder Yang. Doch keine von ihnen scheint zu kommen. Amelia bestaunt mit ziemlich großer Sicherheit noch ihre erste eigene Abteilung und im nächsten Moment läuft Summers an mir vorbei.
,,Na, wie läufts?",frage ich sie im vorbeilaufen. Hinter ihr eine Traube von Anfängern, noch Staunen sie, doch schon bald wird dieser Ort für sie zur härtesten Probe der Welt.
,,Noch gut.",knirscht sie, dabei betont sie das "noch" und läuft eilig weiter. Lächelnd schüttel ich mit meinem Kopf und blicke ihr hinterher, sie wird das schon meistern. Schließlich wurde sie von niemand anderem als mir höchstpersönlich ausgebildet.
,,Nichts zu tun?" Hinter mir ertönt eine tiefe Stimme, die ich nur zu gut erkenne. Ich drehe mich zu ihm um, Noah steht vor mir.
,,Nichts, aber das sollte mich vermutlich freuen, ich bin Unfallchirurgin.",erkläre ich. Schon ziemlich ironisch, oder nicht? Ich will eigentlich nur den Menschen helfen, doch ohne Verletzte verdiene ich kein Geld. Macht mich das jetzt real zu einem schlechten Menschen?
,,Das stimmt.",gluckst er ,,Aber bei mir sind schon einige Termine für Operationen reingekommen, vielleicht schaust du mal vorbei?"
,,Knochen sind nicht so mein Ding.",zische ich ,,Ich stehe mehr so auf Blut, Wunden oder Schussverletzungen."
,,Shield Dinge also?",fragt er nochmal. Ja, er weiß von Shield. Aber nicht von dem, was hinter den Kulissen abgeht.
Bevor ich antworten kann, werde ich angepiept.
,,Ein Trauma.",entschuldige ich mich und eile zurück in die Notaufnahme. Dort ziehe ich einen Kittel an und mache mich an die Arbeit, doch offenbar hat Noah nichts zu tun, denn er folgt meinem Beispiel. Zusammen eilen wir in die Richtung des Haupteingangs der Notaufnahme und nehmen den ersten Patienten entgegen.
,,Autountfall, Quetschungen an beiden Beinen und ein offener Bruch an der Schulter. Nicht ansprechbar, Pupillenreaktion ist normal.",teilt uns die Sanitäterin mit und übergibt uns die Trage. Wir fahren den Patienten in einen Traumaraum, dort fange ich direkt an ihm Schmerzmittel zu verabreichen während Noah sich an den Bruch macht.
,,Die Quetschungen sind nur oberflächlich, guter Blutfluss das wird wieder.",Murmel ich vor mich hin. Dann beobachte ich kurz, wie er den Knochen richtet.
,,Das muss ich im Op richten, so schnell wie möglich.",sagt er dann.
,,Alles klar.",stimme ich ihm zu ,,Aber zuerst machen wir ein Schädel-CT und ich möchte ein Neuro-Konsil."
Das würde bedeuten, dass wir einen Neurologen dazu ziehen müssen. Diesesmal wird es wohl oder übel Dr.Michalsky treffen, aber auch damit muss ich lernen umzugehen. Wir waren gerade mal zwanzig Minuten in dem Traumaraum, bevor Noah und ich uns auf den Weg in den Aufzug machen, um in die Neuro zu fahren.
Im Aufzug ist es still. Es ist keine unangenehme Stille, mehr so eine Art konzentrierte Stille. Ich persönlich bin froh, dass ich wieder arbeiten kann. So kann ich alles um mich herum ein klein wenig vergessen und bin voll in meinem Element. Während Noah den Patienten in das CT Gerät bringt, kümmere ich mich darum, dass Michalsky dazu stößt. Es dauert zu meiner Überraschung gar nicht lange, bis dieser in den Raum kommt. Von hier aus können wir den Patienten überwachen und bekommen gleichzeitig die Ergebnisse geliefert, um schnell handeln zu können.
,,Dr.Hill, wir hatten noch gar nicht die Chance uns vorzustellen!",schmunzelt er arrogant, während er sich auf den Stuhl setzt.
,,Freut mich sehr.",quetsche ich hervor. Immer wenn ich diesen Typen sehe, muss ich an seine Affäre mit Amy denken und nicht selten würde ich am liebsten losprusten.
,,Sie sind also mit Dr.Yang befreundet? Hervorragende Herzchirurgin-", bevor er weiter reden kann, unterbreche ich ihn:,,Lassen Sie uns nicht über Dr.Yang sprechen, das empfinde ich als unangebracht." Selbst ich bin so erstaunt über meine so förmliche Ausdrucksweise, aber ich will um jeden Preis vermeiden, dass er mit mir noch mehr über Amy redet.
,,Keine Sorge, ich wollte eigentlich über ihre Liaison mit dem Captain reden.",spricht er mir amüsiert zu, daraufhin hebe ich meine Augenbrauen.
,,Das hat sich also rumgesprochen...? Wir werden allerdings nicht darüber reden.",fordere ich. Mit niemandem rede ich über meine Beziehung auf der Arbeit, erst recht nicht mit Dr.Michalsky.
,,Es hat sich rumgesprochen.",bestätigt er ,,Schauen Sie mal." Er deutet auf den Bildschirm, wo das Schädel-CT aufleuchtet. Als erstes fällt mir ein riesiges Hämatom ins Auge, das genau über den Hirnstamm verläuft.
,,Ist das ein Hämatom...?",flüster ich und zoome an das eigenartige Bild heran.
,,Das ist ein Butterfly-Tumor, wir müssen den operieren. Das war der Auslöser für den Autounfall, der Mann hat fast keine Sehkraft mehr.",erklärt Michalsky mir, als wäre das keine große Sache. Doch das dieser Mann vielleicht nie mehr aufwachen wird, lässt er außen vor.
,,Also gut. Ich übergebe Ihnen den Patienten und mache mich auf die Suche nach seinen Angehörigen.",sage ich zu ihm und verlasse den Raum, wo ich auf Noah treffe, den ich ebenso informiere:,,Du operierst mit Michalsky, nicht mehr mein Patient."
Dann mache ich mich auf den Weg in das Zimmer der Oberärzte und fange an nach diesem Patienten zu recherchieren.
Jemand klopft später an der Türe von dem Oberarztzimmer und tritt sogleich ein. Ohne von meiner Recherche aufzusehen, bemerke ich wie sich jemand auf den Sessel neben mich setzt.
,,Chiara Lopez, Kinderchirurgie. Freut mich Sie kennenzulernen.",begrüßt sie mich sogleich. Ihre Stimme ist freundlich, so drehe ich mich zu ihr um. Sie hat einen leichten dunklen Teint, schwarze Haare und einen freundlichen spanischen Akzent. Sie wirkt sehr freundlich, geradezu gemacht zur Kinderärztin.
,,April Hill, Unfallchirurgie. Freut mich sehr!",entgegne ich.
,,Sie sind also die vierte im Bunde, dieses Krankenhaus wird von Ladies regiert.",sagt sie stolz.
,,Haben Sie die beiden schon kennengelernt? Ich finde auch, wir stehen den Jungs in nichts nach.",grinse ich.
,,Bitte duzen Sie mich, für Sie bin ich Chiara."
,,Dann bin ich einfach April."
Bevor wir diese Unterhaltung fortsetzen können, klingeln unsere Pieper im selben Moment, das kann nur eines bedeuten.
,,Was bedeutet 707?",fragt Chiara an mich gewandt.
Ich seufze:,,Es ist was passiert. Stark braucht das Traumateam. Wir fliegen mit dem Jet."
Großartig, der erste Tag und schon bricht eine Katastrophe über uns hinein.

𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt