thirty

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Endlich ist es soweit, nach sieben Tagen kann ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden. Zwar muss ich in einem Rollstuhl herumgefahren werden, aber zumindest kann ich wieder aus diesem Zimmer raus. Meine größte Vorfreude gilt es, endlich wieder einen anderen Geruch ausser Desinfektionsmittel wahr zu nehmen. Mehr schlecht als recht habe ich meine Tasche gepackt und nun sitze ich auf dem Bett, auf meinen besten Freund wartend. Wie so oft in den letzten Tagen lasse ich alles Geschehene Revue passieren und sobald ich das tue, entsteht in meinem Kopf ein riesiges Chaos. Schon mehrfach hat mich in den letzten Tagen ein ungutes Gefühl beschlichen - als hätte ich mich getäuscht. Nur weiß ich nicht in wem.
Katy kann es nicht sein; schließlich hat sie mir dreist ins Gesicht gelogen. Bei Hailey aber bin ich mir nicht mehr so sicher. Wie könnte das einst so freundliche und aufgeregte Mädchen eine ihrer Teamkolleginnen verraten...? 
Bei bestem Willen kann ich mir das nicht vorstellen, vielleicht will ich das aber auch gar nicht. Hailey hat immer zu mir gehalten und je länger ich darüber nachdenke, desto offensichtlicher wird es, dass vorallem Katy hier der Drahtzieher ist. Das liegt nicht daran, dass Katy ein schlechter Mensch ist, im Gegenteil - sie ist einfach nur ehrgeizig. Undercover hat Katy wahrscheinlich schon länger für Fury gearbeitet und Die Zeit ist wohl gekommen, wo sie sich für den Director von Shield entschieden hat und gegen Belladonna.
Belladonna - was ein Stichwort.
Es ist als hätte meine frühere Form dieser Person mich wieder eingenommen. Ich rede viel weniger, dafür plane ich in meinem Kopf umso mehr. Es gibt einige Schachzüge, die ich gegen Fury anwenden werde - er hat vielleicht diesen Kampf gewonnen, aber nicht den Krieg.
Jemand klopft an und mein bester Freund betritt das Zimmer. Ohne viel zu sagen, hebt er meine Tasche hoch und schiebt mir dann einen der Rollstühle zu.
,,Einsteigen bitte.",grinst er und greift mir dann unterstützend unter die Arme. Es ist ein richtiger Akt, mich in das Ding reinzubekommen. Noah muss fast mein ganzes Gewicht tragen, denn sobald ich meinen Bauch anspanne, schmerzt die Operationsnarbe höllisch. Als ich endlich im Rollstuhl sitze, verziehe ich automatisch mein Gesicht:,,Danke, dass du das alles hier machst." Dabei deute ich auf mich und den Rollstuhl. Es ist nicht selbstverständlich, dass er das hier macht. Doch offensichtlich hat er damit gar kein Problem.
Im nächsten Moment öffnet er die Türe und schiebt mich mit nach draußen. Die Blicke der anderen liegen auf mir, einige sogar mit Mitleid. Ich versuche das zu ignorieren und blicke auf den Boden. Jedoch dauert es nach meinem Gefühl trotzdem eine Ewigkeit, bis wir auf dem Parkplatz sind und das Krankenhaus hinter uns lassen. Zielstrebig fährt Noah auf seinen Wagen zu und hilft mir schlussendlich beim Einsteigen. Wie erbärmlich dieses Gefühl ist, muss ich doch kaum erwähnen, oder?
Immerhin bereitet es mir schon Schwierigkeiten überhaupt grade zu sitzen und das alles wegen dieser kleinen Narbe. Eine Narbe, die eine weitere Erinnerung auf meinem Körper bildet. Es war schrecklich das Baby zu verlieren, aber vielleicht sollte ich in der jetzigen Zeit keine Kinder in Die Welt setzen. Vorallem kein Kind ohne Vater, mit einer Mutter die keine Verbündeten mehr hat. Es hat lange gedauert, bis ich das akzeptieren konnte, aber jetzt in diesem Moment fühlt es sich eher an, wie ein Befreiungsschlag.
Nur wenige Sekunden später sitzt Noah neben mir auf dem Fahrersitz und steuert aus der Stadt heraus. Mein Plan ist, das ich die nächsten paar Tage bei ihm verbringe. Er hat ein kleines Haus ausserhalb der Stadt und da kann ich in den nächsten Tagen ein wenig zu Ruhe kommen, denn es wäre gelogen zu behaupten, dass ich das ganze Trauma schon verarbeitet habe. Gute Dinge brauchen eben Zeit. Außerdem möchte ich Steve aus dem Weg gehen und ihm Zeit geben, seine Sachen aus unserer Wohnung zu holen. Er sollte jetzt begriffen haben, dass es mit unserer Beziehung aus und vorbei ist. Ich selber werde meine Sachen in der Wohnung lassen, vorausgesetzt Steve hat nicht den selben Plan, aber Amy wollte ihn darauf hinweisen, falls sie ihn sieht. Die Fahrt dauert ein wenig länger, denn mein bester Freund fährt ein paar extra Runden, um mögliche Verfolger abzuhängen. Nach meinem letzten Einsatz ist klar, dass Nick Fury zu allem im Stande ist. Es würde mich nicht wundern, wenn er mich trotz allem überwachen will.
Schließlich kommen wir in Nicks Haus an. Um dort hinein zu kommen muss ich zum Glück keine Treppen nehmen, das heißt ich schaffe es unter Anstrengung auch ohne Rollstuhl. Wenn man selber noch nie operiert wurde, kann man diesen plötzlichen Muskelschwund vermutlich nicht nachvollziehen. Aber ich lag eine ganze Woche im Bett und alleine diese paar Schritte verlangen meinem Körper viel ab. Innerlich ärgert mich das sehr. Wie bei jedem meiner Patienten weiß ich, dass nun auch bei mir eine Reha ansteht und es wird lange dauern, bis ich wieder zu meiner alten Form zurückkehren kann. Wird mich das in irgendeiner Weise aufhalten? Nein, definitiv nicht.
Die Pläne sind gemacht und jeder noch so kleine Schachzug ist geplant. Ich besitze gegenüber Shield und jedem anderen einen riesigen Vorteil, den mir nichts und niemand nehmen kann.
Pflichtbewusst bugsiert Noah mich in ein Gästezimmer und legt mir zu guter letzt Kleidung von sich heraus, bevor er das Zimmer verlässt. Eine Weile blicke ich ihm lächelnd hinterher, bevor meine Aufmerksamkeit zu dem Fernseher gegenüber des Bettes geht. Nach ein paar Komplikationen mit der Fernbedienung schaffe ich es, das Ding anzuschalten und rufe den Nachrichten Sender auf. Entgegen meiner Erwartungen, wird dort nur das übliche gezeigt; Wetter, Politik und Sport. Obwohl ich damit gerechnet habe, dass die Ereignisse mit Captain America, der sich jetzt berufen muss, ausgegraben werden. Die nächsten Stunden verbringe ich noch damit, durch die Kanäle zu zippen, bevor ich schließlich ins Bett gehe.
Am nächsten Morgen wache ich auf, ohne von irgendwem geweckt zu werden - ein Luxus nach der Woche im Krankenhaus. Täglich stand Amy um fünf Uhr in meinem Zimmer und hat mich komplett durchgecheckt, damit mir ja nichts geschieht. Über die Fürsorge will ich mich gar nicht beschweren, nur es ist auch mal schön, länger als fünf Uhr zu schlafen. Während ich aus dem Bett steige, spanne ich unwillkürlich meine Bauchmuskeln an, was dazu führt, dass ich scharf die Luft zwischen meinen Zähnen einziehe. In Noahs Wohnzimmer finde ich einen Zettel;


𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt