twenty-six

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Wie erwartet ist Steve auch in den nächsten Tagen nicht nach Hause gekommen. Um mich ein wenig abzulenken, habe ich mich in Arbeit vergraben und umso mehr Zeit in der Klinik verbracht. Beziehungen waren nie so mein Ding, vielleicht liegt es gerade daran, dass ich keine Ahnung habe, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Soll ich wütend sein? Oder soll ich ihm vertrauen, in dem was er tut?
Es ist ein ewiges hin und her, mein Kopf scheint vor lauter Gedanken zu zerplatzen. Und genauso sieht es auch aus, ich habe meinen Kopf in meine Hände gelegt und stütze diese auf dem Empfangstresen ab. Von links kommen zierliche Schritte an mich heran und niemand anderes als Amy Pfeffert eine Patientenakte auf den Tisch.
,,Summers Anfänger haben einen Patienten verloren.",stöhnt sie genervt. Nicht ganz verwundert blicke ich auf, in den letzten Wochen ist leider klar geworden, dass die Assistenzärzte nicht so viel Respekt vor meiner Kollegin haben, wie sie sollten.
,,Der Typ hat blutigen Husten und ist von der Intensivstation abgehauen, wie kann das sein?!",beschwert sie sich wieder.
,,Jule muss die einfach mal härter rannehmen.",seufze ich darauf.
,,Jule muss erstmal den Patienten finden.",grinst Amy und liest sich ein paar ihrer übrigen Akten durch. Auch ich schnappe meine nächsten Akten und gehe mit diesen in das Zimmer für die Oberärzte. Amelia folgt mir und in dem Raum treffen wir auf ein paar andere.
,,Habt ihr auch nichts zu tun?",frage ich in den Raum.
,,Ich entferne in fünfzehn Minuten ein Sacrum.",erwidert Michalsky selbstgefällig.
,,Brauchst du eine helfende Hand?",fragt Carlyle schnell, bevor jemand anderes auch nur ein Wort sagen kann. Ich kann es ihm nicht verübeln, in der Notaufnahme ist nichts los, ein Albtraum für Unfallchirurgen.
,,Das schwarze Brett ist leer.",seufzt Chiara dann, jetzt blickt auch Noah auf und spricht aus, was wir alle denken:,,Kein gutes Zeichen."
Dieser Mythos ist etwas, dass uns schon im Studio eingeprägt wird; Wenn es ein Tag ohne Operationen ist, dann wird es ein schlechter Tag. Das einzige was wir also machen können, ist darauf zu warten bis das Chaos über uns herein bricht.
Nach ein paar Minuten Stille klopft eine Krankenschwester an die Tür und tritt herein:,,Dr.Parker...?",murmelt sie ein klein wenig beschämt und anhand von Dr.Thornes Reaktion kann ich mir schon denken, was zwischen ihnen los ist. Denn der Plastische Chirurg lacht lauthals los.
,,Ich komme gleich.",beeilt sich Noah zu sagen und wendet sich sogleich an Thorne:,,Ted, kannst du nicht einmal leise sein?!"
Die beiden blicken sich kurze Zeit ernst an und dann prusten sie gleichzeitig los.
,,Was ist denn mit denen los?",will Jule wissen, als sie den Raum betritt und sich neben Ted aufs Sofa pflanzt.
,,Sie hatten die selbe Frau.",stellt Amelia angeekelt fest. Geschockt blicke ich zwischen den beiden her, doch dann verziehe ich mein Gesicht:,,Ist ja ekelhaft!"
Plötzlich setzt Jule sich rasch auf:,,Habt ihr es auch... zu dritt gemacht?!"
Diesmal sind Amy und ich es, die losprusten. Jedoch bin ich mir nicht so sicher, ob das nur eine Überlegung oder tatsächlich die Wahrheit ist. Noah und Ted allerdings wollen dieses Missverständnis sofort aus der Welt schaffen:,,Woah, macht mal halblang!"
,,Das...das ist doch - also wirklich!",protestiert Ted. Wieder lachen wir drei laut los, dieses Mal verlässt Noah jedoch den Raum und folgt dieser fremden Krankenschwester, wohin auch immer.
,,Ich dachte es wird langweilig in dieser Klinik, aber offensichtlich habt ihr doch einiges zu bieten.",schmunzelt Chiara noch bevor wir alle uns wieder unserer Arbeit widmen. Das dies ein schlechter Tag werden sollte, ist schon fast vergessen.

,,Summers, Laborergebnisse.",murmelt einer ihrer Anfänger genervt, offenbar hat dieser nicht gemerkt, dass hier auch noch andere Ärzte drin sind. Etwas verwirrt über diesen Ton blicke ich zu Jule, normalerweise sollten die Anfänger sie behandeln als wäre sie eine Königin. Schließlich hängt es an ihr, dass sie ihre Lizenz bekommen. So wie es aussieht, muss ich hier doch ein wenig nachhelfen.
,,Ich nehm die.",biete ich dann an und stehe auf, um diese entgegen zu nehmen.
,,Was haben wir denn hier....?",murmel ich vor mich hin und überfliege mit meinen Augen die Ergebnisse.
Plötzlich stockt mir der Atem und in meinem Kopf schießen eine Menge Gedanken umher.
,,Welcher Patient?",will ich forsch wissen.
,,Wie bitte?",stottert einer der Anfänger und sieht dabei beinahe verängstigt aus.
,,Sag mir nicht, dass es der verschwundene Patient ist...!",flehe ich, ein Blick zu dem Assistenzarzt vor mir und mein Verdacht bestätigt sich.
,,Was denn?",will Amy nun wissen.
Bedauernd drehe ich mich zu ihnen um, ernst erkläre ich:,,Das Blut des Patienten weist das Bakterium Yersinia Pestis auf. Umgangssprachlich wird es auch der schwarze Tod oder -" ,,Die Pest.",beendet Jule meine Erklärung.
Erst ein paar Sekunden danach verstehen wir das überhaupt, zum Glück übernimmt Chiara die Abriegelung der einzelnen Stationen und ich kümmere mich um die großen Quarantäne Regelungen.
Ein Ausbruch der Pest verlangt mehrere Tage Quarantäne und bei einer Infektion sogar Zehn. Eilig renne ich ins Büro und mache eine Durchsage, um die Situation zu erklären. Auf dem Weg dorthin überbringt mir Jule die befreiende Nachricht, dass der Patient gefunden wurde und nur in der chirurgischen Abteilung umher gelaufen ist. Das ist zum einen gut, weil er somit ein kleineres Ansteckrisiko für den Rest der Klinik darstellt.
,,Achtung, wir haben einen Code Yellow, dies ist keine Übung. Bitte bleiben Sie in Ihren Stationen und warten auf weitere Anweisungen.",spreche ich in das Mikrofon und schon hallt diese Durchsage mehrmals durch die ganze chirurgische Station. Kurz darauf bricht ein riesiges Chaos aus, das sich aber nach ein paar Minuten glücklicherweise wieder legt.
Zusammen mit den anderen Oberärzten treffe ich mich wieder in dem Zimmer, nur Carlyle und Michalsky sind noch mit ihrer Operation beschäftigt.
,,Wie sieht der Plan aus?",fragt Amy mich direkt. Sie ist noch ganz neu als Chefin der Abteilung und hat solch eine Katastrophe noch nicht erlebt. Also liegt es an mir, uns hier durch zu führen.
Einmal tief durchatmen und dann erkläre ich meinen Plan:,,Jeder bleibt auf seiner Station. Alle die direkt mit dem Patienten in Kontakt waren, gehen in zehn Tage Quarantäne und der Rest der Chirurgie muss für drei Tage hier in Quarantäne bleiben."
Alle nicken verständnisvoll und machen sich dann auf den Weg, um das restliche Personal und vorallem die Patienten zu informieren. Während ich formelle Sachen regele, übernimmt Amy die Quarantäne. Summers und ein Assistenzarzt sowie drei weitere Angestellte müssen für zehn Tage in Quarantäne.
Nach bestimmt einer Stunde verlasse ich endlich das Büro und sofort kommt Amelia mir mit einem Bericht entgegen:,,Jule, Quarantäne in Zimmer Eins. Anfänger Zimmer drei, Die beiden Krankenschwestern in zwei und vier. Der vom CT hat Zimmer fünf. Alle auf der Allgemeinen Station."
,,Super, dann müssen wir uns nur Die Zeit vertreiben.",seufze ich. Durch die aktuelle Seuchenlage bleibt die NA geschlossen und wir können für die nächsten drei Tage keine Operationen durchführen.
Für die nächsten Stunden kümmern wir uns alle um die stationär aufgenommen Patienten, allerdings warten die meisten nur auf Operationen oder erholen sich, nichts akutes.
Draußen ist es schon dunkel, als ich in einen Schutzanzug gesteckt werde. Dazu einen Mundschutz, eine Art Helm und Handschuhe. Kein einziges Luftmolekül kann so zu mir durchdringen. Zusätzlich werde ich mit einer Art Dusche von oben bis unten desinfiziert, bevor ich zu dem Patienten nach drinnen gehe.
Ich schnappe mir einen Beutel mit flüssigem Antibiotika und führe dies mit einer Nadel in den Arm des Patienten. Er ist durch den hohen Druck auf seine Lunge an eine Beatmungsmaschine angeschlossen und nicht ansprechbar.
,,Sie haben uns ganz schön viel Arbeit gemacht...aber das kriegen wir schon wieder hin, nicht wahr?",murmel ich vor mich hin, während ich ihn weiter versorge. Damit werden wir uns nun abwechseln, diesem Patienten wird es an nichts fehlen.
Wieder eine Weile später werde ich aus diesem Anzug befreit und ordentlich desinfiziert, bevor ich zu den anderen zurück darf.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Jule und die anderen in Quarantäne sich fühlen müssen. Zehn Tage ist eine lange Zeit - gerade, dann wenn man in einem Zimmer eingesperrt ist und nicht raus darf. Noch dazu der Verdacht auf eine Krankheit, die in sechzig Prozent der Fälle tödlich verläuft.
In der Nacht passiert hier auch nicht viel, kein Patient hat einen Notfall und selbst dafür haben wir mehr als genug Personal.
Müde lege ich mich auf das spärliche Sofa, in dem sich auch die anderen hinlegen. Ich hoffe einfach nur, dass diese Quarantäne so schnell wie möglich vorbei geht und ich endlich wieder raus kann. Vorallem muss ich wieder bei Shield vorbeischauen, drei Tage ohne irgendwelche Information ist doch etwas viel.

Nachdem ich eingeschlafen bin, dauert es nicht lange, bis ich mit meinem Handy aus dem Schlaf geklingelt werde; es ist gerade mal sieben Uhr morgens.
,,Hill?",melde ich mich und sofort spricht Nat ins Telefon:,,Nat hier. Du musst so schnell wie möglich hier her kommen, die haben Barnes und Steve gefangen. Beihilfe zur Flucht, jemand muss die beiden befragen und-" ,,Und du dachtest ich könnte das machen?",unterbreche ich sie.
,,Ehrlich gesagt - ja. Du bist wahrscheinlich die einzige die was aus denen rausbekommt."
Ich überlege kurz und nach einer etwas längeren Pause muss ich passen:,,Ich bin in Quarantäne für die nächsten zwei Tage, niemand kann hier rein oder raus. Zöger alles so lange wie möglich raus, ich schaue, dass ich schon morgen hier raus kann.",sage ich zu ihr. Dank Natasha bin ich jetzt sowieso wach, also fange ich direkt mit der Visite an und versuche den Tag so schnell wie möglich wieder Rum zu kriegen.

**Hey, sorry das so lange nichts kam... Ich hatte ziemlich viel zu tun und ehrlich gesagt hat mir ein bisschen die Motivation & Ideen gefehlt.
Ich bin mir sicher, dass jetzt wieder mehr kommt:)
-L**

𝑭𝒐𝒈 𝒊𝒏 𝒉𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒂𝒓𝒕 // 𝐌𝐚𝐫𝐯𝐞𝐥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt