11.Teil

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Irgendwann höre ich Stimmen. Ich kann sie aber nicht zuordnen und will meine Augen öffnen, doch es geht nicht. Ich versuche zu schreien, doch auch mein Mund, gehorcht mir nicht mehr. Außerdem spüre ich meinen Körper nicht mehr.
~was ist das, warum spüre ich nichts mehr~
Plötzlich ertönt, eine mir bekannte Stimme.
"Aber sie wird wieder aufwachen oder."
fragt die Stimme traurig und hoffnungsvoll. Ich erkenne sie als Sabinas Stimme. In meinen Gedanken fühle ich mich besser aber merkwürdiger weiße spüre ich kein Glücksgefühl durch meinen Körper strömen.
~habe ich meinen Körper verloren~ frage ich mich verwirrt.
Dann lausche ich weiter dem Gespräch.
"Ja, aber ich kann ihnen leider nicht sagen, wie lange sie noch im Koma liegt. Es sieht aber so aus, als sei sie im Wachkoma, dass heißt sie können mit ihr reden, sie wird sie hören, vielleicht hilft ihr das."
"Ok, dankeschön."
Dann höre ich Schritte und die Tür fällt zu. Ein Stuhl wird verrückt und jemand setzt sich.
Sabina POV
Nachdem die Schwester aus dem Zimmer gegangen ist, nehme ich mir einen Stuhl und setze mich neben Leonas Bett. Sie liegt jetzt schon seit Tagen hier, seit ihre Eltern sie bewusstlos geschlagen haben. Ich hatte gleich die Polizei und den Notarzt gerufen und war auch gleich mit ins Krankenhaus gefahren. Seit dem war ich nur noch bei ihr. Gleich nach der Schule komme ich hier her und erledige meine Aufgaben bei ihr.
Jetzt sitze ich vor ihr und würde ihr gerne erzählen was inzwischen passiert ist. Aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll. ~kann sie wirklich alles hören, wie fühlt es sich für sie an, weiß sie das ich hier bin?...~ solche Fragen und mehr, gehen mir in diesem Moment durch den Kopf. Irgendwann räuspere ich mich und fange einfach an zu reden.
Leona POV
"Hey Leo, wenn du mich hörst, ich bins Sabina..." innerlich muss ich schmunzeln. ~sie ist süß, wenn ich sie jetzt sehen könnte würde ich sicher eine verschüchterte Sabina sehen.~
"Ich weiß nicht ob du noch weißt was passiert ist, deswegen erzähle ich es dir.
Also du weißt sicher noch, das dein Stiefvater uns im Auto erwischt hat. Wir sind zusammen ins Haus gegangen und...und deine Eltern haben uns ausgefragt... Sie waren nicht wirklich glücklich. Dann haben sie dich von mir gerissen, als du mich umarmt hast und...und..." sie hört auf zu reden. Ich höre sie schluchzen.
"Ich weiß nicht ob du das hören möchtest." sagt sie dann traurig. Dann schweigt sie eine Weile.
~bitte erzähl weiter, ich muss wissen was passiert ist und warum ich im Koma liege~ denke ich verzweifelt.
Dann fängt sie irgendwann doch wieder an zu reden.
"Also, deine Eltern haben dich...verprügelt, haben schlimme Sachen zu dir gesagt, obwohl du schon längst bewusstlos warst. Ich habe versucht sie aufzuhalten, habe dabei aber selbst ein paar Schläge abbekommen. Ich hatte keine Chance. Es tut mir so leid..." wieder hört sie auf zu reden und weint leise.
Meine Gefühle sagen mir das ich jetzt weinen würde aber irgendwas hält meine Tränen auf und so weine ich stumm in meinem Kopf mit. Wenn andere weinen, muss ich automatisch auch weinen, dass ist irgendwie ansteckend genau wie das Lachen.
Irgendwann steht sie auf und verlässt das Zimmer. Sofort fühle ich mich einsam und allein. Nach wenigen Minuten betritt wieder jemand das Zimmer und Sabina kündigt sich leise an. Sie erzählt mir das sie jetzt wieder Arbeiten korrigiert. Dann höre ich wieder, wie der Stuhl umgestellt wird und sie sich hin setzt. Eine Weile lausche ich dem Blätter rascheln und dem kratzen des Stiftes auf dem Papier. Dann wird es plötzlich wieder ruhig.
Auf einmal fängt sie wieder an zu reden.
"Leo, wenn du mich hörst, bitte komm zurück. Ich brauche dich, es ist schrecklich ohne dich. Ich fühl mich so allein, obwohl ich immer bei dir bin..." sagt sie traurig. Dann herscht wieder eine Weile stille.
So geht das ein paar Tage lang, bis auf einmal jemand mich besuchen kommt, von dem ich es nicht erwartet hätte. Eines Vormittags, Sabina ist noch in der Schule, geht die Türe auf und mehrere Füße betreten das Zimmer. Dann höre ich Stimmen.
"Sie kann uns wirklich nur hören?"
"Ja, das hat die Schwester gesagt."
Ich erkenne sie als die Stimmen von meinen besten Freunden.
~aber woher wissen die das ich hier bin, wer hat ihnen davon erzählt?~
Ich höre wieder Stühle rücken und dann fangen sie an zu sprechen.
"Hey Leona, wir haben uns Sorgen gemacht, weil du seit Wochen nicht mehr online warst. Deshalb haben wir bei dir Zuhause angerufen und dein Bruder hat uns alles erzählt..." erzählt Lero.
"Das ist ja echt unglaublich wie deine Eltern reagiert haben, wusstest du schon das sie in Haft sitzen." unterbricht Merve ihn.
"Ich bin froh dass sie endlich ihre gerechte Strafe gekriegt haben. Sie waren schon immer schlimm. Jetzt bist du sie endlich los. Aber du musst aufwachen, sonst bekommst du davon doch nichts mit. Außerdem musst du uns alles von dir und Frau Esball erzählen, seit ihr jetzt zusammen, was ist in den Sommerferien mit dir und ihr passiert?" hängt sie noch vorfurwsvoll hinterher. Innerlich muss ich grinsen. Ich wünschte ich könnte sie jetzt beide umarmen, mit ihnen Lachen und ihnen alles von mir und Frau Esball erzählen. Wieder, wie so oft in den letzten Tagen versuche ich mit aller Kraft meinen Körper zu fühlen. Dabei denke ich angestrengt, dass sich irgendein Körperteil bewegen soll. Aber es klappt nicht. Entäuscht lasse ich meine Bemühungen fallen und konzentriere mich wieder auf die Geräusche um mich herum.
"Weißt du Leo, ich kann irgendwie nicht glauben das du nichts spüren kannst. Ich werde jetzt deine Finger bewegen."
Dann passiert etwas erfreuliches ich spüre ganz leicht, oder bilde ich mir das nur ein, wie mein Finger knickt, doch dann ist das Gefühl wieder vorbei.  ~ sicher habe ich es mir nur eingebildet, weil ich mir so sehr wünsche wieder fühlen zu können.~
Sie erzählten noch ein bisschen von sich, als plötzlich die Tür aufging. Die beiden hörten sofort auf zu reden. Eine Zeit lang war es still. Dann unterbrach Lero die Stille.
"Hallo, Fr. Esball, wie schön sie hier zu sehen, kommen sie ruhig rein, Merve und ich wollten sowieso grad gehen." Ich höre deutlich das Grinsen aus seiner Stimme.
"Ja, Hallo. Eh lasst euch nicht stören, ich komm später wieder." stammelt sie leicht erschrocken.
"Ach quatsch wir gehen." Dann flüstert er leise in mein Ohr.
"Du wirst uns einiges erzählen müssen." Dann höre ich die beiden gehen. Sabina setzt sich wieder neben mein Bett.
"Hey, tut mir leid. Ich hoffe ich habe euch nicht gestört." sagt sie leise. Wie gern würde ich ihr jetzt sagen, dass sie nie stört. Dann nimmt sie meine Hand in ihre. ~Momentmal woher weiß ich das?~ ein kribbeln durchfährt meinen ganzen Körper und eine Gänsehaut bildet sich überall auf meiner Haut. Das scheint auch Sabina aufgefallen zu sein.
"Leo, Leo spürst du das etwa. Kannst...kannst du dich bewegen?" fragt sie aufgeregt. Mit aller Kraft versuche ich mich zu bewegen, doch es klappt nicht. ~Immerhin spüre ich jetzt wieder meinen Körper. Es fühlt sich gut an."
Doch Sabina hat noch nicht so schnell aufgegeben wie ich.
"Versuch mal deine Augen zu öffnen, viele können im Wachkoma blinzeln." erklärt sie hoffnungsvoll.
Ich konzentriere mich vollkommen auf meine geschlossenen Augen. Ich versuche sie zu bewegen.
"Ja, du schaffst das." sie drückt meine Hand fester. Zum ersten mal in meinem Leben fühlen sich meine Augenlieder so schwer an. Ich kann sie kaum heben. Aber immer wieder schaffe ich einen kleinen Spalt zu öffnen. Sabina gibt mir Hoffnung und Kraft indem sie auf mich einredet. Irgendwann habe ich es geschafft, meine Augen sind vollständig geöffnet. Nachdem Sabina mir dann meine Brille aufgesetzt hat, kann ich sie zum ersten Mal seit Wochen, endlich wieder sehen. Wir unterhalten uns noch ein wenig, indem sie mir Fragen stellt und ich sie mit blinzeln beantworte bis sie dann irgendwann gehen muss. Jeden Tag üben wir nun mehr und bald kann ich mein Gesicht vollständig benutzen und mit ihr reden, lachen... Auch meine Hände und Füße kann ich bald schon bewegen. Dann trainiere ich mit einem Physiotherapeuten, immer unter den wachsamen Augen von Sabina. Jedesmal gibt mir ihr Anblick, ihr Lächeln, ihre ermutigenden Worte, die nötige Kraft um schnell immer besser zu werden. Nach einem Monat im Krankenhaus und noch zwei Wochen Physio, kann ich mich endlich wieder vollständig und alleine bewegen. Den Tag über bin ich immer mit Sabina unterwegs und Abends gehe ich nach Hause, wo mein Bruder und ich nun alleine wohnen. Meine kleine Schwester wurde von ihren Paten aufgenommen. Mein großer Bruder zieht in einem Monat aus, nach Stuttgart. Ich werde dann ganz alleine sein. Aber darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Erst an diesem Abend. Mein Bruder hatte das Thema angesprochen beim Essen. Jetzt sitze ich in meinem Zimmer und mache mir Gedanken darüber. Außerdem fängt in einer Woche meine Ausbildung an. Ich bin so aufgeregt, ein neues Kapitel öffnet sich in meinem Leben. Keine Schule mehr, jetzt wird es ernst. Ich verdiene mein erstes eigenes Geld.

First Love With My Teacher --- I Love YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt