益ᑕᕼᗩᑭԵᗴՐ 𝟤益

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<____[|𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐|]____>

Die Kälte zieht um uns herum, nimmt mich ein und friert mich an der Stelle fest, während sich das muskulöse Tier schnaubend unter mir weiter bewegt. Mein Körper wippt wie automatisch zu den Bewegungen des schwarzen Pferdes mit. Schneeflocken fallen beständig und dicht nach unten, schmelzen dennoch augenblicklich wieder auf dem warmen Fell und der weißen Mähne des Tieres. Weiße Wolken verdecken meine Sicht noch mehr und verschlechtern meinen Blick auf die mir vorderen Reiter und ihre Tiere.

Wächter, Jian Adelias.

Ihre schwarzen, gefütterten Umhänge liegen um ihre Körper, bedecken ihre stabilen, eisernen, verzierten Rüstungen genauso gut, wie ihre metallenen Masken den Großteil ihrer Gesichtszüge verdecken. Ich habe keine Ahnung, wieso sie das tun. Wieso sie ihre Augen bedecken...aber das macht auf jeden Fall keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Erst recht nicht, wenn sie grundsätzlich mit zu der gleichen Reihe gehören, wie wir. Auch nicht, nachdem sie uns gerettet haben in Tenian...

Ich kann mich kaum noch an etwas erinnern, was dort auf der Lichtung passiert ist, nachdem ich mich umbringen wollte um dem Ganzen ein Ende zu setzen....!

Doch durch irgendwelche komischen Umstände stehe ich dennoch hier, beziehungsweise sitze. Körperlich quicklebendig und in Topform. Als wäre nie etwas gewesen. Das Einzige, was von dem Tag noch zeugt und den Ereignissen, die auf dem Vorplatz geschehen sind, sind die unzähligen neuen Narben an meinem Körper. Kleine Schnitte, die ich beim Durchdringen der Masse bekommen habe. Etwas tiefere und markantere durch den Kampf mit Jungkook. Eine tiefe, große Narbe an meinem rechten Oberschenkel durch Jungkooks Klinge, die mich versucht hat am Boden fest zupinnen und mich aufzuhalten. Doch das alles hat mich nicht aufgehalten, sodass ich schließlich in dem einzigen Moment, wo ich wirklich klar war eine Entscheidung traf, die alles hätte anders ausgehen lassen sollen...Die letzte, größte und markanteste Narbe Ein langer, wulstiger, heller Schnitt an meinem Hals.

Vor wenigen Monaten noch dachte ich, dass diese Narben eine Schande sind. Ich hab es gehasst sie auf meiner Haut tragen zu müssen, mit beeinflusst von meiner Mutter und ihrer Einstellung zur gesamten Situation, dem gesamten System, dem gesamten Leben, was wir tagtäglich durchlaufen. Sie hasste die Jian abgrundtief. Sah sie als selbstverletzerisch und psychisch krank an, weil sie ihr Leben für Andere geben.

Ich weiß nicht, wie sie jetzt, nachdem sie fast mit in erster Reihe stand, das Ganze sieht. Was ich jetzt aber weiß ist...sie hat absolut recht. Vollkommen mit jeder Aussage, die sie je getroffen hat. Es stimmt alles auf mich zu. Irgendwo auf jeden von uns. Wieso sollten wir unser Leben für Andere opfern, unser Bestes geben um zu hoffen, dass die Menschen, die es wirklich verdient haben weiter zu leben, schließlich doch sterben.

Menschen, die ihr Leben lang ebenso ihr Bestes getan haben...sie sterben so oder so. Raila, Hyeong-Joons Mutter, er selbst, all die Opfer bei den Angriffen durch Eridya. Sie alle sind gestorben trotz unseren Kämpfen. Trotz den Kämpfen, die wir Jian ausgetragen haben, austragen und auch weiterhin austragen werden. Sie sind trotz allem nicht mehr unter uns. Und dennoch machen wir weiter. Schneiden und ins eigene Fleisch, lassen uns Stück für Stück zerstückeln um wieder zusammengeflickt zu werden und weiter zu machen. Als würde man mit Verzweiflung versuchen einen See im Winter zu überqueren der bereits droht einzubrechen. Das Eis berstet, knackt unter den Füßen und man hat keine Ahnung, wie lange es einen noch trägt Und dennoch geht man weiter, selbst wenn man einbricht.

Es wird sich daran nichts ändern. Das ist unser Schicksal. Das Schicksal als Jian. Das Leben, welches ich gewählt habe. Und trotz allem stellte ich mich immer gegen ihre Aussagen... Meine Mutter hatte sowas von Recht. Das hat nichts mit einem gesunden Menschenverstand zu tun! Rein gar nichts!

益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt