益ᑕᕼᗩᑭԵᗴՐ 𝟣𝟫益

43 10 1
                                    

<____[|𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐|]____>

Zumindest, bis auf einmal meine Mutter sich bewegt, nachdem sie Minuten lang enttäuscht und frustriert auf mich gestarrt hat, sich umdreht und aus meinem Sichtfeld verschwindet...

Ehrlich gesagt kann ich sie gut verstehen, wieso sie jetzt abhaut. Immerhin hat sie nicht wirklich viel mit mir am Hut. Das Einzige, was uns wirklich verbindet ist das gleiche Fleisch und Blut, die 9 Monate, die sie mich in sich trug und die paar Jährchen als ich noch klein und ein Kind war. Unbedeutende Jahre, wenn sie nicht da war in den Jahren, wo ich sie hätte wirklich an meiner Seite gebraucht. Aber das macht jetzt alles eh nichts mehr aus!

Ein seltsames, schleifendes und kramendes Geräusch lässt mich verwirrt meine Stirn runzeln, doch ich bin zu faul um meinen Kopf zu bewegen, weshalb ich einfach nur so da liegen bleibe und nur anhand meines Gehörsinnes zu erraten, was das gerade eben war. Das ich dadurch natürlich auf keine Lösung gekommen bin erklärt sich von selbst. Ich realisiere erst, was ab geht, als die ältere Frau, die mich geboren hat, auch einmal wieder direkt vor mir steht und einen Verband und noch anderen Kram in der Hand hält, den ich momentan aber echt nicht erkennen kann.

„Du solltest die Wunde lieber abdecken und dich besser darum kümmern! Es wird nicht besser, wenn du es offen lässt, Schweiß und Dreck herein geraten lässt und es sich am Ende noch entzündet", gibt sie ruhiger und tatsächlich mütterlicher von sich, als ich sie die letzten Jahre erlebt hatte. Nicht einmal in der Nacht, als ich mit ihr reden musste und sie mir über ihre Schwester erzählt hatte, war sie so drauf...mehr wie jemand Außenstehendes, der dennoch irgendwo mit einem vertraut war, aber auch nicht zu vertraut...so..halt..so eben.

Ich nehme auf ihren Kommentar meinen rechten Arm nach oben, drehe ihn so, dass ich von unten hoch auf meinen Unterarm blicken kann und die tiefe, gerötete, immer noch unveränderte Wunde sehen kann. Seit seiner Trauerfeier hab ich den Schnitt zwar immer wieder gespürt und mehr als deutlich wahrgenommen, aber einfach ignoriert. Ich hab und hatte andere Probleme, als mich um den kleinen Schnitt zu kümmern, den ich wohl angemerkt auch noch nicht behandeln kann. Ich kann es noch nicht...ich kann noch nicht mit dem Ganzen abschließen. Ich kann mit Hyeong-Joon noch nicht abschließen...und vor allem...

„Ich WILL ES NICHT! Noch nicht...!", gebe ich nur von mir, starre dabei weiter nachdenkend auf die tiefe Wunde. Mir war durchaus klar, dass meine Mutter mehr als recht hatte, dass ich mich lieber darum kümmern sollte, als es so weiter offen zu lassen und dennoch... Auch wenn sich die Wunde entzünden würde und mir mehr als nur Schmerzen bereiten würde, es wäre nichts gegen das, was ich Hyeong-Joon angetan hatte. Ich kann es jetzt noch nicht hinter mich bringen. Ich muss es mir zuerst selbst ins Hirn und auf meinen Körper meißeln.

Ich muss es spüren, es fühlen! Das ist der einzige Weg!

Leise und mit dem Kopf schüttelnd schnaubt meine Mutter auf, dreht sich schließlich jedoch wieder weg, legt das Verbandsmaterial auf den Schrank und setzt sich schließlich auf den Boden nieder. Stille kehrt ein. Keiner redet. Keiner weiß was er sagen soll. Immerhin ist das letzte Mal, dass wir wirklich alle zusammen als Familie irgendwo einfach nur saßen, auch schon Jahre her...

Aber was solls. Ich hatte es mir doch alles so ausgesucht! Ich war diesen Weg gegangen ohne sie zu informieren, ohne mit ihnen zu sprechen. Ich war wie ein Feigling einfach nur weg gerannt und hatte mein Ding gemacht. Und das war nichts Neues. Und dennoch hatte ich bis dato noch nichts daraus gelernt.Ich bemerke nicht einmal richtig wie ich in meinem langsamen, wirren Zustand die nächsten Worte laut ausspreche.

„Sagt mal...kann ich euch was fragen? War...war es damals eine dumme, unüberlegte Entscheidung von hier einfach abzuhauen? Hätte ich lieber etwas Anderes machen sollen...?".

益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt