益ᑕᕼᗩᑭԵᗴՐ 82益

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Die Kirchbäume lichten sich schließlich komplett um uns herum und der Steinweg, der uns durch den kleinen Wald führte, wechselt zu der mir nur allzu bekannten roten Brücke, die über die Teiche führt.

Die kleinen Grasteppiche zwischen den Seerosenmeeren grünen wie eh und je, während feinste Kirchblütenblätter auf den halb angefrorenen Teichen ihre Runden drehen.

Bedächtig schreiten wir die Holzbrücke entlang auf den Sandplatz vor dem riesigen, weißen Tempel.

Dieser Anblick ist mir nicht unbekannt. Das erste und letzte Mal als ich diesen Tempel betrat, war wegen meiner Verhörung...Der Verhörung wo man herausfinden wollte, ob ich dem Land treu bin...

Und siehe wo wir jetzt stehen...Ein ironisches Grinsen legt sich auf meine Lippen, von dem ich aber schon bald wieder abwege. Eigentlich ist es gar nicht so amüsant...

Selbst damals schien es mir schon etwas komisch vor, dass die Bäume hier, das Gras und die Seerosen so blühend gedeihen und das im Winter... Aber die Naivität die einem angelernt wird beim Training als Jian lässt sich schlecht überdenken...

Und trotz allem stehen wir jetzt hier...

Die Brücke nimmt langsam sein Ende, während wir schließlich unsere Füße auf den sandigen Boden setzen und zielstrebig auf die Treppe vor uns zu gehen, die zum Tempel hinauf führt.

Ich merke, wie Jaehyun Soraya abermals leicht an der Schulter anschiebt, sodass sie uns weiter „anführen" kann. Mein Blick schwebt dabei auf die Wachen, die um den Teich, auf dem Weg vor dem Tempel und kaum erkennbar hinter den Bäumen im Dickicht ihre Runden drehen.

Man spürt deutlich die angespannte Stimmung.

Ein lauerndes, angespanntes, Kampf vorbereitetes Gefühl liegt in der Luft und lässt auch mich nicht unbeachtet.

Es ist also tatsächlich wie Jaehyun meinte. Sie sind schon auf uns vorbereitet...

Trotz allem gehen wir schließlich so unbeirrt wie nur möglich die Treppen hinauf zum Tempel, nicken den beiden Wächtern vor den riesigen Toren nur knapp begrüßend zu, als wir schließlich in die Wärme des Gebäudes eindringen.

Mit dem Schritt auf den Parkettboden des Regierungsgebäudes überkommt mich ein seltsames Gefühl. Als hätte ich mich in einer Falle verhängt, zieht mich mein Körper wie benebelt den schmalen, strahlend weißen Gang entlang und führt uns in den Gerichtssaal.

Sonnenlicht fällt durch die Dachfenster auf die Bänke und die Tribüne am vorderen Ende des Saales. Die Grünpflanzen um die Säulen durchbrechen nur ein wenig die hölzerne Halle, die damals nur so voll von alten, bedächtigen, misstrauischen Augen waren.

Wie als würden diese Augen der Ältesten wieder berechnend auf mir liegen, vergesse ich kurzzeitig komplett meine Situation und trete den schmalen Gang vor, werfe meinen Blick dabei auf das vorderste Pult, an dem ich stand und mich gegenüber diesen verräterischen Heuschlern rechtfertigen musste.

Meine Beine tragen mich weiter nach vorn, direkt vor das Pult, wo damals der Richter saß welcher genauso auf die eisernen Türen an der linken Wand starrte, wie ich damals.

Als Eridya in Ketten und Handschellen aus dem Keller gezerrt wurde.

Ich sehe erneut ihren zarten, in schwarzen Gewändern gewickelten Körper vor mir, wie sie sich mühevoll, gequält und verletzt über das Parkett zerrt und versucht nicht umzukippen. Unbarmherzig weiter von den Jian angetrieben wird, um schließlich wie ein wildes Tier am Boden gefesselt zu werden. Ihre schwarz-grünen Strähnen hängen strähnig an ihrem Gesicht herab und verdecken ihre Miene und dennoch verspüre ich abermals diese kämpferische, wütende, rachsüchtige Aura, die von ihr ausgeht, die ganz und gar nicht zu ihrer gebrochenen Gestalt passt.

益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt