益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益

益ᑕᕼᗩᑭեᗴր 𝟣𝟥益

<____[|𝙺𝚊𝚒𝚝𝚘|]____>

Erschöpft und ausgelaugt trete ich in unsere Küche und kramme in unserer Kühltruhe herum. Ich atme einmal tief ein und aus, ehe ich mir Einiges an Gemüse und Fleisch schnappe und das auf den Tresen lege um es schließlich zu etwas Essbaren zusammen zumehren. Irgendetwas was schnell geht und satt macht.

Die letzten Tage waren purer Stress und Arbeit. Zeit zum Ausruhen gab es nur nachts einige Minuten, aber sonst nichts.

Nachdem der Angriff auf Tenians Tor stattfand und das bereits seit Jahren verschlossene Tor aufgebrochen wurde, stürmten mehrere von diesen Untoten, wie es Minha beschrieben hatte und wie ich es selbst gesehen hatte, in die Stadt. Zwar konnten Tode vermieden werden, zumindest auf unserer Seite, aber dafür war unsere Stadt völlig aus dem Ruder gelaufen.

All die Jahrzehnte nach dem ersten Angriff der Jaraminer war nichts gewesen. Tenian war eine ruhige, friedfertige Stadt geworden in der niemand wirklich Probleme hatte und in Lebensgefahr schwebte. Weder irgendwelche gefährlichen Raubtiere, Überfälle, kein gar nichts. Wir hatten hier in Tenian eine Einsatzrate von 0%. Ich und Yuu dienten eigentlich nur als pro forma Jian, die erstens ihre Heimat nicht aufgeben wollten und zweitens die in einigen Augen wahrscheinlich auch schon als zu Alt angesehen wurden.

Es ist kein Geheimnis, dass einige Gerüchte umherschwirren, dass wir Beide nicht das Zeug mehr dazu hätten, hier überhaupt noch jemanden zu retten weil wir einfach „aus der Übung" waren. Angeblich.

Ich schnappe mir einen der grünen Paprikas und mache mich daran diesen auseinander zu nehmen.

Um ganz ehrlich zu sein haben diese Gerüchte schon immer ein wenig an meinem Ego gekratzt. Immerhin waren wir die letzten Überlebenden von dem Vorfall vor 23 Jahren und dennoch schien uns ein Teil nicht zu respektieren und für fähig zu sehen. Das sich diese Aussagen jetzt auch noch bewahrheitet hatten ließen mein Ego nicht wirklich steigen.
Wären vor etwas mehr als einer Woche nicht die anderen Jian aus Caneria noch hergekommen, wäre es bei dem Kampf deutlich anders ausgegangen...

Die Ereignisse waren uns über den Kopf geragt, nachdem Taehyung und Hyeong-Joon zu uns versetzt wurden. Das all das nur in 2 Wochen passiert ist, kann ich bis jetzt noch nicht richtig fassen. Es scheint schon so ewig her zu sein und dennoch fühlt es sich noch so real an, wie als wäre es erst vor einigen Minuten passiert. Als wären es erst einige Stunden gewesen, nachdem sich diese Jaraminerin und ihr Begleiter sich in unser Land geschlichen hatten...einige Minuten, nachdem ich das Glas habe brechen gehört, einige Minuten nachdem ich Hyeong-Joons schlaffen Körper in seinem warmen Blut auf dem Boden gefunden habe...

Ich bereue es, dass ich nicht eher da war. Das ich nicht eher meinem Instinkt gefolgt bin und wirklich geglaubt habe, dass nichts passiert war. Hätte ich auf mich selbst gehört, wäre es vielleicht anders gekommen. Hätte ich auf mein Bauchgefühl gehört, dann hätte ich vielleicht noch etwas unternehmen können und ihn retten können. Vielleicht hätte ich seine Blutungen noch soweit stoppen können, dass er nicht verblutet wäre und er wä-...

„Hängst du schon wieder in den Gedanken fest? Lass es Kaito!", gibt auf einmal Yuuto überraschenderweise von sich, sodass ich zusammenzucke und mir fast in die Finger schneide. Ich schmeiße das Messer aus Reflex, um mich nicht selbst zu verletzten, weg und drehe mich schließlich etwas geschockt um.

„Was soll das? Du hast doch gesehen, was ich gerade mache!", schnautze ich ihn gereizter als gedacht an, wegen etwas wofür er eigentlich gar nichts kann. Immerhin ist es meine Schuld, das ich zu sehr in Gedanken versunken und nicht mehr klar bei Sache war, das ich mich erschreckt habe!

Ich atme einmal tief durch, schließe kurz die Augen, ehe ich mich vollständig zu ihm umdrehe.
„Sorry, dass war nicht so gemeint", murmle ich erschöpft und leise vor mich hin, blicke ihm dabei nicht in die Augen, sondern weiche seinem Blick aus und schaue stattdessen auf das graue, haarige, kleine Ding in seinen Armen.