益ᑕᕼᗩᑭեᗴր 𝟦𝟤益

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<____[|𝚂𝚊𝚛𝚊𝚢𝚊|]____>


,,Du fliehst zu viel für einen Jian!".

Ich bleibe abrupt stehen, erstarre völlig in allen Bewegungen, während ich die Klinge an meiner Kehle deutlich spüren kann und aus dem Augenwinkel der Älteste langsam hervor tritt und mich lächelnd und ohne zu blinzeln anschaut.

Mein Atem wird von Sekunde zu Sekunde ruhiger, mein Herzschlag beruhigt sich und die Kontrolle über meinen Körper kehrt zurück. Ich spüre, wie langsam der halb aufgebaute Schleier wieder zusammen fällt und ich zurück in die Realität gezerrt werde.

Jaehyun starrt mich von der Seite einfach nur emotionslos an, hat sein Katana an meiner Kehle, sonst aber keine Hand an mir und berührt mich auf keine Weise. Er steht einfach nur neben mir und atmet mich leicht an, sonst nichts...

,,Das waren jetzt knappe 4 Minuten, Saraya. Das reicht nicht aus! Zumal du auch nur weggerannt bist. Zwar habe ich gesagt, dass du einfach nur die Zeit irgendwie überbrücken sollst und deine Nerven behalten, aber du musst dabei auch irgendwie zeigen, dass du eines Jian würdig bist!".

Ich wende meinem Blick langsam in seine Richtung, lasse meinen Kopf dabei sturr gerade aus gerichtet um mich nicht selbst zu verletzten. Sein Griff sieht dabei auch nicht wirklich so aus, als würde er mich jeden Moment losgehen lassen wollen und sein Katana nach unten nehmen.

,,Die bist grundsätzlich viel zu sehr von deinen Reflexen geprägt, was nicht unbedingt schlecht ist, aber um diese wirklich gebrauchen zu können, wäre es sinnvoll diese auch trainiert zu haben und zu wissen, wie man sie am Besten einsetzt. Zwar sagt dir irgendwie dein Körper was du machen musst, aber das muss du auch klug nutzen. Du hättest beispielsweise von Anfang an nicht gleich einfach wegrennen sollen, sondern besser einen von uns erst angegriffen, um unsere Formation zu durchbrechen und uns durcheinander zu bringen. Dann wenn du selbst weißt, dass du kräftemäßig eher auf schlechter Basis bist, hatte ich nicht den originalen Ausweg gewählt, sondern wäre an deiner Stelle über die Dächer geflüchtet. Durch deine Körpergröße sollte das nicht das Schwerste sein. Ich habe zwar bemerkt, dass du wirklich eine fantastische Auffassungsfähigkeit hast, aber nicht ausweichen kannst. Du bist zwar schnell und groß, das bietet aber auch genug Raum um dich anzugreifen. Dessen musst du dir bewusst sein. Du kannst diese Auffassungsgabe gut einsetzen, würdest du etwas vorbereiteter und geschmeidiger im Ausweichen sein. Das was du diesbezüglich gezeigt hast, war nämlich eher unterste Schublade. Die Wunden hätten nicht sein müssen, hättest du gewusst wie du wegkommst. Und dann warst du zu abgelenkt. Manche Reflexe muss man auch unterdrücken, wie eben den nach Wunden zu schauen. Es bringt dir nichts, außer das du aus dem Konzept kommst. Du musst weiter machen, egal wie sehr du unter dem Schmerz leidest. Diese paar Sekunden können dir das Leben retten oder nehmen!".

Er verstummt kurz, gibt mir eine kleine Pause um seine Worte wirklich auffassen zu können. Ich sage dennoch nicht, starre ihn nur an und warte ab, dass er fortfährt.

,,Dann das auf dem Eis. Was war das bitte. Ich will wirklich nichts sagen, aber im echten Kampf wärst du schon lange tot gewesen. Soo-Ri hatte dich die ganze Zeit über ihm Visier. Hätte er gewollt, hätte er dich leicht einfach so erschießen können und einen perfekten Kopfschuss vollstrecken können, sodass der Pfeil nicht in deinem Bein, sondern mit voller Wucht durch deinen Schädel und dann genau hier heraus gespießt wäre". Er tippt bei seinen Worten einmal kurz auf meine Stirn, zwischen meine Augenbrauen, zieht seine Finger jedoch schnell wieder zurück. Dennoch brennt die Stelle wie als hätte er weiterhin seine Finger dort verweilen, wo er hin gefasst hatte.

,,Gegen Taehyung hattest du das selbe Problem wie üblich. Du bist nur auf Fliehen ausgegangen. Du hättest etwas ausrichten können und wenn es nur ein Kratzer gewesen wäre, der seine Angriffe eingeschränkt hätte. Es hätte dir geholfen. Du konntest dich jedoch recht überraschend von ihn lösen. Aber das war eigentlich nur Glück. Wäre dort der Abstieg nicht gewesen und du wärst nicht hingefallen, wäre es dort schon dein Trainingsende gewesen. Gegen Chiron und Seojun kamst du recht gut an. Es war nicht zu umgehen, dass du wenigstens von einem von ihnen verletzt wirst. Du konntest wenigstens Seojun ausweichen und Chiron hat dich nur gestreift. Du warst schnell in dem Moment. Das war gut. Aber Shiwon...das war völlige Katastrophe. Nicht weil du seine Hand durchbohrt hast. Das ist nur halb so dramatisch. Das hat mir wenigstens gezeigt, dass du nicht ganz nur ein Flüchtender bist, sondern auch zuschlagen und angreifen kannst. Aber alles davor. Komplette Katastrophe. Du hast dich einfach leiten lassen und bist in Panik versumpft. Wie bei unserer ersten Konfrontation. Das darf nicht passieren, egal was dir dabei durch den Kopf schießt. Du musst es wegschieben und verdrängen. Du kannst nicht deine Gefühle dich übernehmen lassen. Weil du dann irgendwann nicht nur für dich allein kämpfst, sondern für deinen Trupp. Wenn du plötzlich die Nerven verlierst und einfach nur noch rennst, zerstörst du den Trupp und kannst im schlimmsten Fall jemanden damit ernsthaft verletzten und nieder strecken! So etwas darf nicht passieren, egal wann, wo, warum. Das spielt alles in dem Moment keine Rolle! Auch wenn du dadurch wenigstens bewiesen hast, dass du genug Ehrgeiz hast um weiter zu kämpfen und nicht einfach so dich in den Tod fallen zu lassen und aufzugeben!".

Er verstummt abermals, schaut mich einfach nur an und tritt schließlich komplett vor mich, versperrt mir den Blick nach vorn auf die Gasse.

,,Wenn ich dein Training bewerten müsste, wäre das eine 2/10. Das Einzige was du heute wirklich gut gemacht ist, ist zu beweißen, dass du rennen kannst und das du Reflexe in dir stecken hast, die deinen späteren Kampf einmal bestimmen werden. Aber mehr auch nicht!".

Jaehyun stoppt abermals, nimmt schließlich endlich sein Katana nach unten und von meiner Haut und steckt es zurück in die Halterung am Rücken. Er blickt mich intensiv an, während in mir endgültig sämtliche Spannung zusammen sackt und ich zusammen klappe. Ich falle auf den Boden, knalle auf meine Knie auf, während Jaehyuns Blick auf mir liegt und mich bei jeder Bewegung beobachtet und seinen Blick mit meinem verschränkt hat. Irgendetwas blitzt in seinen Augen auf und mir wird bewusst, dass wenn er gewollt hätte, er mich vor dem Fall hätte bewahren können...doch er einfach nicht wollte...

Von oben herab blickt er auf mich. Ich hocke einfach nur erschöpft , zusammen gesackt und ausgelaugt im Schnee, starre ununterbrochen nach oben, merke mit jedem Augenblick mehr, wie schwach und ungenügend ich einfach bin.

,,Du verbrauchst zu viel Energie wenn du Panik bekommst. Solange du das nicht unter Kontrolle bekommst, sehe ich keine Chance dich als Jian zu trainieren. Demnach will ich auch vorerst nicht, dass du in Kontakt mit Meister Myoji kommst und vor seine Augen trittst. Halt dich von ihm fern. Genauso von uns, wenn er in der Nähe ist!", gibt er kalt von sich und blickt mich starr und emotionslos von oben an. Seine Worte schlagen mir ins Gesicht und zerstören augenblicklich alles, was ich gehofft und geträumt hatte...nämlich endlich einen Platz im Leben und einen sicheren Alltag...

Aber das gerade eben war doch eindeutig eine Absage, dass ich als Jian unzureichend bin!

Ich weite meine Augen, die zu brennen beginnen, geschockt und kann die aufkommenden Tränen nicht verkneifen. Seine eiskalten Worte haben einfach alles niedergerissen, was vor wenigen Minuten noch Minha vorgetragen hatte. Ich war viel zu kindisch und überzeugt, nur weil ich mich von Bastarden wie ihnen befreien konnte.

Mein Auftritt heute war einfach nur peinlich!

4 Minuten... länger war es nicht...4 Minuten...das ist nichts! Rein gar nichts!

Ich senke meinen Kopf, sacke völlig in mich zusammen und kippe nach vorn. Ich kralle meine Hände in den Schnee unter mir, solange bis ich meine Finger kaum noch spüren kann.

Enttäuschung ist das einzige was noch vorhanden ist.

Und ich dachte, dass ich endlich einmal etwas allein schaffen könnte...etwas wo ich Minha nicht dafür brauche...aber anscheinend doch nicht. Ich werde für immer einfach nur ein Klotz an ihrem Bein sein, der zufällig näher als jeder andere mit ihr steht...

Ich höre den Schnee leise knirschen, als Jaehyun sich vor mir hin hockt und mich anstarrt, während ich abermals weiter versumpfe. Ich merke, wie er sich von mir weg dreht und mir den Rücken zeigt, schließlich spricht: ,,Steig auf. Ich bringe dich nach oben zu Minha. Sie muss dich wieder erden!".

Ich brauche einige Minuten, bis ich seine Worte schnalle und schließlich einfach nur wortlos nach seinen Schultern greife und mich an ihn klammere. Ohne irgendwelche Beschwerden steht er auf, während ich mein eines Bein um seinen Körper lege, darauf bedacht irgendwie mein anderes Bein mit dem Pfeil weg zuhalten und versuche nicht seinen Gang auch noch zu beschweren, nachdem ich heute so schon nur eine Enttäuschung war. 

Weil es hat nämlich nicht ausgereicht, dass ich völlig unbewaffnet nach 4 Minuten dastehe. Nein. Sondern bin ich auch noch nervlich und körperlich bereits so erschöpft, dass ich mich kaum an seinem Rücken halten kann. Während er, ein wirklicher Jian, ohne Probleme mich mit den Berg hinauf schleppt und gleich wieder weiter trainiert...

Obwohl ich die kalte Rüstung unter mir spüren kann und jeder seiner Atemzüge, scheint es dennoch, als wäre die Kluft zwischen uns so riesig, dass ich nur schwer seine Silhouette überhaupt als kleiner Fleck am Horizont erkennen kann... 

Fast so, als wäre es nie möglich dort hin zu reichen, wo er jetzt steht.

<____[|益|]____>

Mir jetzt egal, ob theoretisch ein Read noch fehlt, aber spätestens jetzt haben wir den.

Viiiielen Dank für 600 Reads 💜💜💜und über 200 Votes. Ich weiß, steht schon bissl aus aber was soll's🤦🏻‍♀️.

Lasst gern Feedback da!

Thalita🌿

益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt