益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益

益ᑕᕼᗩᑭեᗴր 𝟧𝟨益

<____[|𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐|]____>

Der nächste Morgen war angebrochen und die Sonne schien wie jeden Wintertag nur gedämpft hinter den dicken Wolken hervor. Die blattlosen Baumskelette um uns herum machen das so schon eisige Wetter nicht wirklich bequemer, geschweigeden den Anlass, warum wir uns auf einmal überhaupt hier hinten befinden.

Die Sohlen unserer Stiefel knirschen im Schnee, während der Trupp und die beiden Frauen aus der Stadt, sich hintereinander und still schweigend durch die Bäume hindurchschlängeln und schließlich, etwas entfernt von dem Tempel, im Wald auf einer Lichtung stehen bleiben und sich um den auf den Boden liegenden Körper versammeln.

Gespielt unter Schmerzen sacke ich etwas in mich zusammen, als wir stehen bleiben, wodurch ich natürlich augenblicklich zwei Blicke auf mir liegen habe. Jungkooks besorgten Blick, der mich von der Seite aus mustert und mich am liebsten wieder zurück ins Bett stopfen würde und Jaehyuns Starren, welcher mich fast zu durchbohren wollen scheint und dennoch gewissermaßen zufrieden mit mir scheint. Immerhin war es seine Drohung, dass ich lieber weiterhin die Verletzung vortäuschen sollte, die mir die Person zugefügt hat, die direkt vor uns unter dem schwarzen Seidetuch mit golden-besticktem Rand liegt.

Emotionslos drehe ich meinen Blick nach unten und konzentriere mich wieder auf mich selbst und die Leiche vor mir.
Die Leiche unseres Meisters.

Einige Sekunden starre ich auf seine Silhouette, nur um abermals bestätigt zu bekommen, dass ich rein gar nichts empfinde. Grundsätzlich muss ich einfach nur feststellen. Ich empfinde weder Trauer noch Melancholie, wie es bei einer Beerdigung eher typisch wäre.

Das was ich eher empfinde ist Schadenfreude.

Es mag durchaus hart klingen, aber ich kann es anders einfach nicht in Worte fassen. Myoji war von Anfang an eine Person, die mich gehasst hat, aber akzeptieren musste. Er hat jede Möglichkeit genutzt, um mich irgendwie bloß zu stellen, mich zu testen, zu hinterfragen oder zu demütigen, was mich jedoch nicht direkt dazu bringt so zu empfinden. Wäre es nur dieser Fakt gewesen, dann würde ich eventuell Melancholie empfinden. Immerhin darf man nicht vergessen, dass er ein durchaus fähiger Meister war. Und daran kann man auch nicht rütteln. Seine Methoden, Gedanken und Pläne waren vielleicht nicht immer einsichtig, normal oder alltagstauglich, aber wirksam. Ich hatte Respekt vor ihm. Ich habe ihn respektiert in seiner Arbeit und in seinen Fähigkeiten...!

Aber all das kann nicht gerechtfertigt werden, wenn er dann einfach so eine Frau angreift, diese mutwillig verletzt und wie ein Irrer auf andere losgeht. Er hatte keinerlei Recht dazu, sowohl Minha als auch Saraya in derartige Situationen zu bringen, die man nicht mehr erklären kann. Er hat sie ausgeliefert. Verletzt. Bloßgestellt und in eine Ecke gedrängt. Gnadenlos.

Und dennoch stehen auch sie jetzt hier. Wobei ich mir jedoch ziemlich sicher bin, dass das mehr an dem Fakt liegt, dass ER einen Druck aufgebaut hat, den sie nicht riskieren können...

Ich kann bis jetzt nicht ganz verstehen, was sie mir gestern alles erklärt haben. Ich werde es auch höchstwahrscheinlich nie verstehen. Aber mir bleibt momentan einfach kein anderer Weg übrig, als zu akzeptieren, was sie gesagt haben. Und dementsprechend ist mir auch durchaus klar, das es für die Beiden die Hölle wäre, zurück in diese Stadt zu müssen...!

Ich will nicht wissen, was mit ihnen passieren wird, wenn er sie tatsächlich auffliegen lässt. Aber es wird bestimmt der Strafe ähneln, die Marvin bekommen hat. Zumindest auf Minhas Seite...was mit Saraya passieren wird....will ich mir nicht vorstellen. Immerhin ist sie eine Jaria. Und genau das ist der Fakt, den auch ich nicht für die Beiden riskieren will. Denn wie auch immer man es dreht und wendet, Minha ist meine Freundin. Sie steht auf meiner Seite. Sie hat mich mehrfach gerettet, vor den Klauen des Todes bewahrt. Sie hat mich versucht zu beschützen und hat sich selbst schließlich ins Schußfeld gebracht und ihr und Sarayas Leben aufs Spiel gesetzt, dadurch, dass sie mir die scheinbare Wahrheit erzählt hat.