益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益

益ᑕᕼᗩᑭեᗴր 𝟤𝟥益

<____[|𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐|]____>

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen und einer seltsamen Leere in meinem Körper gehe ich weiter Schritt für Schritt gerade aus und durch den hohen Schnee, der heute Vormittag neu dazugekommen ist. Der robuste, aber wärmende Mantel hüllt mich ein und hält mich warm, deckt dabei besonders meinen verletzten, eingebundenen Arm ein.

Meine Mutter hatte sich um die Wunde gekümmert und zugenäht, dennoch muss ich vorerst eine Schonhaltung einnehmen und meinen Arm so wenig wie möglich belasten, da sie der Meinung ist, dass ich sonst mich selbst dazu bringen könnte, dass ich meinen Arm nie wieder so verwenden kann wie zuvor. Das sie meinen Arm jetzt dennoch so einwickelt und mir in einer Schlaufe um den Hals gelegt hat, ist noch nerviger als ich erwartet hatte, als ich mich dazu entschied mich in die Klinge zu drehen.

Mir war völlig klar, dass Yuuto mich nicht treffen wollte und mich ausschließlich am Boden Festpinnen, sodass ich nicht abermals abhauen konnte. Zum einen, weil ich es mit eigenen Augen gesehen hatte und zum weiteren, da ich Kaito auf und vor mir hatte. Mir war durchaus bewusst, dass er niemals seinen Partner angreifen würde...erst recht nicht, nachdem ich die Beiden die Nacht habe so schlafen sehen. Was auch immer sie sein mögen, fest steht, dass sie einen speziellen Bund zu- und miteinander haben, den sie Beide nicht trennen wollen. Sie waren die letzten Überlebenden ihres Trupps, haben die ganze Zeit alles miteinander durchgemacht und es zusammen verarbeitet und zudem sind sie Jian. Allein der Fakt hätte normalerweise gereicht um mich zu überzeugen, dass er mich nicht so attackieren würde das er mich verletzt. Immerhin lag Kaito vollständig auf mir. Hätte Yuuto mich treffen wollen, hätte er ihn getroffen.

Und dennoch hab ich mich gedreht. Bei vollem Bewusstsein und mit dem klaren Willen so zu handeln, nicht wie zuvor bei den Heilerinnen. Es war kein Reflex, den ich mir an trainiert hatte, als höchste Priorität die Bürger zu retten. Hauptsache aus der Schusslinie. Das ich sie so weg schubste und in weitere Gefahren brachte war nicht geplant, aber nicht anders möglich. Immerhin hatte ich keine Zeit gegen Marvin zu überlegen. Ich hatte bereits einmal gegen ihn gekämpft und konnte ihn einigermaßen einschätzen...! Mir war klar, dass ich mit ihm echt Probleme bekommen würde...weshalb ich die Situation einfach meinem Körper und seinen Reflexen überlassen habe.

Als Yuuto jedoch angriff...wollte ich den Schmerz spüren. Mir war bewusst, dass ich dabei verletzt werden würde, damit hatte ich gerechnet. Das war meine volle Absicht gewesen.

Die ganze Zeit über, seit heute Nacht...ich hab nicht ein was gefühlt. Als wären alle die Gedanken und Gefühle auf einmal weg und komplett verschwunden...als wäre ich auf einmal völlig leer... bis ich heute Nacht aufgewacht...es ist nicht so, als hätte ich einfach alles vergessen. Ich kann mich genau und präzise an alles erinnern, was ich getan habe und was ich gesprochen habe. Jedes Wort meiner Eltern ist mir immer noch klar bewusst, genauso wie der Fakt, dass mich Marvin schlussendlich nach Hause wieder zurück geschleppt hat. Auch der Traum...mir ist alles so klar und dennoch fühle ich nicht ein was...

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darüber freuen sollte, endlich frei zu sein oder eher nicht...es ist nicht dieses freie, unbeschwerte Gefühl wie zuvor...einfach nur Leere.

Der Schnee knirscht und gibt mit jedem Schritt nach. Der Weg, die wenigen Meter und Schritte ziehen sich ewig hin. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es daran liegt, dass die Zeit wie still zu stehen scheint oder sich mein Körper gegen mein Vorhaben wehrt und ich deshalb nur so schwer vorwärts komme... Die Sonne, die so schon kaum hinter der grauen Wolkenwand hervor scheinen konnte, versinkt hinter den Dachgiebeln der beiden identischen Häuser. Mit schneebesetzten Schuhen trete ich auf die Holzveranda und stelle mich vor die braune Eichentür, bleibe starr davor stehen und blicke auf die Maserung.