益ᑕᕼᗩᑭԵᗴՐ 𝟧𝟦 益

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<____[|𝙼𝚒𝚗𝚑𝚊|]____>

Völlig erstarrt sitze ich in der kaum belichteten Dunkelheit und starre zu der Größeren nach oben, die in ihrer knappen Bekleidung da steht und gerade Worte über ihre Lippen gebracht hat, die mich zum einen zutiefst erschüttern, als auch mich unwohl fühlen lassen haben.

Aus zwei einfachen Gründen...zum einen, weil sie gerade das erste Mal wirklich über die Lippen gebracht hat, wie sie sich damals, vor noch wenigen Monaten, gefühlt hat. Sie hat immer versucht ihre tiefsten Gefühle irgendwie hinter einer ihrer vielen Masken zu verstecken. Grundsätzlich war sie doch nur damit beschäftigt...sie hatte immer irgendwelchen tiefen Geheimnisse, irgendwelche Sachen, die sie hinter meinen Rücken machte, irgendwelche Gedanken, die sie beschäftigten.

Zwar bin ich mir durchaus im Klaren, dass sie mich niemals belogen hat, gleichzeitig aber eben auch nicht die Wahrheit gesagt hat. Ihr war klar, dass ich so schon genug zu kämpfen hatte mit der ganzen Situation. Ihr war von Anfang an klar, dass wir uns in eine Gefahr damit brachten, die uns genauso auf ihre Liste bringen könnte. Sie wollte mir einfach nicht noch mehr aufbürden...demnach kann ich es ihr auch nicht wirklich übel nehmen und dennoch...empfinde ich Wut und Frust, wenn ich mir sie so ansehe.

Nicht auf sie. Saraya konnte nie etwas dafür. Sie kann nichts dafür, dass sie derartig geboren wurde. Mit diesem Körper, dieser Art und diesen Genen. Sie kann dafür nichts. Sie kann auch nichts dafür, dass sie so aufwachsen musste. Man kann keiner 5 Jährigen vorhalten, dass sie hätte besser aufpassen müssen, sich nicht hätte locken lassen sollen. Es ist vielmehr die Wut und der blanke Frust, dass diese Männer sie derartig missbrauchen mussten...!

Saraya wurde in diese Schiene gebracht, weil sie es nicht anders kannte. Sie wollten ihnen allen nur irgendwie helfen. Sie hat keine andere Möglichkeit gesehen. Und genau das macht mich wütend. Das sie keinen weiteren Weg gesehen hat...

Ich kann das bedrückende, flaue Gefühl in meiner Magengegend nicht länger aushalten, weshalb ich schließlich einfach aufspringen und schnellstmöglich zu meiner Kissenecke laufe um mir eine der bunten Wolldecken zu schnappen und zurück zu der Größeren zu kehre.

Ich kann es nicht verhindern, dieses Gefühl, sie bedecken zu müssen, zu empfinden. Sie beschützen zu müssen, vor den unglaublich starrenden, lodernden, bohrenden, lechzenden Blicken all der Menschen. Auch wenn es gerade nur Taehyung ist...der niemals...niemals derartiges ihr antun würde wie all die anderen...kann ich es einfach nicht aushalten sie halbnackt hier stehen zu haben...auch wenn sie es freiwillig getan hat...

Ich breite die Decke schnellstmöglich in der Luft aus, lege ihr die Decke augenblicklich von vorn über die Schultern und blicke ihr von unten in die Augen. Sie fängt meinen Blick auf, während ich die Decke schützend um sie wickle und versuche ihre gesamte Silhouette einzuhüllen. Ich kann ihren Blickkontakt nur kurz halten, weshalb ich diesen bald wieder senke und mich schließlich versucht ruhig wieder hinsetze. Auch Saraya folgt mir recht bald wieder, setzt sich zurück neben mich und legt schließlich ihren Kopf auf meinen ab, drückt sich leicht an mich.

Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass mich ihre Geste etwas beruhigt, dass ich sie irgendwie etwas beschützen kann...weshalb ich auch schon bald wieder aus meinen Gedanken drifte und meine Aufmerksamkeit wieder auf Taehyung lenken kann, welcher mit scheinbar noch tieferen Augenringen in unsere Richtung blickt.

Sein Blick geht zwischen mir und ihr hin und her, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit sich schließlich zu Wort gemeldet bekommt und mit rauer Stimme über die Lippen bringt: ,,Was...bist du...?".

Saraya lässt sich an seiner Wortwahl nicht erschrecken, tut es einfach ab, während ich mich langsam aber sicher dazu verpflichtet fühle, etwas zu sagen.

益 Wᴀʀʀɪᴏʀs - 𝙼𝚊𝚢𝚋𝚎 𝙸𝚗 𝙰𝚗𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛 𝙻𝚒𝚏𝚎 益Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt