Kapitel 41

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Es ist merkwürdig wenn du dich an einen menschen so sehr gewohnt hast und plötzlich sollst du so tun alles wäre nichts gewesen. Egal wie schnell mal ihn in sein herz geschlossen hat, man braucht immer viel länger um ihn wieder zu vergessen. Und das schlimmste ist das kaum einer dieses Gefühl kennt, so sehr sie sich anstrengen, keiner kennt es so gut wie du selbst in dem Moment. Sie versuchen dir irgendwie zu helfen, doch keiner versteht das du alleine sein willst. Das du für dich trauern willst.

Ich entschied mich dazu nach yousras Geburtstag zu ihr zu fahren und ihr nachher mein Geschenk zu geben. Ich machte mich also an meinem letzten urlaubstag fertig um zu ihr zu fahren.

Ich war gerade dabei das Geschenk einzupacken als mein handy zum 9 mal an dem tag klingelte. Ich entschloss mich nun endlich dazu, zu schauen wer es denn war. Auf dem Display erschien fatihs nummer und da ich wusste das er sich tatsächlich sorgen machte hob ich zögernd ab.

Ich: ja?

Er: mach dich fertig ich bin in 10 minuten bei dir.

Ich; ich habe keine zeit. Ich fahr zu zeinab.

Er: wie kommst du dahin?

Ich: mit bus und bahn.

Er: sei in 10 Minuten unten.

Ich: nein fatih, lass mich bitte mit dem bus fahren.

Er: ich muss dich aber sehen.

Ich: aber -

Und somit war das Telefonat beendet. ich wollte niemanden sehen, ich wollte allein sein, für mich. Doch ich wusste das fatih nichts abhalten konnte, aus welchen Gründen auch immer.

Ich machte mich also bedrückt und genervt auf dem weg, an die strasse, an der er mich immer abholte, da dort nichts los war. Ich kam der Straße immer näher und erkannte schwach einen fatih der am auto stand und auf mich wartete. Ich kam ihm immer näher und erkannte wie er mich mit einem bemitleiden blick ansah, was ich allerdings nicht ganz verstand, da ich ihm nicht erzählte das karim starb.

Fatih schüttelte entsetzt seinen kopf und sagte "nein, bitte sag nicht das es wahr ist, nein" in meinen Augen stauten sich Tränen an und ich senkte meinen Blick.

Er nahm mich einfach in den arm und sagte nichts weiter. Ich fühlte mich sicher und geborgen in seinen armen, er War mein bester freund, ich wusste ich konnte mich in seine armen fallen lassen ohne Angst vor dem fallen zu haben. Ich weinte leise Tränen in seine Schultern da mir bewusst wurde das ich nicht mehr soviel weinen dürfte.

Er drückte mich mit jeder träne etwas näher an sich bis ich irgendwann seinen Herzschlag hörte. Mehr wollte ich nicht hören. Keine tröstenden worte, keine bemitleiden worte, einfach nichts. Wir standen eine weile dort und ich fühlte mich nach wie vor gut in seinen armen, bis er sich von mir löste. Er wischte mir meine Tränen weg und sagte mir, in einem sanften und gefühlvollen ton, dass wir uns auf den weg machen müssten, da wie ihr wisst, zeinab weiter weg wohnte. Ich nickte bloß und setzte mich schweigend auf den Beifahrer sitz.

Der quran lief und wir schwiegen eine ganze stunde der fahrt. Fatih wusste immer wie er sich zu verhalten hatte, was angebracht war und was nicht, dass schätzte ich so sehr an ihm. Bis ich irgendwann die stille unterbrach.

Ich: woher wusstes du es? Ich hatte dir nichts gesagt

Er: damals, als mein vater starb, habe ich mich genauso verhalten. Ich habe mit niemanden gesprochen, habe jeden abgeblockt, habe einfach geschwiegen, habe nicht gegessen, mich zurück gezogen und wollte für mich trauern. Ich wollte nicht glauben das es da Menschen gibt die wussten wie ich mich fühle, deswegen habe ich mir immer gewünscht mit jemandem sprechen zu können, doch niemand wusste wie ich mich fühlte. Meine Mutter wusste nicht wie ich mich fühlte, da sie seine Frau und nicht sein sohn war. Meine onkel oder meine tanten wussten nicht wie ich mich fühlte, da sie seine Geschwister waren und nicht sein Sohn. Meine Großeltern wussten nicht wie ich mich fühlten, da er ihr Schwiegersohn war und sie nicht sein sohn waren. Nicht einmal meine schwestern fühlten sich wie ich, da sie seine Töchter waren und nicht sein einziger sohn und sein jüngstes kind. Ich wollte mir nicht eingestehen das sie dennoch ungefähr wussten wie es sich anfühlte, denn er war für sie ein genauso wichtiger Mensch wie für mich.

Mein mektab♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt