1. Kapitel ☑️

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Nachdem ich mir ein neues Outfit gekauft hatte, schlenderte ich noch ein bisschen durch die Einkaufsstraße. Shoppen beruhigte schon immer meine Nerven. Auf dem Nachhauseweg kam ich bei einem Tattoo- Laden vorbei, der erst seit kurzem geöffnet hatte und sah mir neugierig die Auslage an. Dort hingen viele Fotos von fertiggestellten Arbeiten des Artists und ich war darüber sehr erstaunt. Dort hingen keine 0-8-15 Tattoos. Der Künstler oder die Künstlerin, musste viel Arbeit in die Erstellung dieser Stücke gesteckt haben, denn sie waren atemberaubend schön. Sie strahlten etwas so einnehmendes aus, dass ich mich gar nicht davon lösen konnte. Ich selbst hatte noch kein Tattoo, da ich nie das Richtige für mich gefunden hatte.

Mein Blick wanderte von einem Foto zum nächsten, ich war total gebannt von den einzigartigen Werken, dass ich zuerst gar nicht bemerkte, dass mich jemand dabei beobachtete. Im Studio stand ein Typ, wie ich selten einen gesehen hatte. Wahnsinnig groß, sicher über 1,90 m, schlank aber durchtrainiert und seine olivfarbene Haut war bis zum Hals voll mit Tattoos. Zum Kontrast seiner Haut wirkten seine wasserstoffblonden Haare beinahe weiß und waren im Nacken kurz geschnitten, während sie oben lässig verwuschelt auf seinem Kopf lagen.

Seine hellen Augen starrten unverhohlen in meine eigenen und ich musste hart schlucken, als ich seinen durchdringenden Blick sah. Gerade wollte ich mich zum Gehen abwenden, als plötzlich die Tür des Studios aufging und der hübsche Kerl heraustrat. Er lehnte sich lässig neben mir an die Auslage, die Hände in den Hosentaschen.

<Hey, du! Bist du zufälligerweise mein 16.00 Uhr Termin? Wenn ja, komm doch bitte rein, du bist etwas spät dran.> sagte der Fremde und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er musterte mich ungeniert von Kopf bis Fuß und legte seinen Kopf schief.
Endlich hatte ich meine Stimme wiedergefunden und richtete mich auf, um neben ihm nicht so zwergenhaft zu wirken.

<Hi, ähm... Nein tut mir leid, ich habe keinen Termin, ich war nur gerade dabei mir deine Kunst anzusehen.> sagte ich mit schwacher Stimme.
Der große Blonde sah mich noch einmal von oben bis unten an und grinste keck, was mir äußerst unangenehm war. Noch nie hatte mich jemand so ungeniert abgecheckt.

<Ist irgendwas?> hörte ich mich plötzlich genervt fragen. Ich tat es ihm gleich und verschränkte meine Arme vor der Brust und reckte ihm leicht mein Kinn entgegen.

<Naja, Du bist ziemlich winzig.> stellte er fest.
Diesen Satz musste ich mir in meinem Leben sicher schon 1000 Fach anhören und es ärgerte mich jedes Mal aufs Neue.
<No shit, Sherlock...> entfuhr es mir, ich war sichtlich aufgebracht. <Was tut das zur Sache?>
Der Fremde hatte aufgehört mich zu mustern, stattdessen starrte er mir nun direkt ins Gesicht.

WOW, diese Augen! Sie waren von einem eisigen Blauton, noch nie hatte ich so eine Farbe gesehen. Er hat lange dunkle Wimpern, auf die jede Frau neidisch gewesen wäre. Wie unfair!  Seine eisig- blauen, trafen auf meine grünen Augen.
Wie von selbst begann mein Herz schneller zu schlagen und meine Wagen fühlten sich glühend heiß an.

Reiß dich zusammen, Ella! Der Typ ist ein Arsch!, dachte ich und versuchte mich auf seine Antwort zu konzentrieren und weniger auf seinen durchdringenden Blick.

<Nun ja, ich dacht mir nur, dass dieser riesige Drache, für deinen Rücken sowieso etwas zu groß gewesen wäre.> er schenkte mir ein heißes Lächeln und zwinkerte mir zu. Ich begriff nun, dass er von dem Motiv des 16 Uhr Termins sprach.

<Ein Drache ist sowieso nicht mein Stil...> antwortete ich frech.

Der Blonde lehnte sich ein ordentliches Stück weiter zu mir herunter, bis er nur noch Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war und sagte mit anzüglicher, tiefer Stimme <Was ist sonst dein Stil?> Bei seinem letzten Wort, blitzte etwas in seinen Augen auf, dass mir die Knie weich wurden. Ich musste die Luft anhalten, um keinen Laut von mir zu geben.
Verdammt, was passierte da gerade?

Ich trat einen Schritt zurück, denn ich musste zwischen uns genügend Platz schaffen um wieder normal denken zu können.
<Wenn ich das weiß, komme ich vielleicht noch einmal bei dir vorbei.> brachte ich hervor.
Er sah mich amüsiert an und hob dabei seine Augenbrauen.
Ich versuchte so selbstbewusst, wie nur möglich zu klingen und drehte mich danach um, um endlich zu verschwinden.

<Ich bin hier!> hörte ich ihn mir noch nachrufen, aber ich drehte mich nicht mehr zu ihm um. Schnell lief ich um die nächste Ecke und lehnte mich dort an die kühle Fassade. Mein Herz raste immer noch und ich brauchte ein paar Minuten um mich zu beruhigen.

<Was für ein krasser Scheiß...> sagte ich zu mir selbst und schwor mir, in Zukunft einen großen Bogen um dieses Studio zu machen. Das würde ich ansonsten nicht überleben.
Ich stieß mich von der Mauer ab und ging auf leicht wackeligen Beinen nach Hause um mich für mein großes Date vorzubereiten.
Ich musste mich darauf konzentrieren, trotz allem hallte das Gespräch, mit dem blonden Typen mit den schönen Augen immer wieder in meiner Erinnerung nach.

<Jetzt brauche ich erstmal eine kalte Dusche.> dachte ich und ging ins Badezimmer, um mir diesen Nachmittag vom Körper zu waschen.








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