38. Kapitel

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Ella

Das Gefühl von Nervosität kroch in mir hoch als mein Dad den Wagen unsere Einfahrt hochfuhr. Es war lächerlich, wieso war ich so aufgeregt? Keiner kannte dieses Haus so gut wie ich und dennoch konnte ich diese Gefühle nicht abschütteln. Kiano schlief tief und fest in seinem Kindersitz, dieser süße kleine Kerl hatte mein Leben in den letzten Jahren so richtig auf den Kopf gestellt. In dem Moment als mir die Hebamme dieses kleine Wesen in die Arme gelegt hatte, wusste ich dass es für mich nichts wichtigeres auf der Welt geben würde. Mein Herz füllte sich mit so viel Liebe, dass ich meinte, es würde gleich zerspringen. Das war einer der glücklichsten Tage meines Lebens obwohl ich ihn ohne Jace erleben musste. Ich brauchte einige Zeit um mich an den Gedanken zu gewöhnen, Kiano alleine aufzuziehen und dass Jace nicht dazu bereit war den Part des Vaters zu übernehmen. Ich musste Natalie bitten, Reed nichts davon zu erzählen und sie behütete dieses Geheimnis, wofür ich mehr als dankbar war. Ich wollte dass Jace aus freien Stücken zu uns kam und ohne, dass ihm jemand ein schlechtes Gewissen machte. Möglicherweise war dieser Gedanke verrückt doch ich wollte nicht, dass er es nur als Verpflichtung ansah. Ich machte mir damals Hoffnungen darauf und das war wiederum der Grund warum Kiano neben meinem Nachnamen auch den seines Vaters trug. Doch Jace meldete sich nie wieder und daher entschied ich, es dabei zu belassen. Ich würde lügen wenn ich sagte, dass ich nun da ich wieder zu Hause war nicht total angespannt war Jace endlich wieder zu sehen aber ich schwor mir Kiano's und auch meine Gefühle zu schützen.

Ich stieg aus dem Auto aus und befreite den immer noch tief schlafenden Kiano aus seinem Kindersitz. Er klammerte sich an meinen Hals und erwachte erst als mein Dad die Haustüre hinter uns schloss.

Er lugte verschlafen unter seinen langen Wimpern hervor und grinste mich an. Dieses Kind war der pure Sonnenschein.

<Hey, Schätzchen! Hast du dich genug ausgeruht?> fragte ich ihn und er sah sich kurz im Zimmer um bevor er nickte.

<Dann kommt und seht euch euer Zimmer an!> sagte Dad fröhlich und streckte die Arme nach seinem Enkelsohn aus.

Kiano ließ sich mühelos aus meinen Armen heben und Dad trug ihn die Stufen zu meinem alten Zimmer hinauf. Er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben es uns so gemütlich wie möglich zu machen. Im Zimmer stand ein großes Doppelbett für mich und an der Wand, an der sich das kleine Kinderbett befand, hatte Dad mühevoll die kleinen Hunde der Paw Patrol aufgemalt. Überall waren Spielsachen und Stofftiere. Kianos Augen wurden groß und er zappelte aufgeregt in Dads Armen hin und her.

Er quietschte ausgelassen vor Freude und raste auf sein neues Spielreich zu und klammerte sich glücklich an einen kleinen roten Laster.
Mein Herz zog sich bei diesem Anblick zusammen und ich entspannte mich ein wenig.

Ich spürte die Arme meiner Mutter, die sich liebevoll um mich legten.

<Kiano, hast du Hunger?> fragte ihn Mum und er nickte eifrig.
<Dann geht Grandpa mit dir nach unten und ihr deckt gemeinsam den Tisch, was hältst du davon mein Schatz?>

<Jaaaaa!> jauchzte er und hob die Arme nach meinem Dad, der ihn schwungvoll auf seine Schultern setzte und mit ihm das Zimmer verließ.

Ich schaute mich auf meiner Seite des Raumes um und meine Augen blieben an meiner Fotowand hängen, die ich in meiner alten Wohnung gehabt hatte.
Ich betrachtete die Aufnahmen und konnte garnicht fassen, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Plötzlich erstarrte ich und musste schwer schlucken.
Direkt unter diesen ganzen Fotos aus meiner Jungend, hing die Zeichnung die Jace von mir gemacht hatte. Ich spürte einen dicken Kloß im Hals als ich die Finger zittrig danach ausstreckte und sanft über die Linien fuhr.

<Ich habe das in einer deiner Kisten gefunden und gedacht du würdest dich darüber freuen.> riss mich die sanfte Stimme meiner Mum aus meinen Gedanken.

Ich drehte mich zu ihr um und wischte mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Sie sah mich liebevoll an und Strich mir mit der Hand über die Wange.

<Er hat dich wirklich geliebt, Honey! Da bin ich mir ganz sicher. Diese Zeichnung von dir ist überwältigend.> nun Stich sie leicht über die Skizze und lächelte mich dabei an.

<Wenn er mich geliebt hat, warum ist er dann nie zu uns gekommen, Mum? Ich habe mich das jeden Tag gefragt seit ich ihm den Brief geschickt habe und ich bin letztendlich zu dem Entschluss gekommen, dass das zwischen uns keine Liebe war...>

Mum sah mich mit einem mitleidigen Blick an und dachte kurz nach bevor sie mir eine Antwort gab.

<Die Liebe ist niemals perfekt... Aber er hat dir diesen wunderbaren kleinen Jungen geschenkt und allein dafür musst du ihm dankbar sein!>

Sie zog mich an ihre Brust und drückte mich fest an sich.
Danach ging sie nach unten um unser Essen fertig zu kochen und ließ mich alleine zurück.

Ich setzte mich auf mein Bett und dachte darüber nach was Mum gesagt hatte.

Ich ließ nocheinmal meinen Blick zu der Fotowand gleiten und verspürte dabei einen Stich im Herzen.

Manchmal tut ankommen mehr weh als gehen.

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Hey ihr Süßen,

bitte, bitte lasst mir Sternchen und Kommentare da! 😅😍
Ich weiß es ist nicht viel passiert aber ich les die sooooo gerne ❤️

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