30. Kapitel ☑️

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Ella

<Okay, Mum...Ich komme heute noch vorbei, versprochen!> sagte ich genervt von ihrer Überfürsorge.

Natürlich konnte ich sie verstehen. Ihr einziges Kind würde ganz alleine, tausende Kilometer weit wegziehen und das für ein ganzes Jahr. Ich hatte meine Eltern in den letzten Monaten sehr vernachlässigt und das tat mir nun unendlich leid.

<Ich freue mich, Honey. Stellst du uns auch heute deinen Jace vor? Dein Dad und ich sind wahnsinnig neugierig auf ihn.> sagte sie überschwänglich und in mir zog sich alles zusammen bei dem Gedanken an Jace.

<Mum...!> sagte ich genervt und massierte mir mit der rechten Hand die Schläfe.

<Okay,okay... Wir sehen uns später.Bis dann Honey!> sagte sie und legte auf.

Ich pfefferte mein Handy auf den Couchtisch und lehnte mich zurück in die Kissen. Was für ein totales Durcheinander!
Ich zwang mich von der Couch aufzustehen und schlurfte in mein Zimmer, in dem nun das komplette Chaos ausgebrochen war. Überall lagen Klamotten und Hygieneartikel herum, die ich noch in meinen Koffer verstauen sollte.

Argh!

Ich fegte alle Sachen wütend auf den Boden.

So eine verdammte Scheiße!

Ich schmiss mich bäuchlings aufs Bett und vergrub meinen Kopf ins Kopfkissen.
Diese Reise war alles was ich je wollte und ich konnte nicht verstehen, warum mich nun alles was damit zu tun hatte so unendlich nervte. So konnte das nicht weitergehen.

Ich würde von nun an nach vorne sehen und mir diese Möglichkeit nicht verbauen, das durfte ich nicht zulassen.
Abrupt setzte ich mich auf und begann meine Sachen wieder vom Boden einzusammeln. Ich schrieb mir eine Liste von Dingen, die ich noch besorgen musste und verbannte alle Gedanken an Jace und Alex aus meinem Kopf.

Schluss mit dem Selbstmittleid!

Danach machte ich mich auf den Weg um den Tag mit meinen Eltern zu verbringen. Immerhin würde ich sie für eine lange Zeit nicht sehen.
Ich stieg aus dem Auto, welches ich in ihrer Einfahrt geparkt hatte und plötzlich überkamen mich so viele Kindheitserinnerungen.

In dieser Auffahrt hatte mir Dad das Basketballspielen beigebracht. An unserem weißen Zaun hatte ich meinen ersten Kuss von Danny Mitchell bekommen. An der großen Kastanie rechts von unserem Haus, hatten Alex und ich immer Cowboy und Indianer gespielt.... Was würde ich dafür geben, noch einmal ein Kind zu sein und diesen ganzen Erwachsenenmist hinter mir zu lassen.

Ich ging auf die Haustüre zu und klopfte.

Meine Mum öffnete mir die Türe und zog mich in eine wilde Umarmung.

<Schön, dass du endlich zu Hause bist, Honey!> rief sie freundlich und schloss die Türe hinter mir.

*_*_*_*_*_*

Jace

Nach einigen Stunden Schlaf und einer heißen und erfrischenden Dusche, fühlte ich mich langsam wieder wie ein richtiger Mensch. An dieser Sache mit „eine Nacht darüber schlafen, dann sieht die Welt ganz anders aus" war wirklich etwas Wahres dran.

Ich lag ausgestreckt auf meiner Couch und im Fernsehen lief irgendein belangloser Mist. Eigentlich achtete ich gar nicht darauf, aber ich hielt diese Stille in meiner Wohnung nicht gut aus.

Komisch eigentlich, denn früher genoss ich die Ruhe und die Stille regelrecht. Nach einem ganzen Tag mit meiner Kundschaft und den endlosen, manchmal auch ermüdenden Gesprächen, brauchte ich das um mich zu entspannen. Aber warum war ich nun alles andere als entspannt? Wieso konnte ich es auf einmal nicht ertragen, alleine zu sein? Was hatte sich geändert?

Faking it?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt