16. Kapitel ☑️

9.3K 249 12
                                    

Ella

Kurz vor 19.00 Uhr kam ich vor Jace's Studio an. Ich konnte durch die Auslage sehen, dass er noch Kundschaft hatte. Ich drückte die Türe auf und trat ein. Jace drehte sich zu mir um und schenkte mir ein kurzes Lächeln, mit der Hand bedeutete er mir mich zu setzen.

Ich ließ meinen Blick durch sein Studio streifen und fand es sehr gemütlich und einladend. Er hatte nicht die typischen Bilder mit Motiven an der Wand, sondern viele schwarz-weiß Aufnahmen. Es war sauber und roch zwar nach Desinfektion, aber das störte mich nicht. Ich beobachtete Jace wie er sich mit der Kundschaft unterhielt und er warf mir immer wieder kurze Blicke zu, die mich unruhig auf meinem Platz hin und her rutschen ließen. Um mich abzulenken griff ich nach einer schwarzen Mappe, die auf einem kleinen Tisch vor mir gelegen hatte. Ich schlug sie auf und blätterte Jace's Skizzen durch, sie waren atemberaubend. Ich war so fasziniert davon, dass ich mich insgeheim fragte, ob er mir auch so etwas auf die Haut zaubern würde. Ich war an der letzten Seite angekommen und schnappte kurz nach Luft, denn da starrte mir ein Augenpaar entgegen, dass ich nur zu gut kannte. Es waren nämlich meine. Er hatte mich schon wieder gezeichnet, dieses Mal lag aber kein trauriger Ausdruck in meinem Blick, ich sah glücklich aus. Warum hatte er das in seiner Kundenmappe? Ich wusste nicht ob es mir gefallen würde, wenn ein Wildfremder mit diesem Tattoo herumlaufen würde. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich überhaupt nicht bemerkte, dass Jace und ich schon alleine im Studio waren. Er lehnte an seinem Cashdesk und beobachtete mich eindringlich und ein schiefes Lächeln zierte seine vollen Lippen.

Mir wurde augenblicklich warm und in meinem Bauch flatterten schon wieder irgendwelche Biester umher.

<Keine Angst, Kleine...> sagte er immer noch amüsiert und deutete auf die Mappe in meinen Händen<Diese Skizzen sind eigentlich nicht für meine Kundschaft gedacht, der Mann von vorhin wollte etwas, dass ich in gewisser Weise schon einmal gezeichnet hatte und ich habe ihm das nur gezeigt.>

Ich atmete erleichtert aus und legte die Mappe auf meinen Oberschenkeln ab.

<Gut, ich weiß nämlich nicht, ob ich den Körperteil eines Fremden zieren möchte.>sagte ich.

Er kam rasch auf mich zu, legte seine Arme wieder rechts und links von mir ab und beugte sich zu mir herunter. Er blickte mir fest in die Augen und ich musste schwer Schlucken. Dieser Mann war einfach atemberaubend heiß.

<Das würde ich niemals zulassen, ich mag den Gedanken nämlich auch nicht.>raunte er mir entgegen.

Meine anfängliche Schüchternheit hatte sich in den letzten Tagen in Wagemut verwandelt und deshalb zog ich ihn, ohne darüber nachzudenken zu mir und küsste ihn hungrig. Er schmeckte und roch einfach fantastisch, ich konnte nicht genug von ihm bekommen. Ich wühlte durch sein Haar und klammerte mich regelrecht an ihn, dass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte.
Jace grinste in den Kuss hinein, löste sich von mir und lehnte sich wieder gegen die Theke.
<Da hat mich wohl jemand sehr vermisst...>lachte er und hob belustigt die Brauen an.

<Ein kleines Bisschen vielleicht.>antwortete ich verspielt und zuckte mit den Schultern.

<Was hältst du von der Zeichnung?> Dabei deutete er auf die Mappe auf meinen Beinen.
<Es ist komisch, mich so zu sehen, wie du mich siehst.> gab ich verlegen zu <Ein sehr intimer Moment, aber ich finde es wunderschön, du bist so begabt Jace.>

<Danke für das Kompliment.Ich zeichne am besten, wenn ich inspiriert bin und du weckst dieses Gefühl eben in mir.> sagte er und schaute etwas verlegen zu Boden.

Faking it?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt