4. Kapitel ☑️

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4. Kapitel

<ELLAAA!?> rief mir Alex zu und sah mich dabei komisch an. Nicht nur er, auch die Blondine glotzte mich mit dem selben fragenden Ausdruck an.
<Ja, ähm... was sagtest du?>brachte ich hervor belegt hervor. In meinem Kopf überschlugen sich die Geschehnisse von gerade eben und mein ganzer Brustkorb schmerzte mich auf einmal.
Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und rang mir ein kleines, tapferes Lächeln ab.
Die Blondine hatte während meiner Trance neben Alex Platz genommen und hielt seine Hand umklammert.

<Ich wollte dich soeben meiner Freundin Naomi vorstellen, sie ist ein bisschen früher aufgetaucht, als ich es geplant hatte.> sagte Alex etwas schüchtern und sah mich dabei etwas besorgt an. Stand mir der Schock denn so dermaßen ins Gesicht geschrieben? Zu Naomi gewannt, fuhr er fort <Ich bin eben erst mit der Sprache rausgerückt, als du zu uns an den Tisch gekommen bist, Liebling.>
Die Art wie er sie dabei verliebt ansah, war unerträglich für mich.
Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand eine brennende Fackel in den Magen gesteckt und würde sie mit Freuden immer tiefer in mein Fleisch treiben. Obwohl ich es mit eigenen Augen sah, konnte ich noch immer nicht glauben was da geschah.
Naomi streckte mir plötzlich ihre perfekt manikürte Hand entgegen und ich ergriff sie reflexartig.

<Hi, Ella! Ich habe schon so viel von dir gehört und freue mich dich endlich kennen zu lernen. Alex spricht die ganze Zeit von dir und wenn ich nicht wüsste, dass ihr so gute Freunde wärt, müsste ich fast schon eifersüchtig auf dich sein...> lachte sie.

Ja klar, streu mir noch Salz in die Wunde, du kleines Biest!, dachte ich sauer.
<Ich freue mich auch dich kennen zu lernen Naomi.>
Lüge! Eine fette, frei erfundene Lüge!
Ich hoffte bloß, die beiden würden nicht bemerken, wie viel Kraft es mich kostete überhaupt ein freundliches Wort über die Lippen zu bekommen. Denn im Augenblick war mir nur nach schreien zumute.

Stattdessen rang ich mir wieder ein falsches Lächeln ab und antwortete kühler als ich es beabsichtigte <Ich habe leider bis jetzt noch nie etwas über dich gehört.> Dabei sah ich direkt zu Alex hinüber und bemerkte, dass er peinlich berührt unseren Augenkontakt vermied.

<Wie gesagt...> begann Alex noch einmal < Ich wollte zuerst sicher gehen, dass es etwas Ernstes ist.> er sah glücklich zu Naomi hinüber und lehnte sich dann zu ihr, um ihr noch einen kleinen Kuss auf die Lippen zu drücken.
In mir zog sich erneut alles zusammen und ich spürte Tränen in mir hochsteigen. Ich musste hier weg und zwar schnell.
Der Kellner trat an unseren Tisch und erkundigte sich nach unserem Dessertwunsch.
Naomi bestellte sich einen teueren Cocktail mit exotisch klingendem Namen und ich musste dabei zusehen, wie Alex ihr etwas zuflüsterte, dass sie mit einem kurzen Nicken beantwortete.
<Ein Mousse au Chocolat, für meine Beste Freundin.> sagte er und deutete dabei auf mich.
Der Appetit war mir gründlich vergangen und ich hätte lieber lebende Regenwürmer verspeist, als dieser Turtelei noch eine Minute länger zusehen zu müssen, ich war kurz davor mich zu übergeben.
Bevor Alex weitersprechen konnte, stand ich ruckartig auf und sagte <Nein danke, Alex! Ich muss jetzt leider los. Teilt ihr beiden euch doch die Nachspeise, ich möchte euch nicht weiter stören!>
Nun war es an ihm mich verwirrt anzuglotzen, nickte dem Kellner jedoch zu und dieser verschwand wieder Richtung Bar.
<Aber, Ella! Ich wollte doch dass ihr beiden euch kennen lernt. Wieso gehst du jetzt so plötzlich?> fragte mich Alex perplex.
Mich kostete es alle Kraft die ich besaß, um ihm noch einmal ins Gesicht zu blicken.
Er betrachtete mich mit weit aufgerissenen Augen und mir stiegen wieder die Tränen hoch.

<Dafür haben wir noch genug Zeit, Alex.> ich nickte Naomi zu und sprach an sie gewandt weiter <Es hat mich echt gefreut dich kennen zu lernen.> sie sah mich verwirrt an, nickte mir jedoch zu.
<Aber Ell, du wolltest mir doch auch noch etwas sagen!? Setz dich doch noch.> bettelte er mich an.
Ich antwortete ihm <Ach, das kann warten! Das ist nicht so wichtig.> ich sah betreten zu Boden.
<Danke für den schönen Abend, Alex! Genießt ihn noch, ich muss jetzt wirklich los.> ich nahm ihn kurz in den Arm und drehte mich dann zum gehen um. Mit so viel Würde, wie ich aufbringen konnte, eilte ich zum Ausgang und trat hinaus.
Es war schon kühl geworden und ich hatte keine Jacke dabei. Ich dachte ja eigentlich, dass mich Alex nach Hause fahren würde.
Bei dem Gedanken an ihn, konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten.
Mit eingezogenem Kopf und schmerzendem Herzen rannte ich schon fast die Straße entlang.

Faking it?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt