37. Kapitel

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Jace

Mein bester Freund Reed würde in etwas mehr als einer Woche heiraten! Obwohl ich davon seit einigen Monaten bescheid wusste und ich genügend Zeit hatte mich an die Vorstellung zu gewöhnen, konnte ich es immer noch nicht so recht glauben.

Reed würde bald verheiratet sein, ein Ehemann! Der gleiche Reed der keine Frau mehr als einmal bei sich übernachten ließ (wenn es überhaut einmal dazu kam). Derjenige, der Weihnachten 2019 vier Frauen das selbe Geschenk kaufte, bis sie dadurch durch Zufall bemerkten, dass sie sich mit dem selben Kerl eingelassen hatten. Natürlich hatte er sich verändert als er Nat begegnete aber trotzdem war es ein komisches Gefühl. Noch schlimmer war dass er mich nun zu seinem Trauzeugen auserkoren hatte. Was wusste ich schon groß über Beziehungen und Liebe? Die einzige Beziehung die ich je geführt hatte war mit Ella und ich war mir nach all der Zeit nicht einmal mehr sicher ob das jemals eine Beziehung war. Nachdem sie abgeflogen war, hatte ich alle Hebel in Bewegung gesetzt und versucht an ihre neue Telefonnummer zu kommen, doch Natalie bat mich damals ihrer Freundin etwas Freiraum zu geben, um sich an ihre neue Heimat gewöhnen zu können. Das tat ich, ich gab ihr Zeit und auch ich brauchte diese Zeit um mir klar zu werden, wie ich mein neues Leben weiterführen wollte.

Nach einem Monat dann, kam die Antwort in Gestalt eines Briefes, nicht einmal per Hand geschrieben sondern nur abgetippt. Mehr war ich ihr nicht wert gewesen. Meine Schwester hatte den Brief geöffnet aus Angst ich könnte es nicht verkraften und las ihn zuerst bevor sie ihn mir vorlegte. In der Nachricht stand, dass sie keine Beziehung mit mir wollte und ich nicht auf sie warten solle. Sie sei in ihrer neuen Heimat glücklich und hätte sogar jemanden kennen gelernt den sie sehr mochte. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich über diese Neuigkeit, nicht komplett bestürzt war. Ich respektierte allerdings ihre Bitte und versuchte sie zu vergessen, was mir, bis zum heutigen Tag mal mehr mal weniger gut gelang.

Aber in ein paar Tagen würde ich ihr gegenüber stehen und ich war so nervös wie vor drei Jahren, als ich sie kennengelernt hatte. Wie würde sie aussehen, hatte sie diesen Kerl vielleicht sogar geheiratet. Bei dem bloßen Gedanken daran packte mich ein beklommenes Gefühl. Ich war in den letzten Jahren auch kein Kind von Traurigkeit gewesen, doch niemals ließ ich jemanden nah genug an mich heran. Zumindest nicht bis vor ein paar Wochen. 

Sie hieß Sarah und arbeitete aushilfsweise bei mir im Studio. Wir hatten eigentlich nur gelegentlich unseren Spaß aber als ich von der Hochzeit und der Möglichkeit Ella wiederzusehen hörte, legte sich bei mir ein Schalter um. Ich schämte mich zuzugeben dass ich Angst davor hatte ihr zu begegnen. Einen anderen Mann an ihrer Seite zu sehen und dem nichts entgegensetzen zu können. Das hört sich irgendwie kindisch an aber ich wollte nicht dass sie mich bedauerte. Also vertiefte ich die Beziehung zu Sarah etwas mehr als ich zunächst vorgehabt hatte. Sie war selbst nicht der typische Beziehungsmensch doch wir genossen unsere gemeinsame Zeit und teilten dieselbe Leidenschaft für unsere Kunst.

Ich saß an diesem Abend in meinem Studio und skizzierte einen potentiellen Kundenwunsch als meine Gedanken, fast wie von selbst, zu meiner Vergangenheit huschten. Ich liebte Ella wirklich und das von ganzem Herzen aber manchmal kommt das wirkliche Leben einfach dazwischen.

Die Liebe die uns verband reichte leider nicht aus! Solche Dinge passieren nur in kitschigen Liebesfilmen oder in Märchen, leider jedoch nicht in der Realität...

_*_*_*_

Ella

Wir befanden uns kurz vor dem Landeanflug, als mich eine Stimme aus meinem Nickerchen riss.

<Maaaamiiii!!>

Ich schreckte sofort hoch und blickte ruckartig nach rechts, direkt in zwei wunderschöne, große, eisblaue Augen. Der kleine Kerl war durch den Sinkflug aufgewacht und sah mich panisch an.

<Was ist denn los mein Schatz?> fragte ich meinen zweieinhalb-jährigen Sohn Kiano.

Er verzog seinen süßen kleinen Mund zu einer Linie und kniff seine wunderschönen Augen zusammen. Wenn er das tat, erinnerte er mich noch mehr an seinen Vater, der diesen Gesichtsausdruck genauso gut beherrschte.

Ich streichelte sanft über seinen blonden Haarschopf und stupste anschließend an sein Näschen. 

<Angst..!> sagte er jammernd und kuschelte sich fest an mich.

<Shhh,shhh, Baby! Alles wird gut! Soll ich dir das Lied von der kleinen Spinne vorsingen bis wir gelandet sind?> fragte ich ihn und lächelte ihn freundlich an.

<Ja Mami!> sagte er zufrieden und ich begann ihm leise sein Lieblingslied vorzusingen. 

Als ich so mit ihm dasaß musste ich unwillkürlich an Jace denken. Würde er Kiano überhaupt sehen wollen? Ich konnte nicht nachvollziehen wieso er sich nach seinem Brief an mich, den er wohl bei bemerkt bloß abgetippt hatte, nie wieder gemeldet hatte. War er denn gar nicht neugierig wie es seinem Kind ging? Ich betrachtete meinen Süßen kleinen Kerl, der nun wieder die Augen sanft geschlossen hatte und konnte es einfach nicht verstehen. Er war die perfekte Mischung aus uns beiden, seine Augen und seinen Dickkopf hatte er von Jace und seine Sommersprossen und seine Art, alle Dinge zu hinterfragen hatte er von mir geerbt.

Ich hatte Angst davor, dass er von seinem Daddy verletzt werden würde. Doch ich schwor mir in diesem Moment, alles dafür zu tun dass es dazu nicht kommen konnte.

Als wir gelandet waren, trug ich Kiano aus dem Flugzeug und begab mich zum Ausgang wo meine eltern schon auf uns warteten. Unsere Koffer hatte ich schon vor einer Woche geschickt damit ich mich bloß auf meinen kleinen Sonnenschein konzentrieren konnte.

Ich trat durch die Türe und sah in das verheulte Gesicht meiner Mum.

<OOOH, Daniel! Da sind sie endlich!> schrie sie meinem Vater ins Ohr, der selbst um Fassung zu ringen schien.

Ich lief auf die Beiden zu und wir umarmten uns stürmisch. Dad hob mir Kiano aus den Armen und herzte den kleinen Racker. 

Ich sah zu meiner Mutter die mich glücklich ansah und dann meinte.

<Schön dass ihr endlich zuhause seid!>

<Schön dass ihr endlich zuhause seid!>

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