7. Kapitel ☑️

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Wir betraten gemeinsam seine Wohnung, er hatte seine Hand immer noch fest um meine geschlossen und ich beließ es dabei.

Jace zog mich durch den Vorraum ins Wohnzimmer und erst dort ließ er meine Hand los. Ein eigenartiges Gefühl , denn ich konnte seine Berührung trotzdem noch spüren.

Neugierig sah ich mich in dem modern eingerichteten Zimmer um, drei Wände waren in einem einfachen Weiß gehalten, die vierte Wand jedoch war in einem dunklen Grau gestrichen worden. Seine Möbel waren alle schwarz. Ich liebte warme Farben und weiche Stoffe, bei ihm war es das komplette Gegenteil, trotzdem fühlte ich mich sofort wohl. Das Zimmer hatte etwas sehr maskulines an sich und es roch sogar nach ihm. An den Wänden hingen mit Kohlestift gezeichnete Skizzen, die von Jace selbst stammen mussten. Nachdem ich die Auslage seines Studios gesehen hatte, konnte ich denselben Stil erkennen. Auf den ersten Blick erschienen sie unruhig, aber bei näherem Betrachten wirkten sie zugleich sanft und doch wieder kraftvoll, wenn das einen Sinn ergab.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Jace mich alleine im Raum zurückgelassen hatte, bis er plötzlich aus der gegenüberliegenden Türe trat. In der Hand hielt er einen schwarzen Hoodie und eine Jogginghose.

<Hier, für dich Kleine.> Er kam auf mich zu und überreichte mir lächelnd die Anziehsachen <Vorher kannst du noch unter die Dusche, ich habe dir Handtücher und eine Zahnbürste hingelegt>

<Du meinst das also wirklich ernst mit dem übernachten?>fragte ich ihn und sah ihn schüchtern an.

<Natürlich. Du brauchst dich nicht zu sorgen, ich werde hier schlafen> er deutete auf die kleine, nicht unbedingt bequem aussehende Couch.

<Versteh mich nicht falsch, sie ist sehr schön aber sieht nicht gerade gemütlich aus.> antwortete ich. <Ich will dir nicht noch mehr Umstände machen, ich übernachte hier draußen>

Jace sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte, danach schüttelte er den Kopf.

<Keine Widerrede, du schläfst in meinem Bett. Außerdem übernachte ich oft auf dem Sofa, wenn ich beim Skizzieren einschlafe.>

<Komm schon, ich zeig dir das Badezimmer.> er streckte mir die Hand entgegen und ich ergriff sie fast schon selbstverständlich.
Jace führte mich in sein Schlafzimmer und von dort aus in das danebenliegende Badezimmer. Er schloss die Türe hinter mir, nachdem er mir noch gesagt hatte, dass er noch schnell das Bett frisch beziehen würde.

Ich zog meine Sachen aus und stieg in die Dusche. Das warme Wasser fühlte sich angenehm auf meiner kalten Haut an. Ich konnte nur ein 2in1 Duschgel entdecken, dass, wie sollte es anders sein, für Männer war. <Männer haben es so einfach> dachte ich, als ich an meine fünf verschiedenen Körper und Haarprodukte dachte. Ich wusch mir sogar die Haare und ich musste sagen, dass ich den Geruch sogar sehr genoss.

Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und band mir die Haare zu einem Dutt zusammen. Ich zog Jace's Hoodie über der mir fast bis zu den Knien ging. Die Jogginghose ließ ich weg, da sie mir viel zu lang war. Als ich mich umsah fiel mein Blick auf eine zusammengefaltete schwarze Boxershorts.

Was blieb mir anderes übrig? Ich konnte doch nicht „Unten-Ohne" in einer fremden Wohnung herumlaufen, geschweige denn in Jace's Bett schlafen.

Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel, als ich mir die Zähne putzte. Meine Augen waren von der Heulerei noch immer gerötet und meine Haut war fleckig. Ich hatte schon mal besser ausgesehen, aber ich war zu müde um mich damit länger zu beschäftigen. Schnell spülte ich mir den Mund aus und verließ das Badezimmer.

Als ich gerade ins Schlafzimmer kam war das Bett zwar schon frisch bezogen, aber Jace stand nur in einer tiefsitzenden Jogginghose bekleidet vor seiner Kommode. Mein Herz rutschte mir in die Hose als ich seinen muskulösen Rücken sah. Ich schluckte schwer und hoffte er konnte es nicht hören.

Jace war nicht so ein breiter Schrank von Mann, eher im Gegenteil. Er war schlank aber definiert und ich konnte sehen, dass seine Tattoos sich auch über den gesamten Rücken erstreckten. Er war ein wandelndes Kunstwerk und ich ließ meinen Blick immer wieder über jedes einzelne gleiten. Plötzlich drehte er sich zu mir herum und als er mich in der Türe stehen sah, grinste er mich schief an.

Verdammt, er hatte mich beim Glotzen erwischt! Sofort wurde mir wieder heiß und ich konnte fühlen wie sich meine Wangen färbten.

<Gefällt dir was du siehst?> fragte er mit tiefer, rauer Stimme die mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verursachte.

Reiß dich zusammen Ella!

< Ja...äh, ich meine nein!> stammelte ich wie ein dummes Schulmädchen.

Er grinste mich an und kam langsam auf mich zu. Kurz vor mir blieb er stehen, dann hob er seine Hand und berührte leicht meine Wange.
In mir zog sich alles zusammen, wie konnte dieser Kerl nur solche Gefühle in mir wecken, wenn ich ihn doch gar nicht kannte. Außerdem fand ich ihn heute Nachmittag noch alles andere als charmant.

Um meine wilden Emotionen zu unterdrücken schloss ich kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete konnte ich ihn Schmunzeln sehen. Es war einfach zwecklos.

<Du siehst besser aus> sagte er und streifte kurz über meine Lider.

Erneut  schluckte ich schwer, denn seine Berührungen, erzeugten noch mehr körperliche Reaktionen von mir, die ich so noch nicht gekannt hatte.
Er trat einen Schritt zurück und sobald er mir nicht mehr so nah war, konnte ich meine Gedanken wieder ein bisschen besser ordnen.
Puh, wieso war es hier drin so warm?!

<Mein Hoodie steht dir, Kleine... Ich könnte mich an den Anblick fast gewöhnen.>, schmeichelte er mir und zwinkerte mir dabei auch noch frech zu.
Die Müdigkeit musste mich anscheinend mutig gemacht haben, denn ich hob plötzlich den Pulli hoch und zeigte ihm, dass ich darunter seine Boxershorts trug.
Damit hatte Jace wohl nicht gerechnet, denn er starrte mich fassungslos an. Zum ersten Mal war er nicht so frech und keck. Seine Augen wurden groß und er leckte sich leicht über die Lippen, was mir erneut die kleinen Härchen auf meinem Körper abstehen ließ.

<Deine Jogginghose war mir viel zu groß daher habe ich mir die hier...> ich zeigte auf die Shorts. <ausgeliehen, ich hoffe es macht dir nichts aus?!> sagte ich frech und nun war ich es, die ihm ein Augenzwinkern zuwarf.

Ha! Was er konnte, konnte ich schon lange!

Jace fuhr sich durch die Haare und versuchte seinen Blick von mir abzuwenden.

<Nein,nein> begann er, als er sich wieder gefasst hatte <Ich habe dir ein Glas Wasser hingestellt und wollte dir nur eine gute Nacht wünschen.> fuhr er fort und mied dabei meinen Blick.

Wie süß, der riesige tätowierte Bad Boy konnte also auch schüchtern sein.

<Wenn du etwas brauchst, weißt du ja wo ich bin> er deutete auf die Türe und versuchte sich schnell aus dem Staub zu machen. Als er fast schon draußen war rief ich ihm schnell zu <Äh, Jace?>

Er drehte sich zu mir um und sah mir nun doch wieder in die Augen, wenn auch nur kurz.

<Ja, Kleine?>
Ich lächelte ihn sanft an. <Danke! Für... für alles!>
Er nickte mir zu und schenkte mir auch ein sanftes Lächeln, dass mir die Knie weich werden ließ. Keine Ahnung wie er das schaffte.

<Gern, geschehen. Jetzt leg dich hin und ruh dich aus... Wir haben morgen noch einiges zu besprechen.>, erwiderte er und verließ dann das Zimmer.
Nachdem er gegangen war legte ich mich ins Bett und trank noch mein Wasserglas leer.
Ich löschte das Licht und kuschelte mich in die Decke. Das Kissen roch nach Waschmittel und nach ihm!

Was für ein verrückter Tag....

Kurze Zeit später war ich schon eingehüllt in der wärmenden Decke und in seinem Geruch eingeschlafen.

Faking it?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt