35. Kapitel

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Ella


<Hast du dein Insekten-Spray? Verbandsmaterial? Desinfektion? Blasenpflaster?.... > meine Mum ratterte diese Dinge nur so herunter bis ich sie schließlich unterbrach.

<Mu-uum! Also mal ehrlich, Blasenpflaster?> genervt verdrehte ich die Augen und packte mein Flugticket und meinen Pass zurück in meine Tasche. Ich hatte gerade mein Gepäck aufgegeben und eingecheckt, glücklicherweise waren wir früh genug dran, dass es noch einige freie Fensterplätze in der Maschine gab. Ich hasste den Gang und den Mittelplatz, dort fühlte man sich wie eine Sardine.

Es war wirklich nicht die beste Idee, mich von meinen Eltern zum Flughafen fahren zu lassen. Seit wir ins Auto gestiegen waren, löcherte Mum mich unerbittlich mit Fragen. Sie hätte eine Wahnsinns Karriere beim FBI hinlegen können, wenn sie gewollt hätte. Dad versuchte sie ein wenig zu bremsen, gab jedoch nach ein paar Versuchen auf, es hatte ja doch keinen Sinn.

<Was ist? Du wirst diese Dinge alle brauchen und ich will nur sichergehen, dass du keine dieser wichtigen Sachen vergessen hast!> versuchte meine Mutter ihre Bombardierung auf mich zu rechtfertigen.

<Elise!> versuchte mein Vater den Redeschwall meiner Mutter zu unterbrechen.

<Ich mache doch gar nichts! Mein Baby verlässt uns nun mal und noch dazu wird sie in Afrika leben, da darf man doch sichergehen dass sie alles dabei hat!> murrte Mum beleidigt.

<Mum ich lebe dort in einer Wohngemeinschaft mitten in Kapstadt! Wir haben dort Strom und WLAN, ich hause nicht in einer Strohhütte mitten in der Wüste!> versuchte ich ihr nochmals zu versichern. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es bald Zeit wurde mich von meinen Eltern zu verabschieden, was ich im Moment liebend gern tuen würde, da Mum mir langsam auf die Nerven ging.

Sie sah mich prüfend an und stieß dann einen erleichternden Seufzer aus.

<Okay!> sagte sie dann beruhigter.

Dad warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu das ich erwiderte denn Mum gab sich nicht sehr oft geschlagen.

<Aber warte eine Sekunde!> fing sie schon wieder an und kniff ihre Augen zusammen. <Sagtest du Wohngemeinschaft? Hast du Pfefferspray und Kondome dabei?>

<Mum!>

<Elise!>

<Schon gut, schon gut...!>


*_*_*_*

Nachdem ich mich von meinen Eltern, tränenreich verabschiedet hatte schlenderte ich noch ein bisschen durch die Duty-free Shops. Etwas surreal war diese Situation immer noch. Bald würde ich ein neues Leben beginnen und ich freute mich schon darauf, meine Leidenschaft für meinen Beruf endlich auch praxisnah zu erfüllen. Doch als ich so durch die Shops schlenderte und dort auf einige Pärchen und Familien stieß und sie dabei beobachtete wie sie fröhlich und aufgeregt miteinander plauderten, konnte ich den Stich in meiner Herzgegend nicht abstreiten. Was wäre gewesen wenn alles anders verlaufen wäre? Hätte Jace mich begleitet? Würden wir gemeinsam durch die Shops schlendern und überteuertes Frühstück bei Starbucks genießen? Ich konnte dieses Gefühl nicht abschütteln, wiesehr ich mich auch auf Kapstadt freute, fragte ich mich "Was währe wenn?".

Ich versuchte mich wieder zu fangen, wäre doch megapeinlich heulend am Flughafen zu hocken. Was für ein Klischee. Sosehr ich mich auch dagegen sträubte doch tief in meinem Herzen hoffte ich Jace würde kommen und alles würde irgendwie gut werden, wie in einem dieser kitschigen Filme.

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