2 - Spanien

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Sarinas POV

„Ya, we're flying, feels just like flying, we're such a long way up from the ground, just you and me flying, so high 'n I'm never gonna come down", dröhnt Bryan Adams' Stimme aus meinen Kopfhörern. Während ich meinem Lieblingslied lausche, habe ich mein Gesicht gegen das Fenster gelehnt, sodass meine Nase plattgedrückt wird, und beobachte fasziniert die Welt um mich herum.

Unter mir ist das türkisfarbene Meer, das wegen der Sonne einem glitzernden Sternenhimmel ähnelt, und über mir sind die Wolken. Das ist es, was ich Freiheit nenne. Ich kann von Glück reden, keine Flugangst zu haben, und deswegen den Ausblick genießen zu können.

Ich sitze bereits seit einer Stunde in diesem Flugzeug und starre wie ein glückliches Kind aus dem Fenster. Eine weitere Stunde habe ich noch vor mir.

Der Junge hinter mir, der zu Beginn fürchterlich geweint hat, schläft mittlerweile friedlich an der Schulter seines Vaters, sodass auch ich endlich entspannen kann. Wie bereits erwähnt habe ich zwar keine Flugangst, aber sobald bei anderen Passagieren Unruhe ausbricht, werde ich ebenfalls nervös.

„Ya, we're flying so high and we're never gonna come down you and me." Die letzten Töne des Liedes erklingen und rufen unweigerlich Erinnerungen an meinen Ex Freund Clay hervor. Als wir im vergangenen Jahr nach Italien geflogen sind, haben wir auch dieses Lied gehört. Clay hat mich den ganzen Flug über in seinen Armen gehalten und beim Starten und Landen über meinen Handrücken gestrichen. Es war unser erster Flug zusammen.

Statt Clays zärtlichen Berührungen muss ich mich nun mit einer übergewichtigen Frau zufriedengeben, die meinen halben Sitz in Beschlag nimmt. Leider riecht sie auch sehr stark nach Schweiß, weshalb es angenehmer ist, die Nase gegen das Fenster zu drücken, anstatt normal Luft zu holen.

Ich stoße einen Seufzer aus und verliere mich in der grenzenlosen Ferne. Clay, ich komme!

-

Ich habe keine Ahnung, wann und wie ich eingeschlafen bin, aber als ich meine Augen wieder öffne, ist das Flugzeug bereits im Sinkflug. Mein Sitz befindet sich nicht mehr in der Rückenlage und meine Kopfhörer liegen zusammengefaltet in meinem Schoß. Wie ist das denn passiert?

Meine Sitznachbarin scheint meinen verwirrten Blick zu bemerken, denn sie erklärt: „Du hast so friedlich geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken." Ihre Lippen werden von einem Lächeln geziert, sodass ich gar nicht anders kann und dankend zurücklächele.

Es dauert nicht mehr lange, da landet das Flugzeug auch schon und alle Passagiere applaudieren dem Piloten. Eine weitere Maschine, die Gott sei Dank nicht vom Himmel gefallen ist.

Sobald ich das Flugzeug verlasse und mein Gesicht der spanischen Mittagssonne entgegenstrecke, geht alles ganz schnell. Ich warte auf meinen Koffer, irre durch den riesigen Flughafen und rufe mir ein Taxi.

„¡Hola!", werde ich von einem netten Mann begrüßt. Er hilft mir dabei, meinen Koffer zu verstauen und hält mir dann die Tür auf. „¡Hola!", erwidere ich die Begrüßung verspätet und reiche dem Taxifahrer einen Zettel mit der Adresse meines Hotels. Mein Spanisch ist grottenschlecht. Mehr als Hola und Gracias kann ich nicht sagen.

Ich kann von Glück reden, dass der Verlobte meiner Schwester mit Clay befreundet ist und es dementsprechend ein leichtes Spiel war, alle Informationen über seinen Aufenthaltsort zu erfahren. Wenn ich mir vorstelle, alleine in Spanien herumzuirren zu müssen, ohne die Sprache zu sprechen, und dabei noch Clay ausfindig machen zu müssen, wird mir übel. Das wäre bestimmt nach hinten losgegangen.

Meine Gedanken verweilen noch einen Moment bei Clay. Jedes Wort, jede Berührung und jeder Kuss haben eine Gänsehaut auf meinen Armen und eine wohlige Wärme in meinem Herzen entfacht. Wie soll ich mir da nicht sicher sein, dass er der richtige Junge an meiner Seite ist?

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