51 - Hilflos

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Elins POV

Meine Finger krallen sich panisch an dem Zaun fest. Wir müssen verschwinden – schnell! Ich erreiche das Ende des Zaunes und schwinge mein Bein auf die andere Seite. Sarina ist fast bei mir angekommen und auch Romy – die das Tor nicht mehr aufbekommen hat – klettert bereits auf die andere Seite. Nur Elayna ist noch ziemlich weit unten, was sehr beunruhigend ist.

Die ersten Fußballer erreichen ebenfalls den Zaun und klettern uns hinter her.

Hätte ich gewusst, in welchem Desaster unser kleiner Streich enden würde, hätte ich niemals vorgeschlagen, Flitzer zu spielen. Doch jetzt ist es zu spät. Wir stecken mitten im Schlamassel.

Ich habe keine Zeit mehr nachzudenken und hangele mich möglichst schnell an dem Zaun hinab. Der Boden ist noch mehrere Meter von mir entfernt und mit jeder Sekunde schlägt mein Herz schneller. Die Polizeisirenen werden immer lauter und lauter, was meine Panik nicht gerade lindert.

Mein Körper zittert und sendet elektrische Hiebe durch meine Statur. Das ist eindeutig zu viel Adrenalin, das gerade durch meine Venen gepumpt wird.

Als ich nicht mehr weit vom Boden entfernt bin, kneife ich meine Augen zusammen und springe ab. Ich lande auf dem harten Untergrund und kralle meine Finger in Romys Arm. „Elayna wird es nicht schaffen", wispere ich und deute auf den Zaun. Ein spanischer Fußballer ist ihr dicht auf den Fersen und kann jeden Moment nach ihrem Fuß greifen. Es handelt sich nur noch um wenige Millimeter.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!" Ehe ich reagieren kann, rennt Romy zu dem Zaun zurück und klettert nach oben. Dabei tritt sie den Fußballern auf der anderen Seite extra auf die Finger, sodass diese für einen kurzen Moment gehemmt sind und nicht weiterklettern können.

Elayna ist mittlerweile endlich ganz oben angekommen und schwingt ihr Bein auf die andere Seite. Der Junge folgt ihr.

„Oh Gott", raune ich ängstlich und kaue nervös auf meinen Fingernägeln. Elayna muss es schaffen. Wenn ihr etwas passiert, würde ich mir das niemals verzeihen.

Ich fokussiere wieder Romy und beobachte sie dabei, wie sie dem Fußballer auf die Hand tritt – nicht leicht, sondern mit voller Kraft. Obwohl der Junge mindestens fünf Meter über mir ist, kann ich sein schmerzerfülltes Jaulen bis hier unten hören.

Ich kann nicht genau sagen, wie viele Sekunden oder Minuten verstrichen sind, aber irgendwann stehen Romy und Elayna neben mir und reißen mich an meinem Handgelenk mit sich. Wir rennen und schauen uns nicht um. Die Fußballer beschimpfen uns, doch die Worte gehen in dem Geschrei unter.

„Da ist ein Taxi!" Wir beschleunigen ein letztes Mal unsere Schritte und reißen hastig die Türen auf. Elayna setzt sich wegen ihrer Schulter auf den Beifahrersitz, wohingegen sich Romy, Sarina, Alica und ich zu viert nach hinten quetschen.

Die Taxifahrerin starrt uns entgeistert an und denkt erst gar nicht daran loszufahren. Das ist auch der Grund, weshalb ich erneut panisch werde und aus dem Fenster schaue. Die ersten Fußballer haben den Zaun überquert und steuern geradewegs auf das Taxi zu.

Wenn die Frau nicht endlich losfährt, könnte das noch ganz übel für uns ausgehen.

„¡Vamos!", kreische ich und trommele aufgeregt gegen den Sitz. „¡Vamos, vamos, vamos!" Die Taxifahrerin blinzelt einmal perplex, ehe sie endlich auf das Gaspedal tritt und mit quietschenden Reifen davonbraust. Gerade noch rechtzeitig, denn die Fußballer waren nur noch wenige Meter von dem Auto entfernt.

Ich atme erleichtert aus und setze die Maske ab. Dann wische ich mir über die schweißnasse Stirn und seufze.

Das war verdammt knapp. Meiner Meinung nach etwas zu knapp.

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