50 - Flitzer

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Sarinas POV

Ich halte schockiert die Luft an. Es ist schon schlimm genug, dass wir Romy fallengelassen haben, aber dass sie aus Versehen Ashers Hose heruntergezogen hat, übertrifft wirklich alles – natürlich nicht im positiven Sinne.

Wäre ich an Ashers Stelle, wäre ich schon längst weinend vom Platz gelaufen.

Der Braunäugige steht stattdessen stocksteif vor uns und lässt den Ball aus seinen Händen gleiten. Dann fragt er wütend: „Bist du komplett bescheuert?" Er dreht sich zu Romy und durchlöchert diese mit seinem Blick. Währenddessen schiebt er ihre Hände von seiner Hose und schubst sie nach hinten.

Auch wenn Romy das in gewisser Weise verdient hat, wehrt sie sich natürlich. „Hey!", beschwert sie sich, als sie sich wieder aufrichtet. Obwohl sie immer noch ihre Schweinchenmaske trägt, kann ich den Zorn in ihren Augen lodern sehen. Sollte sie sich nicht eigentlich entschuldigen, anstatt die Rolle des Opfers einzunehmen?

„Sei froh, dass ich so gnädig war und nicht auch noch deine Boxershorts runtergezogen habe!"

Asher schnaubt verächtlich, ehe er seine Sporthose hochzieht und nach dem Ball greift. Als wäre nichts gewesen, führt er den Einwurf aus und joggt danach zurück auf das Spielfeld. Er versucht sicherlich das Geschehene zu verdrängen, aber das ist unmöglich. Er wird beim besten Willen nicht vergessen können, wie ruhig es auf einmal war.

„Irgendwie tut er mir leid", hauche ich und erwidere Elaynas Blick. Sie scheint wohl immer noch nicht realisieren zu können, was sich gerade vor unseren Augen zugetragen hat. „Und ich tue dir nicht leid?", lacht Romy verbissen und deutet an sich herab. „Ihr habt mich einfach fallengelassen, das ist dir schon klar, oder?!" Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen zurück. Die Brünette hätte sich ernsthaft verletzen können.

„Sorry", murmele ich also kleinlaut, obwohl ich genau weiß, dass es mit diesem Wort nicht getan ist. Die Blauäugige seufzt nur und murmelt dann leise: „Vielleicht ist es besser, wenn wir jetzt gehen." Alica stimmt ihr direkt mit einem Nicken zu und auch Elayna wirkt erleichtert.

Wir haben zwar nicht sonderlich viel von dem Spiel mitbekommen, aber das, was sich in der Zwischenzeit alles ereignet hat, reicht vollkommen aus. Die Fußballer – insbesondere Asher – haben genug gelitten.

„Dann würde ich mal sagen ab über das Spielfeld!"

„Was?!" Ich versuche erst gar nicht mein Entsetzen zu verbergen, sondern starre Elin fassungslos an. „Kennt ihr etwa nicht die Flitzer, die einfach so über den Platz laufen und damit das Spiel stören?", möchte sie wissen und legt dabei den Kopf schief. Natürlich weiß ich ganz genau, wovon sie spricht, aber dieser Plan gefällt mir nicht.

Soweit ich weiß, werden die meisten Flitzer von der Polizei eingefangen.

„Du bist genial, Barbie!"

„Ich weiß, Ken." Elin und Romy nehmen sich an die Hand und schauen uns erwartungsvoll an. „Was ist?", wispert die Blondine herausfordernd. „Habt ihr Schiss?" Meine Hände werden ganz schwitzig, wohingegen sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Wir haben schon genug Chaos angerichtet – Zeit, abzuhauen.

„Das ist doch verrückt", murmelt Alica neben mir und greift nach Romys Hand. Bleiben also nur noch Elayna und ich übrig, die unschlüssig zwischen den Mädels und den Fußballern hin- und herschauen. „Kommt schon." Ich gebe mir einen Ruck und stelle mich zu Elin. Elayna positioniert sich zu meiner Rechten und verflechtet meine Finger mit ihren.

Ich atme nervös ein und wieder aus. Das ist mit Abstand die dümmste Idee, die ich jemals in die Tat umgesetzt habe.

„Okay, Leute", raunt Elin. „Einfach rennen und bloß nicht loslassen." Ich nicke und schlucke schwer. Alica hat es auf den Punkt gebracht. Das ist doch verrückt!

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