11 - Filmriss

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Elaynas POV

Ich habe mir schon immer gewünscht, irgendwann einmal von den wärmenden Sonnenstrahlen geweckt zu werden, aber nicht heute und vor allem nicht jetzt. Mein Kopf dröhnt, meine Glieder schmerzen und mir ist schlecht.

Stöhnend setze ich mich auf und blinzele durch das Zimmer. Wo bin ich hier bloß gelandet? Ich liege in einem Doppelbett. Neben mir schläft Sarina, die leise und friedlich schnarcht. Mein Blick wandert weiter zu Alica, die es sich auf einer Couch bequem gemacht hat, und dann zu Romy und Elin, die auf dem Fußboden liegen.

Was ist gestern passiert? Ich versuche mich angestrengt an den gestrigen Abend zu erinnern, scheitere jedoch. Alles ist schwarz. Meine Erinnerungen sind wie ausgelöscht. Ich weiß nicht, ob das der Grund ist, warum Übelkeit in mir aufsteigt, aber keine Sekunde später übergebe ich mich.

Die arme Bettdecke.

Ich wische mir mit dem Handrücken über den Mund und wende mich dann an Sarina. „Hey, bist du wach?", rüttele ich an ihrer Schulter. Die Braunhaarige gibt nur ein Brummen von sich, ehe sie sich auf die andere Seite dreht. Erst jetzt fällt mir auf, dass ihr die einst langen Locken nur noch bis zur Schulter reichen.

Warum zum Teufel hat sie sich die Haare geschnitten? Und vor allem wann?

Da sich ein erneuter Schwall Übelkeit in mir bemerkbar macht, schwinge ich meine Beine über die Bettkante und stelle mich vorsichtig auf die Füße. Alles um mich herum dreht sich. Es fühlt sich an, wie Karussell fahren, nur schneller und schlimmer. „Shit", murmele ich und fahre mir über das Gesicht. Ich muss dringend eine Toilette finden, wenn der Boden nicht auch noch dran glauben soll.

Orientierungslos tappe ich durch das Apartment und öffne die erste Tür, die ich sehe. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Ein muskulöser Junge steht splitterfasernackt vor mir und blickt mich schockiert an. „Äh", stammele ich peinlich berührt und trete von dem einen Bein auf das andere. „Ich. Äh. Ich." Ich schaffe es nicht, einen normalen Satz von mir zu geben und stottere stattdessen beschämt vor mich hin.

Wer ist das? Ich habe doch wohl nichts Unständiges mit ihm angestellt oder? Ich bin absolut kein Fan von One-Night-Stands, aber da ich immer noch nicht weiß, was gestern passiert ist, schließe ich Geschlechtsverkehr mit dem fremden Jungen nicht aus.

Oh Gott, mir wird schon wieder ganz übel.

In diesem Moment erwacht auch der Junge aus seiner Starre und bindet sich schnell ein Handtuch um die Hüfte. Ich habe trotzdem zu viel gesehen. Viel zu viel.

„Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ihr schon wach seid", versucht er die unangenehme Situation zu überspielen und lacht nervös. Ich zwinge mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen und senke dann den Blick. So etwas Peinliches ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, um sich nochmal zu übergeben, aber mein Magen bleibt friedlich.

„Ich bin die Einzige, die wach ist", murmele ich schließlich und knete unruhig meine Hände. Wer ist dieser Junge und was machen wir in seinem Apartment? Hält er uns vielleicht gefangen? „Oh okay. Am besten lassen wir die anderen ihren Rausch ausschlafen."

Rausch? Plötzlich erinnere ich mich wieder daran, dass wir gestern Alkohol getrunken haben. Viel Alkohol. Ich sehe bloß die Wodkaflasche vor mir, an mehr kann ich mich nicht erinnern.

Ich seufze und drängele mich an dem Jungen zum Waschbecken vorbei. Wenn ich nicht in Kürze wieder klare Gedanken fassen kann, verzweifele ich. Das ist mein erster Filmriss und es fühlt sich echt beschissen an.

Ich spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, doch es hilft nicht. „Geht es dir gut, Elayna?" Bei dem Klang meines Namens zucke ich zusammen und halte inne. Woher kennt er meinen Namen? Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich zu dem Jungen und mustere ihn. Er sieht verdammt gut aus, aber ich kann ihn trotzdem nicht zuordnen.

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