52 - Schuldgefühle

184 25 7
                                    

Alicas POV

Es herrscht eine angespannte Stille im Auto. Wir starren aus dem Fenster und hoffen inständig, dass sich Dawson mit seinen Fragen zurückhalten wird. Natürlich ist er neugierig und auch verwirrt, aber wir sind noch nicht bereit, über die vergangenen Stunden zu sprechen.

Wir wurden nicht nur verfolgt, sondern uns wurde zusätzlich die Polizei auf den Hals gehetzt! Es wird dauern, bis wir das verarbeitet haben.

„Achtung! Duckt euch!", weist uns Dawson plötzlich zurecht. „Da vorne ist die Polizei!" Mein Herzschlag setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus, nur um gleich darauf doppelt so schnell weiterzuschlagen.

Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was, wenn die Polizei jedes Auto anhält, um uns zu finden? Wir haben zwar die Cheerleader Kostüme und die Tiermasken entsorgt, aber fünf verschreckte Mädchen in einem Auto können auch kein Zufall sein.

Bye bye England und willkommen spanisches Gefängnis!

Ich bette meinen Kopf auf meinen Knien und halte die Luft an. Selbst Elayna, die wegen ihrer verletzten Schulter vorne sitzt, hockt nur noch geduckt auf ihrem Platz. Die Angst, entdeckt zu werden, ist einfach zu groß.

„Es hätte auch gereicht, wenn sich Eine von euch auf der Rückbank geduckt hätte", lacht Dawson über unser Verhalten. „Ihr benehmt euch beinahe so, als würdet ihr tatsächlich von der Polizei verfolgt werden." Der Sportler scheint gar nicht zu begreifen, wie goldrichtig er mit seinen Worten liegt. Damit er keinen Verdacht schöpft, zwinge ich mich zu einem Lachen und quietsche mit viel zu hoher Stimme: „Wir sollen von der Polizei verfolgt werden? Haha, nein. Wir doch nicht!"

Die Sirenen werden immer leiser, doch mein rasender Herzschlag bleibt. Wahrscheinlich fühle ich mich erst wieder sicher, wenn wir das Hotel erreicht haben.

„Du bist eine schlechte Lügnerin, Alica." Ich zucke zusammen und senke peinlich berührt den Blick. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Dawson seufzt und sich mit der Hand durch die Haare fährt. Er ist verdammt schlau und lässt sich nicht so einfach hinter das Licht führen - ganz zu unserem Leidwesen.

„Ihr wurdet also wirklich von der Polizei verfolgt, oder?", schlussfolgert er nach einigen Minuten und runzelt die Stirn. Ich würde zu gerne wissen, welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf gehen - vor allem, weil er weiß, wozu wir fähig sind.

„Na ja", räuspert sich Romy. „Indirekt irgendwie schon."

„Ganz ehrlich? Ihr seid absolut verrückt! Genießt doch einfach die schöne Zeit hier in Spanien, anstatt euch täglich Ärger einzubrocken!"

„Wir sind aber nicht hergekommen, um die schöne Zeit in Spanien zu genießen!", erwidert Elin direkt trotzig und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wir sind hergekommen, um uns an unseren Ex Freunden zu rächen!"

Es ist das erste Mal in diesen zehn Tagen, dass ich mich richtig unwohl fühle und mich fast schon für mein Verhalten schäme. Ich bin schließlich achtzehn und nicht mehr acht Jahre alt.

Habe ich es wirklich nötig, mich an Jonah zu rächen? Und wofür überhaupt? Weil er beschlossen hat, seine Träume zu leben?

Mir wird bewusst, dass ich mich wirklich schämen sollte. Jonah kämpft hart für seine Ziele und nur weil ich ihm nicht mehr dabei helfen kann, lege ich ihm Steine in den Weg? Ich bin mit Abstand die schlimmste Ex Freundin, die ein Junge nur haben kann!

Das, was ich in den vergangenen Tagen getan habe, ist unverzeihlich. Nur weil ich wegen unserer Trennung verletzt war, kann ich nicht einfach die Träume eines anderen Menschen zerstören - eines Menschen, den ich liebe.

SpielerfrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt