22 - Krankenhaus

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Alicas POV

Das Krankenhaus ist glücklicherweise nur fünfzehn Minuten zu Fuß entfernt und relativ leer. Die Dame am Empfang mustert uns kurz, ehe sie sich mit Dawson auf Spanisch unterhält. Elin und Elayna geben zwischendurch auch mal einen Kommentar ab, aber eigentlich übernimmt der Braunäugige das Reden.

Ich bin immer noch zu tiefst beeindruckt, wie er die Situation gelöst hat. Er ist ruhig geblieben und wusste sofort, was zu tun ist. Wir können von Glück reden, dass Dawson sofort helfen konnte.

„Wir müssen noch kurz im Wartezimmer Platz nehmen", teilt uns Benannter mit und deutet auf einen leerstehenden Raum. Über der Glastür ist ein Schild mit der Aufschrift Sala de espera angebracht. Wir betreten das Wartezimmer und lassen uns erschöpft auf die gepolsterten Stühle fallen.

Dieser Tag hat bis jetzt viel zu viel Aufruhr mit sich gebracht. Das Frühstück im Hotel, der Treuetest, die angebliche Verfolgung und letztendlich unser Besuch im Krankenhaus. Für mehr Ereignisse bleibt heute kein Platz.

„Übrigens Dawson", durchforstet Elayna nach einer Weile die Stille. „Danke nochmal." Sie zwingt sich zwar ein Lächeln auf die Lippen, doch es erreicht nicht ihre Augen. Die Brünette wirkt auf einmal total müde und ausgelaugt. „Kein Problem", winkt der Sportler ab und zwinkert dann Elin teuflisch zu. „Ich hätte selbst unserer kleinen Barbie in so einer Situation geholfen."

„Du Charmeur", erwidert die Blondine und beißt sich auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken. Sie scheint Dawson gar nicht so doof zu finden, wie sie immer behauptet. Aber das ist er auch gar nicht. Dawson ist cool – ich mag ihn.

„Oh oh."

Meine Gedanken verpuffen und ich schaue stattdessen zu Elayna. Ihr Gesicht ist total blass. „Was ist los?", frage ich alarmiert. „Tut deine Schulter wieder weh?" Die anderen wenden sich nun ebenfalls zu Elayna und bedenken sie mit besorgten Blicken. So, wie sie da gerade vor uns sitzt, erinnert sie mich an ein eingeschüchtertes Kindergartenkind, das sich nicht von seiner Mama trennen möchte.

„Schön wär's", gibt sie schließlich von sich. „Jonah steht gerade mit einem anderen Fußballer an der Rezeption."

Was?!

Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke und huste. „Wie bitte?!", krächze ich und wage es nicht, zum Eingang zu schauen. Wie wahrscheinlich ist es bitteschön, dass mein Ex Freund ausgerechnet jetzt dieses Krankenhaus betritt?! Ich kann es nicht glauben. „Wo kann ich mich denn verstecken?", frage ich und schaue mich panisch in dem Wartezimmer um.

Die Garderobe ist zu klein und unter dem Glastisch würde mich Jonah direkt sehen. „Komm auf meinen Schoß!", fordert Dawson auf einmal und greift hektisch nach meinem Handgelenk. „Schnell!" Ohne noch mehr Zeit zu verlieren springe ich von meinem Stuhl auf und klettere umständlich auf Dawsons Schoß. Seine Finger gleiten zu meinem Zopfgummi und lösen dieses, damit mir meine Haare ins Gesicht fallen und mir seitlich etwas Schutz bieten.

Ich bin angespannt und habe Angst. Mein Herz hämmert unkontrolliert gegen meine Brust, wodurch sich meine Panik verstärkt. Was mache ich, wenn mich Jonah erkennt? „Achtung! Er kommt", raunt Sarina und legt sich einen Finger auf die Lippen. Im nächsten Moment greift sie nach einer Zeitschrift und versteckt ihren Lockenkopf dahinter. Romy, Elin und Elayna tun es ihr gleich.

Für einige Sekunden herrscht absolute Stille im Raum und ich spiele mit dem Gedanken, ob sie mich eventuell nur hereingelegt haben, doch da öffnet sich die Tür mit einem leisen Knarren. Automatisch halte ich die Luft an.

„¡Buenos días!" Jonahs Stimme lässt eine wohlige Gänsehaut über mein Rückgrat tanzen. Es ist schon viel zu lange her, als wir uns das letzte Mal so nah waren. Am liebsten würde ich mich umdrehen, zu ihm gehen und ihn küssen. „¡Hola!", erwidern Dawson und Elin knapp die Begrüßung, ehe uns wieder ein Schweigen umhüllt.

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