Liv
Als ich an diesem Abend nach der Arbeit nach Hause kam, war mein Kopf ein einziger Haufen Matsch, und das lag sicher nicht nur an meinem Streit mit Ashley, der mir seit Tagen nicht aus dem Kopf ging. Klar, es war sicher ein Faktor, vor allem weil Ashley seither noch weniger Zuhause war als ohnehin schon. Doch der wahre Grund für das Versagen meines Kopfes war Luc, oder besser gesagt das, was wir die letzten Stunden über getan hatten. Ich meine, heilige Scheiße, ich hatte auf einen Boxsack eingeprügelt, als wäre ich außer Kontrolle geraten. Und das in Lucs Gegenwart. Wenn das nicht ein Grund war, um durchzudrehen, dann wusste ich auch nicht weiter. Und als wäre das noch nicht genug, hatten wir auch noch miteinander geredet, und zwar so richtig. Nicht irgendeinen oberflächlichen Kram, den ohnehin niemanden interessierte. Oh nein, wir hatten wirklich geredet, über Lucs Vergangenheit in Boston, die mich ziemlich erschüttert hatte, und meinen Streit mit Ashley. Es hatte sich angefühlt wie früher. Ich hatte ihm mein Herz ausgeschüttet und er mir seins, als wären wir keine Fremden füreinander. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich diesen Moment zwischen uns mehr genossen, als ich es sollte. Ich war noch immer viel zu berauscht von der Tatsache, dass Luc mir endlich einen Blick hinter seine Fassade gewährt hatte. Zwar hatte sich mein Herz krampfhaft zusammengezogen, als Luc mir erzählt hatte, wie er zum Boxen gekommen war, dennoch hatte ich in jenem Moment eine Verbindung zwischen uns gefühlt. Etwas, von dem ich nicht gedacht hätte, das es noch existierte, aber es war da.
Es hatte weh getan, zu hören, was der Tod von Marcus Winston aus Luc gemacht hatte. Denn diese Geschichte von dem gewalttätigen Jungen, der nur auf den nächsten Schmerz wartete, passte nicht zu Luc. Und doch stimmte es, was ich gesagt hatte. Es war bewundernswert, dass Luc es geschafft hatte, wieder aus diesem dunklen Loch herauszukommen, und das fast ganz alleine. Er hätte genauso gut weitermachen können wie bisher, doch er hatte die Liebe zu seiner Familie gewählt und schließlich den richtigen Pfad genommen, der ihn zurück auf den Hauptweg gebracht hatte. Und genau das war es, was mich den alten Luc sehen ließ. Nun, wo ich diese Geschichte kannte, schien plötzlich ein kleiner Teil des Rätsels um Lucas Winston gelöst zu sein. Ich verstand ihn, auch wenn ich längst nicht wusste, warum er mich damals verlassen hatte. Es tat noch immer weh, aber vielleicht, ganz vielleicht würde er mir auch das irgendwann erzählen. Der heutige Tag war ein Anfang gewesen, und das hatte nicht nur an unserem plötzlichen Vertrauen in den jeweils anderen gelegen. Klar, hatten wir einander etwas anvertraut, was sonst kaum einer wusste, aber wir hatten auch zusammen gelacht und herumgealbert, was mir noch jetzt den Atem raubte. Denn Lucs Lachen...es war einfach wunderschön. Ich hatte dieses Lachen so unglaublich lange vermisst und es seit seiner Rückkehr noch nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Und dann bekam ich es ausgerechnet heute zu sehen. An einem Tag, der mich meine ganze Kraft gekostet hatte. Lucs Lachen hatte mich berührt, genau wie der Moment. Seit ich das Archiv verlassen hatte und zurück an die Arbeit gegangen war, bekam ich dieses Lachen und den Ausdruck in seinen Augen nicht mehr aus dem Kopf, was schlussendlich dazu geführt hatte, dass dieser zu nichts mehr zu gebrauchen war.
Seufzend ließ ich mich neben Everlyn, die mit ihrem Handy beschäftigt war, auf das Sofa fallen und zog die Knie an die Brust, um sie mit meinen Armen zu umschlingen. Für einen Tag war das definitiv genug Aufregung. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Everlyn von ihrem Handy aufsah und mich verstohlen musterte. Ob man mir das, was passiert war, ansah? »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Everlyn in diesem Moment belustigt. »Warum siehst du aus, als hätte man dir den letzten Donut vor der Nase weggeklaut, nur, um dir dann unter die Nase zu reiben, wie gut er schmeckt?« Sie strich sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr und legte ihr Handy beiseite, während ich darüber nachdachte, wie ich ihr am besten erklärte, was passiert war.
»Ich fürchte, ich habe etwas getan, das ich nicht hätte tun sollen«, erwiderte ich zerknirscht, während ich meinen Blick vorsichtig zu ihren Augen wandern ließ.
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REPEAT HIS LOVE TODAY
Romance»Ich habe nie dich gehasst. Ich habe das gehasst, was du mir angetan hast...« Liv und Luc. Seit ihrer Kindheit haben sie einander geliebt, bis Luc nach dem Tod seines Vaters spurlos verschwindet und Liv nichts als ein gebrochenes Herz bleibt. Drei...