KAPITEL 28

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Luc

Ich hatte die ganze verdammte Nacht kein Auge zugetan, weil ich damit beschäftigt gewesen war, herauszufinden, wie ich das mit Liv wieder gerade biegen konnte. Als ich dann endlich eine Idee gehabt hatte, war ich so aufgekratzt gewesen, dass ich nicht mehr hatte einschlafen können und mich die restliche Nacht über in meinem Bett hin und her gewälzt hatte. Dementsprechend lädiert fühlte ich mich nun, wie ich hier vor Livs Wohnungstür stand, deren Adresse mir Newton letzte Nacht noch zugeschickt hatte, und versuchte, den Mut zu finden, um die verfluchte Türklingel zu betätigen. Mein Herz raste so heftig wie schon lange nicht mehr, während ich mir einredete, dass es keine schlechte Idee gewesen war, herzukommen und Liv ausführen zu wollen, falls sie nach dem Desaster letzten Abend überhaupt mitkommen würde, was ich leider ziemlich stark bezweifelte. Denn ich kannte Liv und ihren Sturkopf viel zu gut, um etwas anderes zu erwarten. Trotzdem hoffte ein Teil von mir, dass sie es zulassen würde, nur dieses eine Mal, damit ich erklären konnte, was gestern wirklich losgewesen war. Ich nahm einen tiefen Atemzug, ballte meine Hand zur Faust und öffnete sie schließlich wieder, ehe ich meinen Zeigefinger auf die kleine, runde Klingel links neben der Wohnungstür drückte. Ein typisches Klingelgeräusch ertönte, dann wurde es wieder still in der Wohnung, bevor ich Schritte hörte und mein Herz noch einen Zahn zulegte. Die Schritte näherten sich der Tür, ehe ein Geräusch erklang, dass sich anhörte, als müsste Liv die Tür erst noch aufschließen. Ich schluckte und tippte ungeduldig mit meinem Fuß auf den Boden, um meine Nervosität irgendwie in den Griff zu bekommen. Fuck, ich war wirklich ein einziges Wrack.

Doch bevor ich mich noch weiterhin über meine bescheuerte Nervosität ärgern konnte, wurde die Tür plötzlich aufgerissen und ich starrte direkt in die himmelblauen Augen von Liv, die ungefähr genauso lädiert aussah, wie ich mich fühlte, und offenbar gerade erst aus dem Bett gestiegen war. Es fiel mir wirklich schwer, nicht auf ihre endlos langen Beine zu starren, die nur in einer knappen Schlafshorts steckten. Und fuck, von dem dunkelroten Tanktop, das sie trug, wollte ich gar nicht erst reden. Ich schluckte hart und wünschte mir im selben Moment, ich könnte sie einfach an mich ziehen und küssen, bis wir nicht mehr klar denken konnten. Aber verdammt, ich war nicht hergekommen, um sie zu küssen oder anzugaffen wie irgendein bescheuerter Idiot. Also schob ich diese Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes und wagte einen Blick in Livs Augen, den ich gleich darauf bereute. Sie starrte mich aus ihren himmelblauen Augen, die vor Wut Funken zu sprühen schienen, an, als wünschte sie mir die Pest an den Hals, und hatte die Lippen so fest aufeinander gepresst, dass es weh tun musste. Es war nicht zu übersehen, dass sie absolut gar keine Lust auf meine Gesellschaft hatte, was mir, um ehrlich zu sein, einen kleinen Stich versetzte, aber ich hatte nicht das Recht, um so zu empfinden. Nicht nach gestern Abend und all den anderen Dingen, die ich schon verbockt hatte. Liv hatte jedes Recht dazu, mich nicht hier haben zu wollen, und ich hatte genau mit dieser Reaktion gerechnet. Wie konnte es da sein, dass es mich trotzdem so verdammt traf? Das sollte es nicht, weil mir eigentlich hatte klar sein müssen, dass unsere Beziehung keine Chance mehr haben würde, auch wenn ich nicht der Einzige von uns beiden zu sein schien, bei dem Gefühle im Spiel waren. Liv musste auch etwas empfinden, sonst hätte sie mich gestern nicht geküsst.

»Was willst du hier?«, riss Liv mich mit ihrer gepressten Stimme aus meinen Gedanken. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, was nicht gerade dazu beitrug, dass ich konzentrierter war, und durchbohrte mich mit ihren Augen, die die kalte Farbe von Eisblau angenommen hatten wie immer, wenn sie wütend war.

»Dich entführen«, platzten mir die Worte wie ein verdammter Idiot heraus. Mal ehrlich, wann war ich so unbeholfen geworden? Sie entführen? Wirklich klasse, Winston, jetzt hast du ganz sicher ihr vollstes Vertrauen, spottete eine Stimme in meinem Kopf.

Liv hob ihre Brauen und sah mich an, als zweifelte sie daran, dass ich noch ganz bei Sinnen war. Okay, ich gebe es zu, sicher bin ich mir da auch nicht mehr. »Mich entführen? Ich wusste nicht, dass du jetzt eine Karriere als Kidnapper anstrebst.« Der Sarkasmus in ihrer Stimme nahm ihrer Erscheinung ein klitzekleines bisschen Wut, aber es war noch immer nicht zu übersehen, dass sie wütend auf mich war.

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