KAPITEL 40

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Liv

Einige Tage nach dem großen Knall, der Luc und mich erneut entzweit hatte, erwachte ich von lautem Stimmgewirr, das sich anhörte, als würden zwei Menschen laut stark miteinander diskutieren. Obwohl es Freitag war, hatten wir heute keine Uni. Nicht, dass das eine Rolle spielte, weil ich die letzten Tage so oder so keine Kraft gehabt hatte für mein Leben, aber es erklärte, warum die Wohnung um diese Uhrzeit (Es war kurz vor zwölf, wie mir mein Wecker sagte) noch nicht verlassen war und Everlyn und Newton sich scheinbar irgendwo in den Nachbarräumen aufhielten. Nur war es mir noch immer schleierhaft, warum die beiden um diese Uhrzeit schon so laut miteinander stritten, wo sie doch sonst ein Herz und eine Seele waren. Zumal sie sich, wann immer sie die letzten Tage über in unserer Wohnung gewesen waren, jedes Mal ruhig verhalten hatten, um mich nicht zusätzlich zu meinem Herzschmerz auch noch zu belasten. Sie waren förmlich durch die Wohnung geschlichen und hatten nicht ein einziges Mal hier übernachtet, sondern immer bei Newton, wie auch gestern. Es wunderte mich deshalb noch mehr, dass sie schon hier waren und dazu noch rumschrien, als wären sie auf einem Konzert. Ich freute mich zwar irgendwie, dass sie mich mit ihren Stimmen von meinem ständigen Gedankenkarussell von Luc ablenkten, aber es beunruhigte mich, sie streiten zu hören. Das war nicht typisch für sie, was wiederum ein seltsames Gefühl in meiner Brust aufstiegen ließ. Es reichte schon, dass es mit Luc und mir vorbei war, da mussten nicht auch noch Everlyn und Newton ihre Beziehung in den Ruin treiben. Das war falsch, allein schon deswegen, weil ich mir sicher war, dass nun schon ein paar Mal mein Name gefallen war, genauso wie Lucs. Auch wenn ich es mir nicht erklären konnte, durfte es nicht sein, dass sie sich unseretwegen stritten.

Hastig schwang ich meine Beine aus dem Bett und stand auf, wobei ich zu ignorieren versuchte, dass mir augenblicklich schwindelig wurde. Ich war in den letzten Tagen, was essen und trinken anging, nicht gerade aktiv gewesen, und hatte vermutlich ganz schön abgenommen. Aber mein Appetit war mit unserer Trennung verschwunden. Ohne einen Blick in den Spiegel zu riskieren (Ich wusste auch so, dass ich schrecklich verquollen aussehen musste), öffnete ich vorsichtig meine Zimmertür und trat in den Flur. Je näher ich der Küche kam, umso deutlicher wurde die Stimmen, die eindeutig zu Newton und Everlyn gehörten, und umso schneller schlug mein Herz. Als die ersten Worte zu mir durchdrangen, blieb ich wie angewurzelt stehen, während mein Herzschlag in meinen Ohren widerhallte und ein seltsames Gefühl in mir hochkroch. Ich lauschte angespannt und wollte meinen Ohren nicht trauen. »Verdammte Scheiße, Newton!«, fluchte Ever in diesem Moment gepresst. Dieser Ton passte so gar nicht zu ihr. »Wie zur Hölle sollen wir das denn bitte Liv erklären? Glaubst du nicht, dass sie es irgendwann herausfinden wird? Und dann, hm? Was machen wir dann? Sie hat vielleicht ein gebrochenes Herz, aber sie ist garantiert nicht blöd oder von gestern.«

Mein Herz raste, während ich Newtons Antwort abwartete, die nicht lange auf sich warten ließ. »Winston ist nicht mehr unser Problem, Eve«, erwiderte dieser gereizt. »Wenn er nicht wollte, dass Liv es von uns erfährt, dann ist das auch so. Respektier doch einfach seine verdammten Wünsche und lass es gut sein, Himmel noch mal. Natürlich wird sie es herausfinden, aber es ist nicht unsere Aufgabe, ihr das mitzuteilen. Wieso kannst du das nicht einfach verstehen?« Wovon sprachen die beiden da? Was sollte ich nicht erfahren? Und noch viel wichtiger: was hatte es mit Luc zu tun? Während ich darüber nachdachte, rückte ich ein Stückchen weiter vor und sah vorsichtig um die Ecke, um sehen zu können, was sich in der Küche abspielte. Während Everlyn mit wütend funkelnden Augen am Küchentresen stand und sich mit den Händen die Haare raufte, stand Newton einige Schritte von ihr entfernt am Kühlschrank, sodass ich nur seinen Rücken in dem weißen T-Shirt sehen konnte. Doch mir entging nicht, wie seine Schultern sie schnell hoben und senkten und sein ganzer Körper angespannt war. Genauso wie Everlyn schien er vollkommen aufgewühlt zu sein.

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