Liv
Ich wusste, dass er mich beobachtete. Auch wenn er zu denken schien, dass ich es nicht tat. Aber in der Sekunde, in der seine Augen mich entdeckt hatten, war ein zartes Kribbeln durch meinen Nacken geschossen. Ein Kribbeln, das mich früher ständig durchzuckt hatte, wenn Luc mich angesehen hatte. Trotzdem hatte ich mich noch nicht zu ihm umgedreht oder ihn wissen lassen, dass er nicht unbemerkt geblieben war. Vermutlich, um ihm seine Illusion zu lassen. Vielleicht aber auch, weil ich Angst hatte. Angst davor, er könnte Dinge in meinen Augen sehen, die ich nicht bereit war, ihm zu zeigen, weil es ihn schlicht und ergreifend nichts anging. Vor vier Tagen, an dem Abend im Starlight's, hatte ich ihm mehr als genug klar gemacht, dass ich ihn nie wieder sehen wollte. Nicht mit ihm reden oder in seiner Nähe sein wollte. Auch wenn ein kleiner Teil von mir immer etwas anderes sagen würde. Doch Luc hatte nichts mehr in meinem Leben zu suchen und trotzdem stand er nun an diesem Zaun und beobachtete mich, als wäre ich seine Welt. War ich natürlich nicht, aber einem Teil von mir gefiel die Vorstellung. Ich schloss für eine Sekunde meine Augen und konzentrierte mich auf die Stute vor mir, die genüsslich an einer Handvoll Gras kaute und dabei ab und an leise schnaubte. Akasha war eine wahre Schönheit und obwohl ich die Tatsache hasste, dass sie so gut wie Luc gehörte, war es bei ihr anders, was vermutlich auch der Grund dafür war, warum ich sie in einem Fall von Übermotivation aus ihrer Box geholt hatte und mit ihr hergekommen war. So seltsam es auch war, aber seit Conleys Tod war sie das einzige Pferd, zu dem ich noch immer eine Verbindung spürte. Und die spöttische Stimme in meinem Inneren sagte mir, dass es daran lag, weil sie damals meine letzte Verbindung zu Luc gewesen war.
Mit einem Ruck schlug ich meine Augen auf und machte einen kleinen Schritt zurück, um Akasha besser im Auge zu haben. Noch immer spürte ich Lucs intensiven Blick in meinem Nacken, das Kribbeln hatte sich schon längst in ein unangenehmes Stechen verwandelt, das sich nach und nach durch meine Haut brennen zu schien. Was tat dieser verdammte Mistkerl hier nur? Ich zog scharf die Luft ein und war kurz davor, einfach davonzulaufen. Völlig egal, dass ich das mit Akasha an der Hand schlecht machen konnte. Aber hier zu stehen und so zu tun, als würde ich seine Blicke nicht bis in meine Knochen spüren, war teuflisch. Und eine fette Lüge dazu, weil ich ihn bereits gespürt hatte, bevor ich ihn überhaupt zu Gesicht bekommen hatte. Und auf die eine Art und Weise hasste ich mich dafür, weil er trotz drei Jahren Trennung immer noch diese Wirkung auf mich hatte. Ich musste an mich halten, um nicht wütend mit dem Fuß aufzustampfen und auf der Stelle davon zu laufen. Und genau diese eine Sekunde, in der ich nicht aufmerksam war und versuchte, meine Gefühle im Zaum zu halten, reichte, um Akasha vor mir die Chance zu geben, abzuhauen. Und genau das tat sie dann auch. Sie nutzte meine Unaufmerksamkeit aus und riss sich los. Der Strick raste mit einem heißen Schmerz durch meine Handfläche und hinterließ ein Gefühl, das einer Verbrennung nahe kam, während die Stute geradewegs über die Koppel preschte, die mindestens eine Größe von einem Footballfeldern hatte.
»Mist!«, fluchte ich in einem unterdrückten Schrei und biss mir auf die Innenseite meiner Wangen, um die aufsteigenden Tränen der Wut zurückzudrängen, während ich realisierte, dass es wahrscheinlich Jahre dauern würde, bis ich Akasha wieder zu fassen bekam. Außerdem brannte meine Handfläche so sehr, dass ich sie am liebsten unter kaltes Wasser gehalten hätte. Doof nur, dass ich keins hatte. Plötzlich spürte ich die Wärme eines anderen Körpers hinter mir. Eine Wärme, bei der sich mein Körper automatisch verspannte und alle Alarmglocken in meinem Inneren zu schrillen begannen. Luc. Ich hatte ihn völlig vergessen.
»Fuck, geht es dir gut?«, erklang seine dunkle Stimme hinter mir. Als ich mich langsam umdrehte, meinte ich, Besorgnis in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Seine ozeanblauen Augen waren einzig und allein auf mich gerichtet. Mir entging nicht, dass er Sportsachen trug und seine Haare verschwitzt an seinem Kopf klebten. Und trotz allem roch er fantastisch, nach...Zimt und Tannennadeln.
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REPEAT HIS LOVE TODAY
Romantizm»Ich habe nie dich gehasst. Ich habe das gehasst, was du mir angetan hast...« Liv und Luc. Seit ihrer Kindheit haben sie einander geliebt, bis Luc nach dem Tod seines Vaters spurlos verschwindet und Liv nichts als ein gebrochenes Herz bleibt. Drei...