KAPITEL 41

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Everlyn

Ich konnte wirklich nicht glauben, dass ich hier war. Am anderen Ende des Landes. In Boston. Vor der Haustür von Lucs Elternhaus. Ich musste wirklich verrückt geworden sein, vor allem nachdem ich eine gefühlte halbe Ewigkeit dafür gebraucht hatte, um überhaupt erst herauszufinden, wo dieser verdammte Winston in Boston zu finden war. Immerhin hatte ich Liv schlecht fragen können, wenn sie von dieser ganzen Aktion nichts wissen sollte. Also hatte ich die ganze Woche damit verbracht, die Person zu finden, die mir sagen konnte, wo ich Luc finden würde. Und das war seine Zwillingsschwester Phoebe, von deren Existenz ich bis vor kurzem noch nicht wirklich etwas gewusst hatte. Erst hatte ich gehofft, dass Ashley mir weiterhelfen konnte, aber das war natürlich eine Fehlanzeige gewesen. Ich konnte froh sein, dass sie mir überhaupt von Phoebe erzählt hatte, nachdem ich zwei Tage damit verbracht hatte, nach Ashley zu suchen und ihr schließlich so lange auf die Nerven gegangen war, bis sie eingeknickt war. Von ihr hatte ich schließlich erfahren, dass Luc eine Zwillingsschwester hatte. In dem Moment, in dem sie mir ein Foto von dieser gezeigt hatte, war mir dann eingefallen, dass ich gesehen hatte, wie Liv sich letztes Jahr auf dem Weihnachtsball mit ihr unterhalten hatten, im Beisein eines anderen Mädchens, das sich nach langer Recherche auf Instagram als Phoebes Freundin Nora entpuppt hatte. Nora, die zufälligerweise einige gemeinsame Kurse mit mir besuchte, was mir nur gelegen gekommen war. Durch sie hatte ich dann schlussendlich Phoebe kennengelernt, die mir auf Anhieb sympathisch gewesen war. Als ich ihr erzählt hatte, was ich vorhatte, war sie gerne dazu bereit gewesen, mir weiterzuhelfen.

Und nun war ich nach fünf langen Tagen, in denen ich es irgendwie geschafft hatte, mein Vorhaben vor Liv, die nach wie vor am Boden zerstört war, geheim zu halten, endlich in Boston. Dafür hatte ich wohl oder übel sogar meine Beziehung aufs Spiel gesetzt. Denn Newton war, wie ich es nicht anders erwartet hatte, nicht gerade begeistert von meinem Vorhaben gewesen. Mehrmals hatte er versucht, mich davon abzubringen. Aber selbst er wusste nach all den Jahren, dass ich schwer zu stoppen war, wenn ich mir einmal etwas vorgenommen hatte. Schlussendlich hatte es dazu geführt, dass ich wie damals, nachdem er mich wegen seiner Beförderung zum Captain des Basketballteams angelogen hatte, wutentbrannt in mein Auto gesprungen und ohne ein weiteres Wort gefahren war. Newton mochte nicht verstehen, warum ich tat, was ich tat, aber ich war mir sicher, dass ich es tun musste. Denn Luc, so ein Arschloch er auch bei unserem ersten Aufeinandertreffen gewesen war, hatte mir mehr geholfen, als er glaubte. Er hatte mir die Augen geöffnet, als Newton im Krankenhaus gelegen hatte. Ohne ihn wäre ich vielleicht niemals dazu bereit gewesen, zurück zu Newton zu gehen und ihm die Wahrheit zu erzählen. Und genau aus diesem Grund fühlte ich mich dazu verpflichtet, nun ihm und Liv zu helfen. Denn eins war klar: ohne einen mächtigen Tritt in den Hintern würden die beiden es vielleicht nicht mehr schaffen, noch die Kurve zu kriegen. Und es stand eindeutig nicht zur Debatte, sie aufzugeben. Denn Liv und Luc gehörten zusammen, egal wie sehr sie die letzten Jahre und nun Lucs Lüge entzweit hatten. Ich würde nicht eher aufhören, bis Luc und Liv wieder glücklich waren. Denn ich hatte sie zusammen erleben dürfen. Hatte gesehen, wie sie miteinander umgingen und einander ansahen. Ich hatte sogar die Worte gelesen, die Luc für Liv in ihr Notizbuch geschrieben hatte. Für mich gab es keinen Zweifel mehr, dass diese beiden füreinander bestimmt waren, vielleicht noch mehr als Newton und ich. Sie liebten sich bedingungslos.

Ein letztes Mal richtete ich meine dunkelbraunen Haare, die ziemlich gewachsen waren in den letzten Monaten, und drückte mit meinem Zeigefinger auf die rechteckige Klingel neben der weißen, luxuriösen Haustür. An diesem Haus war einfach alles luxuriös, sodass ich mir in meiner einfachen schwarzen Jeans, meiner dunkelroten Jacke und meinen geliebten Doc Martens ziemlich fehl am Platz vorkam. Ich schluckte dieses Gefühl zusammen mit meiner Nervosität herunter, als ich eine Bewegung hinter dem milchigen Glas der Eingangstür vernahm. Das Geräusch eines sich drehenden Schlüssels ertönte, als müsste die Tür erst aufgeschlossen werden, während mein Herz deutlich schneller schlug als noch Sekunden zuvor. Heilige Scheiße. Es war doch schwerer, als ich mir erhofft hatte, wenn ich jetzt schon kurz vor einem verdammten Nervenzusammenbruch stand. Vor mir wurde die Tür nun endlich geöffnet und gab mir den Blick frei auf einen langen geräumigen Flur. Doch mein Blick wurde von der Frau mit den dunkelbraunen Haaren vor mich angezogen. Sie hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Kate Walsh, einer Schauspielerin aus meiner absoluten Lieblingsserie Grey's Anatomy. Bis auf die Haare, die anders waren, und andere minimale Kleinigkeiten wie die Augenfarbe sahen sie sich ähnlich. Ich schätze, dass es sich bei dieser Frau um Lucs Mom handeln musste.

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