KAPITEL 2

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Liv

Als ich am nächsten Tag kurz vor 14 Uhr unsere Wohnung verließ, lief ich Chase im Treppenhaus praktisch direkt in die Arme. Seine schulterlangen, blonden Haare hatte er zu einem unordentlichen Knoten im Nacken zusammengebunden und als er mich sah und zur Begrüßung in eine sanfte Umarmung zog, strahlten sein Mund und seine grünblauen Augen so sehr, dass ich sein Lächeln unwillkürlich erwiderte. Dass er angesichts seiner Größe und Statur sanft sein konnte bei einer Umarmung, überraschte mich jedes Mal aufs Neue. Denn ich verlor mich förmlich in seinen Armen.

»Was für eine Begrüßung, Wood«, sagte ich lächelnd, während ich mich aus seinen Armen löste und meine Umhängetasche schulterte, in der sich lediglich mein Portemonnaie, Handy und die Autoschlüssel befanden.

»Für dich nur das Beste, Parker«, erwiderte er grinsend und bugsierte mich am Ellenbogen Richtung Treppe.

»Zu charmant von dir.« Auch wenn ich nur seinen Rücken sah, war ich mir sicher, dass er noch immer grinste. Chase war vielleicht nicht so ein Clown wie Newton, aber an Unterhaltung fehlte es bei ihm ebenfalls nicht. Wenn ich bei Chase war, dann war ich so sehr von Ruhe und Frieden erfüllt, dass ich selbst den Schmerz in meinem Herzen vergaß, der dort seit drei Jahren saß und sich nicht abschütteln ließ.

»Ich möchte ja nicht fies sein, aber ich bin schon froh darüber, dass Newton ab Freitag endlich wieder Zuhause ist. Langsam könnte ich nämlich etwas männliche Unterstützung gebrauchen«, erklärte mir Chase neckend, als wir in seinem schwarzen Range Rover saßen, der gefühlt doppelt so groß war wie mein Auto. Aber wenn man so viel Geld besaß wie Chases Eltern, dann war das wohl kein Kunststück.

Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu und zog amüsiert eine Augenbraue nach oben, ehe ich ihm einen kleinen Klaps gegen den Oberarm verpasste. »Du armer Kerl, musstest du doch tatsächlich Zeit mit uns Mädels alleine verbringen. Du hast es wirklich schwer«, gab ich trocken zurück und sah, wie seine Mundwinkel amüsiert zuckten.

»Ich habe mir schon gedacht, dass du meinen Schmerz verstehen wirst, Parker.« In seiner Stimme klang überdeutlich der Sarkasmus mit, während er den Motor startete. Vor uns schreckten einige Vögel hoch und flogen zwitschernd davon, während Chase das Radio einstellte.

Ich schnaubte leise. »Von wegen Schmerz verstehen«, murmelte ich und warf ihm einen sarkastischen Blick zu. »Du tust ja gerade so, als hätten wir dich die letzten Wochen durch die Hölle geschleift und nicht wie normale Freunde Zeit miteinander verbracht.« Ich sah, wie seine Mundwinkel zuckten, während seine Augen konzentriert auf die Straße gerichtet waren. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir durch die Straße fuhren, in der die ehemalige WG von Newton, Everlyn, Sky und Leo lag, die sie bis vor ein paar Monaten noch bewohnt hatten, bevor sie sich dazu entschieden hatten, auseinander zu ziehen, um einander mehr Freiraum zu geben. Nachdem ihre Freundin Emma gestorben war, hatte ihre Freundschaft einen schweren Stich erlitten, der bis heute nicht ganz verheilt war.

»Hast du schonmal Zeit mit euch dreien alleine verbracht?«, fragte Chase schließlich und hielt an einer roten Ampel, an der ausgerechnet Mrs.Turner, unsere griesgrämige Nachbarin, die Straße überquerte. So schnell es ging, duckte ich mich und verzog das Gesicht. Ich mochte diese Frau nicht, obwohl ich normalerweise fast jeden Menschen ins Herz schloss. Erst als wir weiterfuhren und sie weit weg war, antwortete ich auf seine Frage.

»Ähm.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich kann schlecht Zeit mit mir selber verbringen, Ashley sehe ich sowieso kaum und Ever—«

»Siehst du«, unterbrach Chase mich schnell, während er sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht pustete. »Dann kannst du auch nicht beurteilen, ob es die Hölle ist oder nicht.« Er grinste und ich hätte es ihm gerne aus dem Gesicht gewischt.

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