KAPITEL 3

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Liv

»Psst«, zischte ich Chase und Leo zu, die neben Sky und Ashley in der Dunkelheit wild über das letzte Basketballspiel gegen das Team einer Uni aus Los Angeles diskutierten, während wir in Newtons Wohnung hockten und darauf warteten, dass besagter Wohnungsbesitzer mit Everlyn durch die Tür kam. »Wenn ihr weiter so laut seid, dann kann ich nicht hören, ob die Tür geöffnet wird, ihr Deppen.« Meine Nerven waren mittlerweile so ziemlich am Ende, was vor allem an Ashley lag, die sich wieder einmal unmöglich benommen hatte. Ich liebte meine beste Freundin, aber wenn sie schlechte Laune hatte, dann war sie ungefähr so umgänglich wie ein Krokodil, das kurz vorm Verhungern war. Außerdem schien ich wieder einmal die einzige im Raum zu sein, die das hier ernst nahm, und das war ätzend, wenn man alles alleine erledigen durfte.

»Ist ja gut, Parker«, versuchte Leo mich mit einem Grinsen im Gesicht zu beruhigen. Dass er dabei genau das Gegenteil erreichte, schien ihm nicht mal in den Sinn zu kommen. Mein Laune war mittlerweile auf dem Tiefpunkt angelangt, obwohl sie das an diesem Tag nicht sollte. Schließlich ging es hier um Newton, der endlich wieder nach Hause kam.

Chase stieß mich liebevoll in die Seite, damit ich ihn ansah. Seine Augen funkelten genauso sehr wie Leos. Nur mit Mühe unterdrückte ich ein Knurren und ballte stattdessen meine Hände zu Fäusten, bis es weh tat. Ich schmeckte Blut, weil ich mir wieder einmal zu fest auf die Lippe gebissen hatte. Super. »Hey Livvy«, sagte Chase mit ruhiger Stimme und tätschelte meinen Arm. Seine blonden Haare fielen ihm heute offen über die Schultern. »Das wird schon, ja? Wir halten jetzt unsere verdammte Klappe, nicht wahr, Fuller?« Chase warf Leo einen Blick zu, der darauf brav nickte. Dann sah er wieder mich an. »Perfekt. Dann können wir ja weiterhin hier sitzen und—«

Ehe Chase seinen Satz beenden konnte, hörten wir, wie sich die Wohnungstür öffnete und zwei lachende Personen, bei denen es sich natürlich um Everlyn und Newton handelte, in den Flur traten. Es raschelte kurz, dann war ein Schmatzen zu hören, das sie verdammt nach einem Kussgeräusch anhörte, ehe sie endlich ins Wohnzimmer kamen, in dem wir auf der Lauer lagen. Im selben Moment, in dem die beiden Verliebten Hand in Hand das Wohnzimmer betraten, kamen wir hinter der Couch hervor und riefen fröhlich: »Willkommen Zuhause, Newton.«, noch bevor Newton überhaupt realisieren konnte, was sich da in seinem Wohnzimmer abspielte. Chase und Leo brachen in lautes Gegröle aus und klatschten freudig in die Hände, während wir Mädels uns vor Lachen kaum halten konnten. Es war herrlich, zu beobachten, wie sehr Newton von unserer Geste überrumpelt wurde, bis sich schließlich dieses typische Grinsen auf sein Gesicht legte und er begann, amüsiert den Kopf zu schütteln. Dabei wurden seine Augen ganz schmal und Grübchen zeichneten sich auf seinen Wangen ab. Neben ihm stand Everlyn und strahlte.

»Verdammt«, kam es schließlich lachend von Newton, der mittlerweile schon nicht mehr so mitgenommen aussah. Die Verletzungen in seinem Gesicht waren verheilt und von dem großen Verband um seinen Kopf fehlte jegliche Spur. Er sah gar nicht so mitgenommen aus, dafür, dass er Wochen auf der Intensivstation gelegen hatte.

Ich machte schließlich den Anfang und trat auf Newton zu, um ihn in eine kurze Umarmung zu ziehen. »Ihr seid verdammt nochmal unmöglich, Leute«, sagte Newton über meine Schulter hinweg, während ich Everlyn zu lächelte, die noch immer leicht hinter ihm stand. Sie sah wunderschön aus in ihrem weißen Kleid und den Ballerinas an ihren Füßen. Ihre blaugrauen Augen glänzten so sehr, dass sie fast aussahen wie der leuchtende Mond in Silverhaven und dieses Lächeln auf ihren Lippen hätte Berge versetzen können.

Ich löste mich von Newton alias dem Riesen und murmelte ihm flüchtig ins Ohr: »Schön, dass du wieder Zuhause bist. Wir haben dich sogar ein bisschen hier vermisst.« Er grinste und tätschelte mir die Schulter, ehe wir routinemäßig unsere Fäuste aneinander stießen.  Als ich mich von ihm zurückzog und als stille Beobachterin an die Seite neben Everlyn stellte, war Chase der erste, der auf Newton zu ging und ihn in eine kurze, brüderliche Umarmung zog, bei der sie sich gegenseitig den Rücken klopften und über irgendeinen Dreck grinsten, ehe ich am Rande mitbekam, wie Chase so etwas wie »Fuck Mann, es tut verdammt gut, dich wiederzusehen. Deine Anwesenheit und die dummen Sprüche haben sowas von gefehlt.« murmelte. Ich schüttelte lachend den Kopf und sah, dass Everlyn und Sky ebenfalls an sich halten mussten, um nicht loszuprusten. Schließlich stieg auch Leo mit in das Gespräch der beiden ein und begrüßte seinen ehemals besten Freund mit einem knappen Nicken. Sky lächelte Newton zu und Ashley stieß ihre Faust an seine, wobei sie genauso distanziert und emotionslos tat wie immer. Irgendwann stießen auch Everlyn und ich dazu. Sie schloss ihre Arme von hinten um Newton und lächelte ihn genauso warm an, wie er es tat, als er seine Augen auf sie richtete. Jedes Mal, wenn ich die beiden sah, krampfte sich mein Herz automatisch zusammen. Ich vermisste es, jemanden zu haben, der mich so ansah wie Newton Everlyn. So, als wäre sie der Mittelpunkt seiner Welt. Ich vermisste es, jemanden zu haben, der mich in die Arme schloss und mich einfach nur anlächelte, als wäre ich sein Glück. Die Chance, die ich gehabt hatte, war mir vor Jahren genommen worden.

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