KAPITEL 25

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Liv

Zu keinem Anlass des Jahres strahlte die öde Sporthalle der Silverhaven University so sehr wie am Tag des jährlichen Weihnachtsballs, zu dem sich fast die gesamte Universität zusammen fand und ausgelassen feierte. Auch in diesem Jahr hatten sich die Studenten und Studentinnen der Kunstfakultät unserer Uni und die vielen weiteren Helfer wieder einmal selbst übertroffen. Denn die Dekoration war einfach nur atemberaubend, so sehr, dass ich aus dem Staunen kaum noch herauskam, als Ashley, Chase, Newton, Everlyn und ich die Sporthalle an jenem Abend durch einen schmalen Gang, auf dessen Boden ein eleganter, langer schwarzer Teppich ausgelegt worden war, betraten. Wie jedes Jahr war in der Halle eine große Bühne aufgebaut worden, an deren Gerüst unzählige kunstvolle Schneeflocken angebracht worden waren und auf der in diesem Moment eine Band, die den Ball auch noch den Rest des Abends begleiten würde, das Lied Waves von Dean Lewis spielte. Davor hatten sich auf einer riesengroßen Tanzfläche, die von vielen dunkelblauen, gemütlichen Scheinwerfern beleuchtet wurde, bereits unzählige Paare und vereinzelte Studentengrüppchen versammelt, die zum Takt des Liedes tanzten und sich vollkommen in der Musik verloren. Einige Meter weiter entdeckte ich das Buffet, an dem sich bereits eine große Schlange gebildet hatte, und unzählige Tische und Stehtische, die mit eleganten weißen Tischdecken und Geschirr gedeckt worden waren, sodass sie in dem dunkelblauen Licht, in das die Sporthalle durch die Beleuchtung getaucht wurde, regelrecht strahlten und den Eindruck erweckten, als wären sie tanzende Schneeflocken in mitten einer dunklen Winternacht.

Zudem gab es eine kleine Bar, an der Kellner Alkohol ausschenkten, Cocktails mixten und ebenfalls Softgetränke anboten. Auch die Bar war mit winterlichen, wunderschönen Motiven verziert worden, die sie wunderbar in die winterliche Szene der Sporthalle integrierte. Aber das war längst noch nicht alles. Denn die hohe Decke der Sporthalle war mit lauter weißen mit Helium gefüllten Luftballons geschmückt, zwischen denen vereinzelt immer wieder jemand gebastelte, weiße Schneeflocken, Tannenbäume, Herzen und Geschenke aufgehängt hatte, die im blauen Licht genauso sehr strahlten wie die weißen Tischdecken. Außerdem entdeckte ich ebenfalls lange, weiße Schleppen, die über die Stützbalken der Decke gezogen worden waren, und überall hingen unzählige Lichterketten, die die Decke der Sporthalle zusammen mit dem Licht aussehen ließ, als wäre man direkt unter dem offenen Himmelszelt, in dem unzählige Sterne miteinander um die Wette strahlten. Zudem warfen Projektoren die Umrisse von Schneeflocken auf die Tanzfläche, die immer voller wurde. Vervollständigt wurde das gesamte Bild von einem großen, weißen an der Bühne hängenden Banner, auf dem in schwarzen, eleganten Buchstaben der Satz »Welcome to Silverhaven University's annual Christmas Ball« geschrieben stand. Natürlich durfte auch das Logo unserer Uni bei dieser Gelegenheit nicht fehlen. Wo auch immer ich meinen Blick hingleiten ließ, herrschte eine vorweihnachtliche Stimmung, die vermutlich größtenteils der atemberaubenden Dekoration zu zuschreiben war und die Sporthalle in eine schlechtere, aber genauso winterliche Version des Films Frozen verwandelte.

Wie auch die anderen Besucher des Balls hatten wir es uns natürlich ebenfalls nicht nehmen lassen, uns genauso wie die Sporthalle für diesen einen Abend herauszuputzen. So trugen Chase und Newton beide jeweils eine schwarze Anzughose und schwarze Anzugschuhe. Während Chase allerdings ein graues Hemd trug, bei dem er lässig die Ärmel hochgekrempelt hatte, und seine langen dunkelblonden Haare zu einem unordentlichen Zopf im Nacken zusammengebunden hatte, trug Newton ganz traditionell ein weißes Hemd, von dem ich mir sicher war, dass es den Abend ganz sicher nicht überleben würde, und hatte seine dunkelbraunen Haare elegant zurückgegelt. Die beiden sahen zwar umwerfend aus, hatten jedoch nur nach dem gegriffen, was ihre Schränke ihnen zu bieten gehabt hatte, während Everlyn, Ashley (allerdings nur ziemlich widerwillig) und ich eine Woche nach Thanksgiving, das wie jedes Jahr vollkommen ereignislos bei mir verlaufen war, extra nach Los Angeles zum Kleidershoppen gefahren waren, wo wir schlussendlich auch fündig geworden waren. Ashleys schlanker, muskulöser Körper steckte in einem langen, schwarzen Jumpsuit, der oben mit schwarzen Strasssteinen besetzt war, hinten einen großen Rückenausschnitt hatte und sich perfekt an ihre sportliche und große Gestalt schmiegte, während ihre orangefarbenen Haare ihr offen über ihre Schultern fielen und ihr Gesicht leicht geschminkt war, was sie wie ich Everlyn zu verdanken hatte. Everlyn hingegen trug ein bodenlanges, ärmelloses, blaues A-Linien-Kleid, das oben eng und mit Perlen verziert war und unten in eine weite Pinselschleppe überging. Als Newton sie so gesehen hatte, hatte ich förmlich sehen können, wie ihm die Luft ausgegangen und seine Kinnlade heruntergeklappt war, womit er ähnlich reagiert hatte wie Chase, als dieser Ashley gesehen hatte, nur, dass er seine Reaktion deutlich besser hatte verstecken können. Es hatte sicher eine halbe Ewigkeit gedauert, bis Newton sich wieder eingekriegt hatte. Wie er seine Hose danach gerichtet hatte, war allerdings niemandem von uns ergangen, obwohl ich mir immer noch wünschte, dass es so gewesen wäre. Denn das Bild würde ich nie wieder loswerden.

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