KAPITEL 30

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Liv

Nach diesem Tag im Park veränderte sich etwas zwischen Luc und mir, als hätten wir einen Bann gebrochen, der uns seit über drei Jahren voneinander trennte. Ich fühlte mich dem Jungen von damals näher denn je und genoss jeden einzelnen Augenblick mit ihm, auch wenn es oft nur kleine Blicke und Berührungen waren, die wir einander heimlich stahlen. Ein kleiner Blick, wenn keiner hinsah, oder eine sanfte Berührung unserer Finger, wenn wir uns in der Uni oder auf dem Hof über den Weg liefen. Es war fast so, als würden wir genau dort weitermachen, wo wir vor Lucs Verschwinden aufgehört hatten. Nur manchmal hatte ich den Eindruck, dass Luc mit seinem Körper und seinem Geist nicht ganz bei mir war, aber das war mehr als in Ordnung, angesichts der Tatsache, dass wir mit unserem Gespräch im Park ziemlich viele Erschütterungen bei ihm in Gang gesetzt hatten. Es musste ihn unglaublich viel Kraft gekostet haben, mir all das über seine Mom und den Tod seines Dads zu erzählen. Ich hatte ihn noch nie so leiden und zusammenbrechen sehen wie in jenem Moment, in dem er sich seinem Schmerz hingegeben und in meinen Armen geweint hatte, und ich hatte gespürt, wie sehr dieser Anblick an meinem Herz gezerrt hatte, weil ich es kaum ertrug, ihn so sehr leiden zu sehen. Deswegen ließ ich Luc in Ruhe, wenn ich merkte, dass es mal wieder soweit war und er sich in seinem eigenen Kopf verlor. Doch abgesehen von diesen Momenten, in denen ich mir wünschte, er würde mit mir reden, war die Woche bis Weihnachten eine der schönsten seit Langem, weil ich sie mit Luc verbrachte. Wir lebten in unserer Blase, stellten die verrücktesten Dinge an und lernten einander neu kennen, bis es sich fast so anfühlte, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen.

Die Tage mit Luc waren schön, so schön, dass ich wahrscheinlich ewig hätte so weitermachen können. Doch einen Tag vor Weihnachten war es schließlich soweit, dass wir uns für einige Tage voneinander verabschieden mussten. Ich brachte Luc und Phoebe zum Flughafen in Los Angeles, wo Luc und ich uns mit einem langen, ausgiebigen Kuss und geflüsterten Worten voneinander verabschiedeten, ehe ich den Heimweg nach Silverhaven antrat und die beiden Geschwister in das nächste Flugzeug stiegen. So flogen Luc und seine Schwester nach Boston, um die Feiertage mit ihrer Mom, die sich nach und nach erholte und neue Kraft und Hoffnung zu schöpfen schien, und ihrer restlichen Familie dort zu verbringen, während ich bei Dad, James, der dieses Mal glücklicherweise nicht arbeiten musste, Grandma und Grandpa in Silverhaven blieb. Wie jedes Jahr fehlte auch diese Weihnachten jegliche Spur von unserer Mom, die Weihnachten in New York mit ihrem neuen Freund feierte und uns dabei vollkommen zu vergessen schien, aber das machte mir schon lange nichts mehr aus, weil es seit Moms und Dads Trennung fast jedes Jahr so gewesen war. Ich genoss die Zeit mit meiner Familie in Silverhaven sehr, auch wenn meine Gedanken Luc galten, mit dem ich fast jeden Abend telefonierte. Zwei Tage nach Heiligabend ging es für mich schließlich nach New York, jedoch ohne James, der wie jedes Mal, wenn wir Mom besuchen wollten, vorgab, er müsse arbeiten. Doch die Wahrheit war, dass er schon lange nicht mehr mit Mom sprach, nachdem die beiden einen riesengroßen Streit gehabt hatten, dessen Grund ich nicht einmal kannte. Ich hatte es schon lange aufgegeben, die beiden wieder versöhnen zu wollen, also flog ich allein zu Mom und blieb dort ein paar Tage, bis ich am Silvestermorgen zurück nach Silverhaven kam.

Nach all dem Trubel und Stress der Feiertage und den Tagen danach in New York bei Mom freute ich mich darauf, den Silvesterabend zusammen mit Chase, Newton, Ashley und Everlyn bei Pizza und guten Filmen in unserer Wohnung zu verbringen und das neue Jahr gemeinsam mit ihnen zu begrüßen, wie wir es schon im letzten Jahr getan hatten. Doch anders als letztes Jahr würde dieses Jahr auch Luc bei unserer kleinen Runde dabei sein, was mir schon Tage vorher unglaublich viel Stress bereitete. Außerdem stresste es mich zusätzlich, dass Ashley und ich noch immer kaum ein Wort miteinander sprachen, auch wenn ich das gerne geändert hätte, doch Ashley schien dieses Bedürfnis nicht zu haben, was mich unglaublich traurig machte und gleichzeitig frustrierte. So kam es, dass ich den Silvestertag über ein einziges Nervenbündel war, das kurz davor war, jeden Moment in die Luft zu gehen. Die Vorbereitungen für den Abend waren bereits voll in Gange und es würde nicht mehr lange dauern, bis auch Luc, der später als Chase und Newton kommen würde, zu unserer kleinen Runde dazustieß. Ich trug mein weinrotes, ärmelloses Lieblingskleid, meine Haare fielen in sanften Wellen über meine Schultern, während Everlyn mich dezent geschminkt hatte. Die Filme waren ausgesucht, die Pizza bereits gemacht und die Getränke standen ordentlich aufgereiht auf dem Wohnzimmertisch neben ein paar Snacks und Tellern und Besteck. Meine Freunde waren allesamt da und sahen ebenso herausgeputzt aus wie ich. Alles war perfekt und doch schaffte ich es nicht, meine tanzenden Nerven zu beruhigen. Immer wieder warf ich nervöse Blicke auf die Uhr, während ich mit Everlyn in unserer Küche stand und die Pizza, die beinahe ebenfalls unter meinem kleinen Nervenzusammenbruch hatte leiden müssen, aus dem Ofen holte.

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