KAPITEL 14

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Luc

Was ist eigentlich dein Problem? Soll das irgendein abgekartetes Spiel sein, mit dem du mich für dumm verkaufen willst? Denn dann kann ich dir gleich sagen, dass das nichts wird, weil ich ganz sicher nicht mehr so dumm bin und auf dich hereinfalle. Livs Worte verfolgten mich selbst dann noch, als ich schon längst wieder Zuhause war und Liv hinter mir gelassen hatte. Obwohl ich mir Mühe gab, ihren wütenden Gesichtsausdruck und die Worte, die sie mir an den Kopf geschmissen hatte, zu vergessen, funktionierte es nicht. Sie waren in meinem Kopf, als ich die Tür aufschloss, als ich unter die Dusche stieg und schließlich als ich die Wohnung wieder verließ, um mich mit Dex zu treffen. Egal was ich tat, ihre Worte waren in meinem Kopf wie eine Klette, die sich mit ihren kleinen Widerhaken an meiner Kleidung festklammerte und nicht mehr von alleine losließ. Also trug ich ihre Worte den ganzen Weg über bis hin zu Dexter mit mir herum, während ich wieder und wieder versuchte, sie nicht zu sehr an mich heranzulassen. Denn wenn sie einmal den Weg zu meinem eiskalten Herzen finden würden, schafften sie es vielleicht doch noch, es aufzutauen und in tausend kleine Splitter zerspringen zu lassen. Doch das hielt mich nicht davon ab, die vergangene Stunde in meinem Kopf Revue passieren zu lassen.

Ich wusste selbst nicht, was in mich gefahren war, als ich Liv mitgeteilt hatte, dass ich sie zum Hof zurückbegleiten würde. Der Gedanke war einfach da gewesen, obwohl ich mir geschworen hatte, mich von ihr fernzuhalten...sie von meiner Dunkelheit fernzuhalten, die seit jener Nacht vor drei Jahren von mir Besitz ergriffen hatte. Es war eine Tatsache, dass ich nicht gut für Liv war. Trotzdem erwischte ich mich immer wieder dabei, ihr nahe sein zu wollen. In der Uni, als ich sie das erste Mal nach drei Jahren zu Gesicht bekommen hatte. An jenem Abend, als wir vor meiner WG ineinandergelaufen waren. Im Starlight's, als der betrunkene Kerl sie belästigt hatte. Und heute, als ich sie auf der Weide mit Akasha gesehen hatte. In jedem dieser Moment hätte ich weitergehen und Liv einfach ignorieren können, doch stattdessen war ich jedes einzelne Mal geblieben, hatte sie angesehen und mich dabei ertappt, in Erinnerung an die Vergangenheit zu versinken, obwohl alles, was mich interessieren sollte, meine Zukunft war, von der Liv kein Teil sein würde, weil unsere Geschichte längst vorbei war. Sie war vorbei seit dem Moment, in dem mein Dad seinen letzten Atemzug getan hatte. Ich wollte sogar, dass sie vorbei war. Trotzdem war Liv in meinem Kopf und obwohl es ätzend gewesen war, eine halbe Ewigkeit in der stechenden Mittagshitze hinter Akasha herzulaufen, um sie wieder einzufangen, hatte ich mich das erste Mal wieder gefühlt, als wäre ich endlich Zuhause und meine Welt nicht dunkler als das Universum. Ich hatte gegrinst, als Liv nicht hingesehen hatte. Ich hatte mir erlaubt, meine Schuldgefühle zu vergessen. Ich hatte mir erlaubt, einfach nur Lucas Winston zu sein. Der Lucas Winston, den Liv einst gekannt hatte. Und dann hatte ich mich plötzlich Livs finsterem Blick gegenüber wiedergefunden, während ihre Worte in meinen Ohren widergehallt waren.

Mir war klar, dass mein Verhalten sie verwirrte. Verdammt, ich verwirrte sogar mich selber. Aber ich hatte nichts dagegen unternehmen können, auch wenn mir von Anfang an hätte klar sein müssen, dass Liv es nicht zulassen würde, dass ich sie zurückbegleitete. Doch weil ich schon immer jemand gewesen war, der gerne ein Risiko einging, hatte ich es dennoch gewagt und musste nun die Konsequenzen dafür tragen. Liv war der sturste Mensch, den ich kannte. Eher würde die Hölle gefrieren, als dass sie zu lassen würde, dass ich ihr nahe kam. Sie hatte entschieden, mich auszuschließen, nachdem ich sie verlassen hatte. Wenn ich zurück in ihr Herz wollte, musste ich einen harten Kampf mit ihrer Sturheit führen. Einen Kampf, aus dem ich garantiert nicht als Sieger hervorgehen würde. Aber vielleicht war das auch besser so, weil es mich davon abhalten würde, es überhaupt erst zu versuchen. Ich hatte auch eine Entscheidung getroffen, und die würde ich nicht rückgängig machen. Auch dann nicht, wenn ein kleiner Teil meines eiskalten Herzens plötzlich wieder zu fühlen begann und sich wünschte, Liv wieder in seinem Leben zu haben.

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