Wir landeten in München. Ein wenig holprig, weil es doch sehr wehte, aber egal, wir hatten wieder Boden unter den Rollen.
Seufzend erhob ich mich von meinem Sitz. In dem Moment fragte ich mich, woher die Stewardess eigentlich wusste, dass ich hier wohnte. Weil sie ja „Heimfahrt" vorhin gesagt hatte. Komisch...
Als ich das Flugzeug verließ und mich noch einmal mit einem matten Lächeln bei ihr bedankte, kam mir in den Sinn, wieso sie das wusste. Ich hatte ja vor dem Abflug meinen Reisepass abgeben müssen, den ich jetzt gemeinsam mit meinem Koffer wiederbekam.
Ich war zu zermatscht in der Birne, um noch irgendetwas zu kapieren.
Wir wurden mit einem Bus vom Rollfeld gefahren. Ich war auf einem Sitz zusammengesunken und regte mich erst wieder, als die Leute um mich herum ausstiegen.
Ich hatte keine Ahnung, wo ich jetzt war oder wie viel Uhr es gerade hier in Deutschland überhaupt war – aber das war mir eigentlich auch sowas von schnurzpiepegal. Ich folgte den anderen aus dem Bus heraus und weiter einen gefliesten Gang entlang. Wie ein kleines Schäfchen. Ich stolperte dreimal fast über meine eigenen Füße, weil ich mir den Koffer in die Hacken rammte, aber auch das war mir komplett egal. Ich raffte inzwischen irgendwie gar nichts mehr.
Letztendlich war ich bei der S-Bahn angelangt. Na, Gott sei Dank.
Ich schob meinen Koffer in das Abteil und ließ mich auf einem Sitz nieder. Die S-Bahn war fast ganz leer, weswegen mir egal war, dass mein Koffer ständig zwei Meter von mir weg rollte.
„Ey, pass mal auf dein Zeug auf, Mädchen!", muffte mich ein Mittezwanzigjähriger von der Seite an. Er schob mir grob den Koffer direkt vor die Füße, sodass er nicht mehr wegrollen konnte.
Ich reagierte überhaupt nicht. Ich war so fertig mit der Welt. Ich wollte eigentlich mal nachschauen, wie viel Uhr es war, weil ich komplett das Zeitgefühl verloren hatte und ich jetzt eh in einer komplett anderen Zeitzone war, was man nicht vergessen durfte, und außerdem wollte ich eigentlich wissen, wie lange ich zu Hause schlafen konnte, bis ich heute Abend auf den neuen Dreh musste.
Ich war nicht nur körperlich ausgelaugt, sondern vor allem auch seelisch.
Aber besonders störten mich die Nackenschmerzen, die sich bis hinunter in meinen Rücken und hinauf in meine Schläfen zogen. Den Herzschmerz blendete ich erfolgreich aus, aber die körperlichen, nervlichen Schmerzen waren so präsent, dass mir die Tränen in meine glasigen, geröteten Augen stiegen.
Ich schniefte einmal.
Mir war es egal, ob die Leute mich ansahen, weil ich hier wie ein kleines Häufchen Elend saß. Erkennen konnte mich eh niemand. Ich hatte ein Sweatshirt an, dessen Kapuze ich mir tief ins Gesicht gezogen hatte. Außerdem lehnte meine Stirn auf meinen Armen, die ich auf der Oberseite meines Koffers verschränkt hatte. Mein Gesicht war also nicht einmal zu sehen.
Niemand konnte mich erkennen.
Ich ließ mich weiterhin durch mein Delirium treiben, bis mich die Stimme der S-Bahn-Ansagen unsanft wieder ins Hier und Jetzt riss, als sie den Pasinger Bahnhof ansagte – denn beinahe hätte ich verpasst, in Pasing auszusteigen, weil das war die letzte Möglichkeit für mich, in die richtige S-Bahn umzusteigen, mit der ich nach Hause kam.
Schnell rappelte ich mich auf und sprintete im letzten Moment durch die Tür, die sich piepend schon wieder schließen wollte.
Ich musste mich erst einmal an dem Geländer festhalten, das hier direkt neben mir war, weil ich viel zu schnell aufgesprungen war und mein Kreislauf nicht gerade begeistert von dieser überstürzten Aktion war.
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Heartdance
Fanfiction~ ღ Das 3. Buch der Hearts-Trilogie. ღ ~ Er war es, der meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hatte. Er hatte mir gezeigt, dass es sich lohnte, dass man für etwas kämpfte. Für etwas kämpfte, das einen beinahe umbrachte, aber es war es wert. Er war...