„Da hast du wohl Recht", meinte er und sah mich jetzt intensiv an. „Von mir aus können wir uns auch gerne öfter als zweimal sehen."
Holla, der Bub ging aber ganz schön in die Offensive?!
Gott sei Dank wurde mir eine Antwort erspart, denn wir waren jetzt in der Mitte des Studios angekommen.
Ich hob den Blick und stand ein paar Leuten gegenüber. Zwei davon kannte ich. Es waren Scooter, Justins Manager, und daneben niemand Geringeres als Usher höchstpersönlich.
Sie schüttelten mir beide die Hände und Usher sagte: „So, jetzt habe ich dieses neue Wunderkind kennengelernt, jetzt mache ich mich wieder aus dem Staub. Kommst du mit, Scooter?"
Und da waren sie auch schon wieder verschwunden.
Verwirrt sah ich ihnen hinterher und drehte mich dann wieder zu Justin und zu der Choreographin um, die ebenfalls hier war.
Justin sah meinen Blick und zuckte nur mit den Schultern.
„Die beiden wollten dich unbedingt sehen, bevor die Welt dich zu sehen kriegt", meinte er grinsend und strich sich durch seine bronzefarbenen Haare, „manchmal sind sie wie kleine Kids."
„Das kann man wohl sagen", lachte ich und die Choreographin nahm endlich das Gespräch auf. Sie stellte sich als Lucy vor und ich fand sie auf Anhieb sofort cool. Man konnte sie mit keinem anderen Wort beschreiben, sie war einfach cool. Wie sie lässig vor uns stand in ihrem hautengen kurzen Top und der weiten Tanzhose. Mit den dunklen Haaren, die ihr in großen Wellen bis auf den Rücken hinunter reichten. Und den funkelnden blauen Augen.
„Also, Sam", sie sah mich konzentriert an – sie war schon voll im Arbeitsmodus – , „ich erkläre dir jetzt das Konzept des Videos..."
Der Tag war bisher der anstrengendste in meinem Leben. Das Video bestand wirklich nur aus Justin und mir, das hätte ich niemals gedacht. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass noch mehr Tänzer da sein würden, aber so war es nicht. Am Anfang dauerte es ein wenig, bis ich auftaute. Das gab ich offen zu. Ich konnte Justin gegenüber nicht sofort so locker sein, wie ich es sonst immer war, wenn ich Leute neu kennenlernte. Naja, okay, hier ging es auch nicht nur ums Kennenlernen, hier ging es um Körperkontakt. Der Song, den er rausbrachte, war natürlich wie eigentlich immer ein Liebeslied. Allerdings mit einem ziemlichen Bass, aber es war trotzdem ein Lovesong. Die Strophen waren halb gerappt, halb gesungen und der Refrain ging sofort ins Ohr. Der Song gefiel mir auf Anhieb und er hatte das Potential, dass er einer der Songs wurde, die ich für zwei Wochen am Stück hörte und danach nicht mehr ausstehen konnte. Leo nannte es immer: „Tot hören."
Das Video war ein reines Tanzvideo. Justin würde kein einziges Mal vor der Kamera stehen und den Text singen, wie es sonst immer in Musikvideos der Fall war. Wir würden nur tanzen.
Am Anfang zeigte Lucy Justin, was sie sich bei seinen Solo-Parts vorstellte. Ich setzte mich währenddessen an den Rand und beobachtete die beiden aufmerksam. Lucy war eine sehr gute Choreographin und Justin lernte schnell. Er setzte das, was Lucy ihm sagte, immer sofort um und nahm alles ernst, was sie sagte.
Um ehrlich zu sein, war ich doch erstaunt, dass er so professionell arbeitete. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er herumblödeln würde und dafür mehr Zeit draufging als fürs Proben selber. Aber ich hatte mich eindeutig getäuscht.
Als Justin wusste, was er tanzen sollte (zum Großteil war es eine bestimmte Art von Freestyle mit ein paar Ecken und Kanten, die Lucy ihm vorgegeben hatte), winkte der Wirbelwind mich zu sich her und schickte Justin an den Rand des Studios. Er kam an mir vorbei und grinste mich nur an. Automatisch erschien ein kleines Lächeln in meinem Gesicht. Als ich an ihm vorbeigegangen war, spürte ich seinen Blick noch ganz genau auf mir, der mir bis zu Lucy folgte und mich auch weiterhin nicht losließ.

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Heartdance
Fanfiction~ ღ Das 3. Buch der Hearts-Trilogie. ღ ~ Er war es, der meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hatte. Er hatte mir gezeigt, dass es sich lohnte, dass man für etwas kämpfte. Für etwas kämpfte, das einen beinahe umbrachte, aber es war es wert. Er war...