Ich folgte ihm in das andere Zimmer.
„Bittesehr, fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, Madame!", sagte er vornehm näselnd und deutete mit einer ausladenden Bewegung auf sein Bett. Der Fernseher lief halblaut und es kam gerade irgendeine britische Talkshow.
Ich legte mich auf sein Bett, das unglaublich weich war, und wäre am liebsten sofort dort eingeschlafen.
Auf einmal stiegen mir die Tränen in die Augen.
Ich versuchte, mein Gesicht von ihm wegzudrehen, aber ich war zu langsam. Er hatte die Tränen schon gesehen, die mir über die Wangen liefen.
„Hey... was ist denn los?", fragte Niall leise und setzte sich ebenfalls aufs Bett.
Ich war nicht in der Lage, ihm zu antworten. Ich schluchzte so heftig, dass ich schon Mühe hatte, überhaupt noch weiteratmen zu können. Ich drückte mir beide Hände auf den Mund, aber es nützte nichts.
„Sam...", sagte Niall bestürzt und zog mich zu sich rüber. Er umarmte mich ganz fest und ließ mich einfach in seinen Pulli weinen. Ich schloss die Augen, aber das machte das Ganze nur noch schlimmer. Tausend Bilder zogen vor meinem inneren Auge vorbei. Wie ich Harry das erste Mal sah. Wie wir getrennt wurden. Wie er an uns vorbeirannte zum Van hin, als der Amokläufer in der Olympiahalle war. Wie wir uns in Moms Büro bei der EMAs-Besprechung wiedergesehen hatten.
Alles zog an meinem inneren Auge vorbei.
Unser erster Kuss. Unser erster Streit. Das erste Mal, dass wir zusammen gelacht haben. Das erste Mal, dass er mich weinen gesehen hat. Als ich zu ihm aufs Empire State Building kam.
Alles.
Einfach alles.
So viele Emotionen und Erinnerungen prasselten auf mich ein, dass ich nicht mehr wusste, was ich denken sollte.
Ich weinte einfach nur noch. Niall wiegte mich leicht hin und her. Ich war so froh, dass er gerade hier bei mir war, und dass ich nicht irgendwo alleine in einem Hotelzimmer irgendwo in London saß.
„Schhhh...", machte Niall und ließ mich einfach immer weiter weinen. Ich konnte auch nichts Anderes tun. Ich konnte einfach nicht.
Ich richtete mich nach ein paar Minuten auf und wischte mir unter den Augen entlang.
„Ich... ich kann...nicht mehr. Ich..."
Unter Schluchzen bekam ich diese Wörter heraus, aber sie waren komplett unverständlich. Niall sah mich aus seinen ozeanblauen Augen so besorgt an, dass das mein kaputtes Herz noch mehr brach. Als würde ein Welpen einen besorgt ansehen und dabei leise fiepen.
Er drängte mich nicht dazu, endlich mit dem Weinen aufzuhören. Er drängte mich auch nicht dazu, mit ihm zu reden. Er ließ mich einfach neben sich dasitzen und weinen.
Irgendwann atmete ich einfach nur noch tief ein und aus. Ein und aus. Ein und aus.
Das half.
Die Tränen liefen weiter, aber ich konnte wieder atmen und schluchzte nicht mehr.
Mein Herz fühlte sich so schrecklich an. Es tat so sehr weh. Hatte ich überhaupt noch ein Herz? Ich wusste es nicht. Es fühlte sich nicht mehr so an. Es schmerzte so sehr.
Die Liebe konnte einen wirklich zerstören. Lieben heißt, sich in Gefahr bringen. Doch wie sehr man sich dabei in Gefahr brachte, das erfuhr man erst, als es eigentlich schon zu spät war und der Zug schon abgefahren war. Wenn man jemanden liebte, dann gab es keinen doppelten Boden wie im Zirkus. Die Artisten dort hatten es einfach. Wenn sie fielen, dann fing sie das Netz unter ihnen auf. Wenn man sich verliebte und denjenigen von ganzem Herzen liebte, hatte man diesen Luxus nicht. Entweder man blieb oben in der Luft und genoss die Aussicht und das Hochgefühl – oder man fiel. Man fiel in eine tiefe Schwärze. Und manchmal fiel man ewig. Das Fallen tat schon weh. Aber der Aufprall....
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Heartdance
Fanfiction~ ღ Das 3. Buch der Hearts-Trilogie. ღ ~ Er war es, der meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hatte. Er hatte mir gezeigt, dass es sich lohnte, dass man für etwas kämpfte. Für etwas kämpfte, das einen beinahe umbrachte, aber es war es wert. Er war...