#54 - Meine Rettung

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Und klingelte.

Und klingelte immer noch.

Er ging nicht ran.

„Scheiße", fluchte ich und schniefte einmal. Die Regentropfen liefen mir jetzt schon die Nase hinunter und tropften von meiner Nasenspitze.

Ich unterbrach den Anruf und atmete tief ein. Ich hielt die Luft kurz an und stieß sie dann in einem verzweifelten Schwall wieder aus.

Was jetzt? Ich hatte keine Nummer von Dani oder Sean oder Tiffany. Ich stand hier alleine in der Eiseskälte.

Ray brauchte ich auch nicht anrufen, was sollte er schon von New York aus machen.

Sollte ich einfach draufloslaufen und mir ein Hotel suchen? Das war irgendwie die einzige Möglichkeit, die mir in den Sinn kam.

Ich wollte mich schon in Bewegung setzen, als mir der Geistesblitz schlechthin kam.

Na klar, wieso eigentlich nicht!

Ich kramte mein Handy wieder heraus und rief diesmal ein anderes 1D-Mitglied an.

„Heeeey!", meldete er sich.

„Hey Niall. Störe ich dich gerade?", fragte ich ein wenig zaghaft und versuchte, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Mir war so unglaublich kalt.

„Nö, ich sitze zu Hause auf meinem Sofa und schaue fern, das habe ich schon seit Monaten nicht mehr gemacht!" Seine Stimme klang so begeistert wie ein kleines Kind an Weihnachten. Ich konnte sein strahlendes Gesicht förmlich vor meinem inneren Auge sehen.

„Das ist ja cool", meinte ich und ein kleines Lächeln stahl sich trotz meiner beschissenen Situation auf mein Gesicht.

„Wieso rufst du mich denn an?", wollte er wissen und klang neugierig.

„Naja, ich habe ein Problem..." Ich zögerte kurz. „Mein Manager hat kein Hotel für mich gebucht. Oder vielleicht hat er es auch und ich weiß nur nichts davon. Naja, jetzt sind die anderen Tänzer alle weg und ich habe keine einzige Handynummer von denen, Harry geht nicht an sein Handy und jetzt ....jetzt wollte ich dich fragen..."

„Ob du hier schlafen kannst? Ach Sam, natürlich! Du bist noch bei der Halle, oder? Ich fahre in einer Minute los und hole dich ab, dann bin ich in ungefähr fünfzehn Minuten da! Bis gleich!"

Er hatte schon aufgelegt, ehe ich überhaupt Luft für eine Antwort holen konnte.

„Danke, Niall, du bist ein Schatz", sagte ich trotzdem noch ein wenig lahm, obwohl er mich ja nicht mehr hörte, und nahm dann das Handy vom Ohr.

Gut, dass man sich auf ihn so verlassen konnte.

Die nächsten fünfzehn Minuten zogen sich ziemlich in die Länge. Ich wusste nicht, ob ich bis zum Tor vorgehen sollte, das in den riesigen Zaun integriert war. Wahrscheinlich sollte ich das schon. Aber ich traute mich nicht. Hier vor dem Gebäude brannte noch ein Licht und hier war auch eine Überwachungskamera, was hieß, dass mich hier hoffentlich niemand angreifen würde.

Mein Herz schlug trotzdem ein wenig höher, als es eigentlich sollte.

Endlich sah ich Scheinwerfer, die direkt auf das Tor zusteuerten. Der Wachmann kam aus seinem kleinen Kabuff und sprach mit dem Fahrer, bevor er das Tor per Knopfdruck öffnete. Ein halbes Gebirge fiel mir dabei vom Herzen. Gott sei Dank!

Niall parkte direkt vor mir mit seinem schwarzen Wagen und hob meinen Koffer in seinen Kofferraum. Dann drückte er mich erst einmal fest an sich und sagte, wie er sich freute, mich zu sehen. Ein dicker Kloß entstand in meinem Hals, weil einiges an Anspannung von mir abfiel, allerdings hinderte er mich daran, mich bei Niall zu bedanken, dass er meine Rettung war und mich nicht hier im Regen stehen ließ. Wortwörtlich.

HeartdanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt