‚Ich sag's dir nicht.'
‚Jetzt rück raus'
‚Nö'
‚Zick nicht rum'
‚Nö du hast gesagt, ich soll mich nicht bei ihm melden'
‚Stimmt überhaupt nicht, ich habe gesagt, du sollst noch ein wenig warten!'
‚Ist das gleiche'
‚Quatsch!'
‚Doch'
‚Jetzt sag'
‚Ne. Muss jetzt mein Gepäck holen.'
Grummelnd ließ ich mein Handy auf meinen Bauch fallen. Ich lag ausgestreckt auf der Couch im Wohnzimmer und wartete darauf, dass etwas Spannendes in meinem Leben passierte. Ich meine, ich hatte ernsthaft schon Papas eh so saubere Wohnung gesaugt. Langsam gingen mir die Beschäftigungen aus. Und ich konnte mich einfach auf nichts konzentrieren. Jetzt hatte ich gedacht, meine liebe Cousine würde mich ablenken und mir erzählen, was jetzt mit ihr und Luke - Hashtag Juuuukee!, hörte ich Caros Stimme förmlich in meinem Kopf - los war, aber nein, sie spielte die beleidigte Leberwurst und erzählte mir nichts.
Ich stand seufzend von der Couch auf und zog die Tür zum Balkon auf. Die Sonne schenkte uns noch ein paar Strahlen, bevor sie jetzt gleich endgültig untergehen würde. Ich lehnte mich gegen das Geländer und starrte in die Stadt hinaus. Dadurch dass ich ‚nur' im siebten Stock war, war es gar nicht so hoch, aber man konnte trotzdem einiges überblicken.
Ich liebte diese Stadt einfach zu sehr.
Der Wind pfiff ein wenig, aber das fühlte sich wunderbar auf der Haut an. Ich bekam zwar eine ganz leichte Gänsehaut, aber das störte mich nicht.
Ich stand einfach nur da und sah zu, wie es von einen auf den anderen Schlag innerhalb weniger Minuten dunkel wurde, weil die Sonne hinter den Wolkenkratzern verschwand und das Licht mit sich nahm.
Ich atmete die klare Luft ein und ignorierte das Zittern, das meinen Körper vibrieren ließ. Ich wollte nicht wieder ins Warme hineingehen. Hier auf dem Balkon fühlte ich mich gerade ziemlich frei.
Außerdem bekam ich hier endlich wieder Luft. Im übertragenen Sinne natürlich.
Das erste Mal, seit sich mein Leben komplett umgekrempelt hatte, hatte ich wirklich Zeit, nachzudenken.
Ich stand einfach still, war ungestört und konnte endlich denken.
Ray Johnson hatte mich bei AMCK aufgenommen. Das beste Tanz-Management der Welt.
Ich hatte also mein wahnsinnig erfolgreiches Studium nach wenigen Wochen abgebrochen. Für einen Job, den ich vielleicht auch schon in wenigen Wochen wieder los sein konnte.
Ich schluckte.
Leider war das wahr.
Wer sagte und wer garantierte mir, dass ich mich wirklich dort in diesem Business behaupten konnte? Vielleicht stellte ich nach dieser einen Woche fest, dass der Beruf der professionellen Tänzerin absolut nichts für mich war. Vielleicht merkte ich, dass ich es nicht ausstehen konnte, von einem Ort zum nächsten zu fliegen, kein richtiges Zuhause für mehrere Wochen zu haben, von einem Hotelzimmer zum nächsten zu hüpfen. Für die ganz großen Stars tanzen zu müssen, die vielleicht richtige Kotzbrocken waren und denen ich am liebsten ihren Eistee oder ihr Wasser vergiften würde.
Meine Finger krallten sich um das Geländer und ich starrte einfach gerade aus ins Leere.
Komischerweise war ich innerlich ziemlich ruhig.

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Heartdance
Fanfiction~ ღ Das 3. Buch der Hearts-Trilogie. ღ ~ Er war es, der meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hatte. Er hatte mir gezeigt, dass es sich lohnte, dass man für etwas kämpfte. Für etwas kämpfte, das einen beinahe umbrachte, aber es war es wert. Er war...