#60 - Keep Living

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„Was willst du ihm sagen?", fragte Niall, als er den Blinker nach links setzte.

Jedes Mal, wenn ich hier war, fand ich den Linksverkehr ultrakomisch.

...und was tat das jetzt zur Sache, Sam?!

„Das weiß ich nicht. Das wird sich dann schon ergeben. Aber so leicht werde ich nicht aufgeben."

„Okay. Ich warte im Auto auf dich. Sag mir bitte Bescheid, wenn du bei ihm bleibst, damit ich nicht die ganze Nacht auf dich warte."

„Ja klar, mache ich natürlich", versprach ich mit fast versagender Stimme, denn Niall bremste den Wagen und hielt in einer Einfahrt an. Seine Einfahrt.

Er sah mich an und nickte mir aufmunternd zu.

„Er liebt dich. Er kann das nicht einfach so machen. Und er braucht dich, das weiß ich", sagte er leise.

Ich antwortete nicht, sondern gab ihm sein Handy zurück und stieg aus dem Auto aus. Ich wusste, dass Niall es nur gut gemeint hatte, aber seine Worte hatten mir ins Herz geschnitten wie ein rasierklingenscharfes Messer. Ich konnte das jetzt nicht hören. Denn gerade im Moment stimmte das nicht. Er brauchte mich nicht, denn sonst würde er mich nicht so einfach verlassen und in der Dunkelheit stehen lassen.

Ich ging mit wackeligen Knien zu seiner Haustür und klingelte.

Ich atmete flach, wie eigentlich schon die ganze Zeit. Den ganzen Abend.

Ich wartete.

Ich klingelte noch einmal.

Keine Reaktion.

Ich schaute durch das Fenster neben der Tür, aber das Licht war aus.

Ich klingelte jetzt fünfmal hintereinander.

Dann donnerte ich mit der Faust gegen die Tür.

„Harry! Mach auf! Bitte!", rief ich und klopfte wieder.

Ich drehte mich um und ging zu Nialls Auto zurück. Ich stieg wieder ein.

„Er ist nicht da", sagte ich tonlos.

„Ich habe einen Schlüssel", antwortete Niall und stieg aus. Er schlug die Tür zu und ich beeilte mich, ihm zu folgen.

„Wieso hast du einen Schlüssel?"

„Wir haben alle Schlüssel von den Wohnungen der anderen. Was meinst du, wie Harry sonst bei mir vorhin reingekommen ist?"

Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht, um ehrlich zu sein.

„Er hat es sicher von Louis erfahren, dass du bei mir bist. Er war nämlich der Einzige, dem ich davon erzählt habe, weil er mich während der Fahrt, als ich dich geholt habe, angerufen hat."

Niall kramte an seinem Schlüsselbund und fand dann den richtigen. Er schloss die Tür leise auf und ließ mich vor sich eintreten. Er drückte den Lichtschalter, von dem er natürlich wusste, wo er sich befand.

„Harry?", rief Niall.

Keine Reaktion.

„Er ist nicht hier", sagte Niall. „Sein Autoschlüssel ist nicht da", er deutete auf einen kleinen Haken neben meiner Schulter, der leer war, „seine Lederjacke ist weg und sein Auto ist sicher auch nicht in der Garage. Komm, wir gehen zurück ins Auto und rufen die anderen an. Vielleicht ist er ja bei Louis oder Liam oder so."

Er schloss hinter uns wieder ab und wir rannten durch den Regen zurück zum Auto.

„Möchtest du anrufen oder soll ich das für dich machen?", fragte Niall, während er sein Handy wieder hervorzog.

HeartdanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt