Besondere Geschenke

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Die folgenden Wochen wiederholen sich eigentlich nur. Ich gehe von Montag bis Freitag arbeiten, mache Party am Freitag oder Samstag und vögel mich mit Edward in den Schlaf. So oft ich auch versuche, ihn am nächsten Morgen da zu behalten, funktioniert es nicht. Nur einmal haben wir nochmal morgens Sex gehabt und danach ist er dann abgehauen...
Nicht wirklich befriedigend, wie das alles läuft um ehrlich zu sein. Allerdings hab ich mittlerweile endlich mal seine Nummer bekommen und wir schreiben auch mal unter der Woche. Belangloses allerdings...
Das ganze geht jetzt schon gut drei Monate so. Es fühlt sich mit Edward zwar wie eine Beziehung an, aber keiner von uns hat bisher die drei Worte in den Mund genommen. Ich bekomme aber immer öfter mal kleine Geschenke von ihm. Ohrringe, unauffällige Ketten aus Silber, einen Armreif.
Ich frag mich manchmal, womit er sein Geld verdient, dass er mir solche Geschenke machen kann. Schuldgefühle kommen dann als zweites.
Letzte Woche hab ich ihn darauf angesprochen.
„Edward...ich kann niemals all diese wunderschönen Geschenke annehmen. Ich gebe dir ja nichts zurück dafür.", sagte ich und spielte mit der Kette um meinen Hals, während wir nackt nebeneinander im Bett saßen.
„Oh, du gibst mir doch alles, was ich will mein Mädchen.", er kam an und küsste mich auf die Wange, bevor er in mein Ohr hauchte, „Den besten Sex, den ein Mann sich wünschen kann. Und die geilste Figur, um mich anzutörnen."
Bei seinen Worten musste ich seufzen und merkte, dass ich wieder erregt war. Kann auch an seinen Fingern zwischen meinen Beinen gelegen haben...

Es ist wieder einer der anstrengenderen Arbeitstage. Ich durfte durch das halbe Gebäude rennen, um Menschen hinterherzulaufen und ihnen zu sagen, dass sie über der Deadline für ihre Dokumente sind und Bruce die dringend braucht.
Nach so viel Treppensport, muss ich nachher nicht mehr laufen gehen.
Geschafft komme ich in meiner Wohnung an und schmeiße die Tasche weg. So schnell ich kann, ziehe ich mir was bequemes an. Plötzlich klingelt es an der Tür. Verwundert gehe ich zur Gegensprechanlage und nehme den Hörer.
„Hallo?"
„Miss Grace? Ich habe ein Paket für Sie. Sie müssten dafür noch etwas unterschreiben. Bitte bringen Sie ein gültiges Ausweisdokument mit.", sagt der Postbote.
„Ähm...okay. Ich bin in einer Minute da."
Immer noch verwundert, fische ich meinen Ausweis aus der Tasche, schlüpfe in ein paar Schlappen und gehe an die Tür runter. Dahinter steht der Postbote noch und lächelt mich an.
„Ich kann Ihnen das Paket leider nur persönlich überreichen. Darf ich kurz?"
Er nimmt meinen Ausweis und vergleicht die Daten auf seinem Gerät.
„Danke. Bitte hier noch unterschreiben...und damit gehört das Paket Ihnen, vielen Dank.", er drückt mir die kleine Schachtel in die Hand und verschwindet in seinem Wagen.
Ich schaue dem Wagen noch verdutzt hinterher, bevor ich wieder nach oben gehe. Ich lege meinen Ausweis zurück ins Portmonee und setze mich auf die Couch. Mit einer Schere bewaffnet schneide ich das Päckchen auf. Zwischen einer Papierschicht finde ich ein Kästchen mit Samtüberzug in dunkelblau.
„Wow, Edel."
Ich nehme es heraus und stelle den Karton auf Seite. Ob das wieder ein kleines Geschenk von Edward ist?
Aufgeregt öffne ich es vorsichtig. Ein Zettel liegt darin, den ich erst mal durchlese.

Wie ein Kleeblatt, bringst du mir Glück.
Drum Geb ich was zurück.
Ein kleines Präsent meiner Anerkennung,
So leg es um deinen Hals herum.

Ich sehe wieder in das Kästchen und lasse den Zettel fallen. Darin liegt eine prachtvolle goldfarbene Kette mit mehreren grünen und weißen Steinen.

 Darin liegt eine prachtvolle goldfarbene Kette mit mehreren grünen und weißen Steinen

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Sie ist einfach atemberaubend. Ich stehe schnell auf und laufe ins Bad. Da hänge ich sie mir um und betrachte sie auf meiner Haut. Sie passt zwar nicht wirklich zu dem Schlabbershirt, das ich gerade trage, aber sowohl meine Augen, als auch meine Haare wirken, als würden sie leuchten.
Das ist eine Kette für ganz besondere Anlässe.
Ich nehme sie wieder ab und lege sie sorgfältig zurück in das Kästchen. Im Schlafzimmer suche ich in den Schubladen nach einem passenden Platz.
Wie kann er sich so eine Kette leisten? Nie im Leben könnte er die Bezahlen, wenn diese Steine Echt sind...oder sind das nur gefärbte Glassteine?
Das wird es sein, anders kann ich es mir nicht erklären.Als ob ich jemals echte Smaragde geschenkt bekäme.
Zurück im Wohnzimmer, räume ich noch den Müll weg und die Karte lege ich zu dem Kästchen. Über den Abend hinweg denke ich immer wieder drüber nach, wann ich solch eine Kette überhaupt tragen könnte. Auf der Arbeit ganz bestimmt nicht und selbst wenn die Steine Fake sind, ist sie zu wertvoll, um sie zum Partymachen anzuziehen. Und mir fällt auch kein Kleidungsstück aus meinem Schrank ein, dass ich dazu tragen könnte.
Also ein besonderes, aber leider vergeudetes Geschenk von jemandem, den ich eigentlich kaum kenne...
Seufzend lehne ich mich ins Bett zurück und starre an die Decke.
Nach ein paar Minuten vibriert mein Handy auf dem Nachttisch. Wahrscheinlich Hanna, die noch was wissen will oder wegen morgen Mittag fragt.
Doch als ich das Handy in die Hand nehme, leuchtet Bruce' Name auf dem Display. Arbeitet er wirklich noch so spät?
Ich öffne die Nachricht.
„Könntest du mir sagen, wo du die Dateien zu der Welfare Organisation abgelegt hast? Ich brauche sie noch dringend. Ich kann mir ja nicht alle Nummern merken und habe vergessen, diese rauszuschreiben."
Kopfschüttelnd rufe ich ihn an und setze mich dafür auf.
„Ja, hallo?", antwortet er.
„Hi, hier ist Cynthia. Du hast mich gerade angeschrieben."
„Ja, ich hoffe, ich störe dich nicht."
„Nein, sonst hätte ich ja nicht angerufen, aber wieso arbeitest du noch? Du solltest nach Hause gehen, das kann sicher auch morgen noch erledigt werden..."
„Nein, es ist wirklich dringend.", seine Stimme unterbricht mich hart.
„Na gut.", seufze ich und erkläre ihm, wo ich die Daten abgespeichert habe.
„Danke schön. Und schlaf nachher gut, bis morgen Cynthia.", sagt er noch und legt auf.
„Ja, bis morgen...", murmel ich und lege das Handy beiseite.
Ich falle zurück ins Kissen, drehe mich auf die Seite und schalte das Licht aus, um zu schlafen.

Des Rätsels Lösung... (Riddler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt