Ein neues Gehäuse

92 6 0
                                    

Den Rest der Woche bleibe ich im Bett. Ich bekomme dreimal am Tag was zu essen und einmal eine neue Blutkonserve. Nur anhand der Anzahl des Essens und anhand dessen, das mir aufgetischt wird, merke ich, dass mehrere Tage vergehen. Nach zwei Tagen wird der Konservenstand weggeholt. Meine Hände werden auch einmal an Tag ausgewickelt, gesäubert und wieder verbunden. Joker ist der einzige, der meinen Raum betritt und verlässt. Er hilft mir beim Essen und wenn ich auf Toilette muss. Wir reden nicht allzu viel, lernen uns aber kennen.
Er ist immer noch ein Psychopath in meinen Augen und wenn ich weiter keinen schlaf bekomme, drehe ich auch durch.
Ja, ich bin zwar zurück in meinem Bett, aber Joker lässt mich immer noch nicht schlafen. Er schaltet nicht das Licht aus und wenn er aus dem Raum ist und ich versuche, die Augen ein paar Minuten auszuruhen, kommt seine Stimme sofort über einen Lautsprecher.
„Ich glaube meine Hände sind auch langsam geheilt. Könntest du bitte...", ich hebe meine eingepackten Hände und winke dem reinkommenden Joker.
Er sieht auf und kichert grinsend. Ohne ein Wort geht er ins Bad und kommt mit dem Erste-Hilfe-Kasten zurück. Er setzt sich auf die Matratze und ich rücke ran, sodass ich hinter ihm sitze und meine Arme um ihn herum halte. So kann er am einfachsten meine Hände neu verbinden und ich muss nicht sehen, wie meine Hände aussehen. Wie in den letzten Tagen, lege ich meinen Kopf seitlich auf seinen Nacken und schließe die Augen. Er nimmt meine linke Hand und entwickelt den Verband.
„Hmm, du hast recht. Es ist gut verheilt Täubchen." er nimmt meine Hand und dreht sie zwischen seinen Fingern.
Ich öffne meine Augen und schaue über seine Schulter. Er hebt meine Hand hoch und ich sehe, dass mein Handrücken zwar stark vernarbt, aber keine offene Wunde mehr ist. Grinsend strecke ich ihm die andere Hand hin, die er entwickelt. Auch rechts ist die Haut zugewachsen und hat Narben hinterlassen.
„Danke.", flüster ich und umarme Joker mit Armen und Beinen.
Plötzlich steht er auf und ich spanne meinen Körper an, um nicht runter zu rutschen. Seine Hände legen sich an meinen Hintern und halten mich.
„Du bist wieder stark, das ist gut. Wie geht es deinem Kopf?", fragt er und lässt mich los, damit ich mich auf den Boden stellen kann.
„Meiner CPU gehts blendend. Sogar das Standby-Problem habe ich gelöst. Ich schaffe es mittlerweile die Arbeitskapazität meiner CPU für mehrere Stunden auf etwa 20% runterzufahren, damit bin ich in einer Art Ruhemodus, ohne zu schlafen. Der Rest meines Systems scheint auch intakt zu sein. Mir fehlt nur etwas mehr Kerafol...", ich gehe um ihn herum und fahre mit meiner Hand über seine Schultern und Brust.
Er nimmt meine Hand und sieht mich lächelnd an.
„Aber, aber. Spar dir diese Energie für jemand anderen auf Täubchen. An mir holst du dir nur einen Totalschaden.", lacht er und streicht über meine Wange.
Enttäuscht sehe ich ihn an.
„Also für Bruce Wayne?"
„Hmm, das war zwar nicht meine Intention, aber das können wir auch ausarbeiten.", er kommt etwas näher und ich muss kurz schlucken.
„Nein, nein, nein. Ich meine deinen kleinen Freund, der dich im Stich ließ, der dich verraten hat, für sein Eigenwohl.", er flüstert nur noch.
„Riddler.", knurrend fletsche ich die Zähne.
„Genau. Wir müssen dich vorbereiten. Jetzt da du wieder fit und endlich bereit bist, brauchst du noch ein passendes Gehäuse."
Joker geht zur Tür und verlässt den Raum.
„Kommst du Synth?", er streckt den Kopf wieder in den Raum.
„Synth?"
„Ja, ich dachte, du könntest einen neuen Namen gebrauchen."
„Hm, gefällt mir...Syyynth.", ich schlendere zur Tür und folge ihm zu der Holztür seines Harlekins.
Er schließt sie auf und lässt mich eintreten.
„Du hast es dir verdient Synth. Such dir aus, was du willst."
Kichernd laufe ich rein und sehe mich genauer um.
„Darf ich..."
„Tu dir keinen Zwang an, es ist jetzt alles dein und wenn du was brauchst, sag Bescheid.", Joker schließt hinter sich die Tür und lässt mich alleine in dem Raum.
Mit einem breiten Grinsen durchstöber ich die Klamottenstangen. Diese Harley Quinn hatte einen echt guten Geschmack, auch wenn mir das Rot nicht unbedingt zusagt. Grün würde mir eher gefallen.
Ich suche mir eine schwarze, enge Lederhose mit kleinen, roten Rauten auf meiner linken Arschbacke. Dazu finde ich eine schicke schwarze Lederkorsage für unter die Brust und ohne Träger. Ich brauche lang, bis ich was für drüber finde. Sogar Unterwäsche gibt es hier, davon suche ich mir einen BH, der ein bisschen wie ein Leder Neckholder aussieht. Natürlich auch in schwarz mit vier kleinen Rauten auf der linken Seite. Ich ziehe die Lederkluft an und bewundere mich in Spiegel. So kommt mein Hintern super zur Geltung, aber ich sollte noch was obendrüber ziehen, sonst könnte es frisch werden. Mir fällt etwas ein und ich laufe zu den Waffen. Joker hatte das Jackett hier liegen gelassen beim letzten Mal, und da ist es auch noch. Ich hebe es hoch und sehe einen Schriftzug auf der Innenseite.
„Property of the Joker...sie war wohl mehr als nur ein Harlekin.", murmel ich vor mich hin.
Ich zucke mit den Schultern und ziehe das Jackett an. Lächelnd wende ich mich den Schuhen zu, die neben den Waffen aufgereiht sind. Nach quälender Entscheidung nehme ich die kniehohen Stiefel mit Schnürung vorne.
Während ich die Schnürsenkel nachziehe, öffnet sich die Tür wieder und Joker kommt rein.
„Fertig?", fragt er und sieht sich nach mir um.
„Fast. Darf ich noch die Haare machen?", frage ich und er dreht den Kopf zu mir, als ich grade den Fuß auf den Boden stelle.
Ich verlagre meine Gewicht leicht nach rechts und lege den Kopf grinsend schief. Er mustert mich von oben bis unten und ich bemerke einen Funken in seinen Augen aufblitzen. Bin mir aber nicht sicher, ob es Lust oder Trauer ist.
„Du siehst gut aus.", sagt er und verschränkt die Arme.
Ich verdrehe die Augen und wende mich dem Spiegel zu. Ich schnappe mir eine Bürste und ein Haargummi, dass da herumliegt und binde mir einen Seitenzopf. Über die paar Tage ist mein Haar echt struppig geworden, hat dadurch aber auch mehr Volumen.
Joker gesellt sich zu mir und stellt sich hinter mich. Ich sehe ihn über den Spiegel an.
„Gehen wir uns rächen.", er legt fies grinsend eine Hand auf meine Schulter.
Auch mein Mund formt ein fieses Grinsen und ich nicke.

Des Rätsels Lösung... (Riddler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt