Kapitel 36: Offenbarung

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Die königliche Familie traf sich bald am Wasserloch. Simba begrüßte Nala mit einer Umarmung. Es wurden Hallos ausgetauscht, und bald fanden alle einen Platz im Schatten eines Baumes am Ufer des Wasserlochs, während Kopa und Vitani im Wasser spielten.

Sarabi und Sarafina wussten bereits von Nala's Trächtigkeit. Sie sprachen leise darüber, damit Kopa es nicht hören konnte. Kopa's und Vitani's Geplätscher und Kichern überdeckten sowieso ihr Flüstern. Die Erwachsenen legten sich in einen Kreis. Simba und Nala ruhten nebeneinander, Sarabi und Sarafina ihnen gegenüber.

"Hast du ihm schon gesagt, dass er ein großer Bruder wird, Liebling?" fragte Sarafina Nala.

"Noch nicht, Mutter. Ich habe vor, es ihm in ein paar Minuten zu sagen." Nala beobachtete, wie Kopa über Vitani sprang und ihr Wasser ins Gesicht spritzte.

Die Königin kicherte leise und drehte sich zu Simba.

"Bist du bereit, es ihm zu sagen?", fragte sie.

Simba hatte leise mit Sarabi gesprochen. Er drehte sich bei Nala's Stimme um und nickte stolz. Nala rief die Jungen zu sich. Ihre eifrigen Augen blickten aufgeregt zum Königspaar auf. Ihr Fell war vom Wasser ganz durchnässt. Nala konnte ihre eigene Freude kaum zurückhalten.

"Kopa, dein Vater und ich freuen uns sehr, dir sagen zu können, dass du bald ein großer Bruder sein wirst", grinste Nala.

Kopa riss die Augen auf, dann sprang er vor Freude. "Ich werde ein kleines Geschwisterchen haben!"

Nala lachte. Kopa's Verhalten entsprach nicht ganz seinem Alter von einem Jahr. Dafür war Nala teilweise dankbar. Kopa hörte plötzlich auf zu feiern und sah seine Eltern mit ernster Miene an.

"Warte, wann?"

"In ungefähr drei Monden", antwortete Simba.

Kopa's Ohren fielen. "Aber das ist noch so lange!"

"Es wird schneller kommen, als du denkst, Liebling", warf Sarafina ein.

Kopa zuckte mit den Schultern. Vitani stieß ihn an und lächelte, als er ihren Blick traf. In den Augen der beiden Jungen lag ein besonderes Funkeln. Es war offensichtlich, dass sie eine starke Bindung hatten.

"Komm schon, Kopa. Lass uns wieder spielen gehen!", kicherte sie.

Der junge Prinz grinste sofort und jagte ihr hinterher. Sie planschten noch einmal durchs Wasser und die Erwachsenen lachten.

Sarafina wandte sich an Sarabi. Sie sprach leise mit ihrer besten Freundin. Simba und Nala schienen in ihrer eigenen Welt zu sein.

"Hast du gesehen, wie sie sich angeschaut haben? Ich denke, Simba und Nala sollten die beiden verloben. Was meinst du, Sarabi?"

"Es ist definitiv eine Möglichkeit. Aber das ist die Entscheidung des Königs und der Königin, Fina. Sie können entscheiden, mit wem sie ihr Kind verloben wollen", antwortete Sarabi lächelnd.

Sarafina nickte. Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder den Jungen zu.  Kopa und Vitani planschten weiter durchs Wasser und ihr Gelächter erfüllte die Luft.

Die königliche Familie blieb den Rest des Tages am Wasserloch. Bei Sonnenuntergang machten sie sich auf den Rückweg zum Königsfelsen. Simba und Nala gingen voraus. Kopa und Vitani folgten ihnen Seite an Seite, mit Sarabi und Sarafina im Rücken.

Vitani ging mit erhobenem Kopf. Ihre Mundwinkel waren zu einem kleinen Lächeln leicht nach oben gedreht. Ihre lavendelblauen Augen glitzerten in den Strahlen des lila- und orangefarbenen Sonnenuntergangs. Kopa sah zu ihr hinüber und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Herz schien vor Glück in seiner Brust zu explodieren. Er hatte Schmetterlinge im Bauch.

"Ich bin wirklich froh, dich kennengelernt zu haben, Vitani", sagte der Prinz leise.

Vitani wäre in diesem Moment beinahe über ihre eigenen Pfoten gestolpert. Seine plötzliche Stimme erschreckte sie, trotz ihrer Sanftheit. Sie hatte damit nicht gerechnet.

"Oh, i-ich bin auch froh, dich kennengelernt zu haben", stotterte sie.

Vitani's Herz schlug schneller. Plötzlich war sie extrem nervös. Ohne ihr Fell hätte Kopa sie erröten sehen können. Vitani wusste nicht einmal, dass sie so leicht erröten konnte.

Kopa lächelte zufrieden. "Es macht sehr viel Spaß, mit dir zu spielen. Es gab keine anderen Jungen, mit denen ich spielen konnte, bevor du hierher kamst."

Vitani stellte plötzlich fest, dass sie sich danach sehnte, mehr zu hören.

"Ist das alles?"

"Natürlich nicht. Du bist eine tolle Freundin. Du bist da, wenn ich dich brauche, und ich habe dich nie darum gebeten", fuhr Kopa fort.

Vitani's Kopf sank. Sie hatte das Gefühl, Kopa als Freund nicht zu verdienen. Am Anfang ihrer Freundschaft war sie unglaublich gemein zu ihm gewesen. Sie hatte ihr Bestes versucht, ihn wegzustoßen und er war nur näher gekommen. Er ist nicht weggelaufen oder hat aufgegeben wie andere. Er war anders.

Sie mochte den Unterschied.

"Woran denkst du?" Kopa unterbrach ihre Gedanken.

"A-an gar nichts."

"Geht es dir gut?", fragte er.

Vitani fühlte sich plötzlich verletzlich. Sie hatte das Gefühl, zu weich zu sein.

"Ja." Ihre Stimme war emotionslos.

"Bist du sicher?"

"Ich sagte, es geht mir gut!"

Kopa schuf mehr Distanz zwischen ihnen. Seine Ohren senkten sich und seine Gedanken begannen zu rasen. Was hatte er falsch gemacht?

Vitani's Kopf war jetzt gesenkt. Sie wandte sich leicht von Kopa ab. Sie gingen immer noch zum Königsfelsen, und der junge Prinz nahm an, dass der Rest des Weges in Stille verlaufen würde.

Kopa's AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt