Kapitel 30

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Es war das erste mal, seitdem ich sechs Jahre alt war, dass ich das typische Platz- Wechsel- Wunder- im-Schlaf erlebte.
Als ich meine Augen öffnete und an eine Wand mit vielen kleinen Zettelchen behangen starrte, dauerte es einen Moment, bis ich, endlich oder eher mieser Weise, realisierte, was in der letzten Nacht passiert war.
Aber als ich mich dann erinnerte schlugen diese Erinnerungen wie eine Welle über meinem Kopf zusammen.Fite war tot und Peter hatte mich getröstet. Demzufolge müsste ich irgendwo bei Peter zu Hause sein.
Mein Schädel pochte heftig, ich war es gar nicht mehr gewohnt zu weinen.
Mittlerweile hatte ich zum Glück meine Selbstbeherrschung zurückerlangt, weshalb ich es schaffte die Tränen zurück zu halten, welche sich bei dem  Gedanken, dass Fite bei unserem Gespräch sogar noch leicht wütend auf mich war, anbahnten.
Stattdessen schlug ich eine dicke Stoffdecke, die jemand über mich gelegt hatte zurück.
Anscheinend hatte Peter mich tatsächlich in sein Zimmer gebracht, denn es waren diverse Fotos von ihm und Ned in allen möglichen Posen zu sehen. Außerdem lagen überall Anziehsachen, Bücher und Kabel, wozu auch immer er letzteres brauchte, rum.
Unsicher saß ich da und schaute an mir runter, ich trug immer noch die Sachen, welche ich gestern zur Schule an gezogen hatte, auch wenn sie jetzt sehr zerknittert waren.
Shit, ich hätte eigentlich in der Schule sein müssen!
Hastig schaute ich mich um. Mist, dass war mein dritter Tag oder so und ich fehlte sofort. Wie spät war es eigentlich? Auf alle Fälle musste es schon nach sieben Uhr sein, denn ein paar Sonnenstrahlen drangen schon durch das Fenster.
Auf dem krass vollgepackten Schreibtisch stand auch ein kleiner Wecker, der so wie ich das Klebeband deutete, mindestens einmal kaputt gegangen sein musste.
8:03Uhr.
Die Schule hatte seit exakt 25 Minuten begonnen. Wenn ich mich beeilte könnte ich es vielleicht zum Ende der zweiten Stunde schaffen.
Warum zum Teufel hatte Peter mich nicht geweckt?!
Um das raus zu finden müsste ich wohl oder übel das Zimmer verlassen. Die schlechten Gedanken konnte ich durch andere Sachen, um die ich mich kümmern musste schon immer am besten verschieben.
Meine Bewegungen fühlten sich  trotzdem ungewöhnlich monoton an. Alle Geräusche wirkten bloß gedämpft auf mich.
Vorsichtig stieß ich die Tür auf und blickte direkt eine Treppe nach unten. 
Sollte ich ihn rufen oder einfach mal nach unten gehen.
Zögerlich rief ich:,  Ähm, Peter?" Etwas rumpelte dann ertönten Schritte.
Doch nicht wie erwartet stand dort eine junge Frau, anstatt meine Mitschüler.
Sie strahlte mich regelrecht an:,, Guten Morgen. Mein Name ist May, ich bin die Tante von Peter"
Und plötzlich fand ich mich in einer Umarmung wieder. Sofort versteifte ich mich leicht. EIGENTLICH war Körperkontskt nicht so mein Ding, gestern Abend war nur eine Ausnahme gewesen.
Natürlich bemerkte Peters Tante, bei der er, wie ich von Ned erfahren hatte lebte, das auch und trat einen halben Schritt zurück.
Mit besorgt gerunzelter Stirn musterte sie mich. Unter ihrem durchdringenden Blick wand ich mich unbehaglich, weil mir bewusst wurde, wie mein Aussehen auf sie wirken musste.
Meine Klamotten waren wie schon erwähnt zerknittert, die Haare standen vermutlich in alle Richtungen  ab, oder hatten sich verknotet und meine Augen waren vermutlich immer noch total angeschwollen vom weinen.
May schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln. Moment, was hatte Peter ihr erzählt?
,,Peter ist noch in der Schule. Er hat gesagt, dass MJ geschrieben hat, die Kunststunden würden  heute ausfallen, also hast du bis zur 3Stunde frei. Willst du etwas frühstücken?"
Eigentlich wollte ich ablehnen, doch mein Magen der anscheinend beschlossen hatte, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen, knurrte in dem Moment laut. Eigentlich kein Wunder, Wann hatte ich das letzte mal gegessen?
Mit einem lachen, was richtig sympathisch klang, schob die junge Frau mich die Treppe hinunter:,, Bei mir muss der Rechner gerade sowieso laden, also können wir gemeinsam essen. Irgendwelche Wünsche?"
,,Sie müssen sich keinen Aufwand machen, ich esse alles", beteuerte ich, da es jetzt keinen Sinn mehr machte zu leugnen wie hungrig ich war.
,,Nichts da, du bekommst was ordentliches. Außerdem musst du mich nicht siezen, sonst fühle ich mich so alt"
Mit einem leichten Grinsen, was sofort wieder verschwand, als ich daran dachte, was vor vermutlich nicht mal 24Stunden passiert war. Wie konnte ich nur schon wieder lachen?
Was war ich nur für ein Mensch?
Während May irgendwas in der Küche machte starrte ich trüb vor mich hin. Sie hatte mir sowieso verboten zu helfen, also gab es keine Ablenkung.
Im Radio lief gerade ein Lied von One Direction. Wie unpassend! Eigentlich sollte jetzt dich alles schwarz sein und die ganze Welt still stehen.
Aber wie ich schon öfters schmerzlich gelernt hatte, passierte das nun mal nicht. Es ging immer weiter. Egal es passierte. Und ich konnte wirklich nicht sagen, ob das jetzt gut oder schlecht war.
Mit einer ernergischen Bewegung stellte May ein Tablett voller Essen vor mir ab.
Nachdem sie das Radio ausgestellt hatte und sich gegenüber von mir hingesetzt hatte, begann sie mit weicher Stimme:,, Peter hat mir erzählt was passiert ist. Also, dass er dich gestern Abend gefunden hat. Willst du da vielleicht drüber reden? Ich kann dir vielleicht helfen, oder einfach nur zu hören, wenn du möchtest"
Was war das für eine nette Frau? Sie nahm sich die Zeit, und kümmerte sich um ein komplett fremden Menschen.
Trotzdem wollte ich natürlich nicht darüber sprechen. Obwohl, vielleicht schon, aber das ging einfach nicht. Erstmal müsste mit Luis abgesprochen werden, wie genau es weiter gehen sollte. Schließlich konnte ich nicht die nächsten zwei Jahre durchgehend Alibis erfinden. Vermutlich engagierten sie einen Doppelgänger oder ähnliches.
Darüber müsste ich später nach denken, jetzt erst sollte ich mir überlegen, wie man May am freundlichsten ab wimmelte.
Das telefon, welches genau in dem Moment, als ich antworten wollte klingelte, rettete mich leider nicht. May warf lediglich einen kurzen Blick darauf und stellte es dann auf stumm.
,,Ähm, ich hatte einfach nur einen kleinen Aussetzer. Es ist schwer, neu in einer so großen Stadt zu sein... Und ich war vorher noch nie auf einer Schule", murmelte ich, fast überzeugend.
Ich konnte nicht entscheiden, ob May mir glaubte oder nicht, aber als ich ihr essen lobte und fragte, was sie denn arbeite ging sie auf mein, ziemlich offensichtliches, Ablenkungsmanöver ein.


Ein ziemlich klischeehafter Fanfiction- Moment, dass die beiden gemeinsam den Sonnenuntergang anschauen, aber ich hab ein genaues Bild davon und have das einfach süß gefunden. Gibt es eine Person, mit der ihr das gerne erleben würdet?

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt