Kapitel 53

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Nachdem die Spionage nicht so  zufriedenstellend war, hatte ich noch ein kurzes Workout eingelegt. Anders gesagt war ich, nachdem ich mich umgezogen hatte zum Central Park gejoggt, dort unbemerkt über einen Zaun geklettert und hatte meine Runden durch einen der Seen gezogen.
Dadurch war es jetzt doch etwas später geworden, allerdings reichte es doch alle male, wenn man um 7 Uhr frühstückte. Dafür hatte ich trotzdem einen Mordshunger und sogar einigermaßen Lust auf ein kleines Pläuschen mit einem Freund von meinem Feind. Vor der Tür hielt ich einen Moment inne, damit Spiderman mit seinen Wärmesignaturen bemerken konnte, dass ich kam. Zusätzlich klopfte ich nochmal gegen die Tür, nur um auf Nummer sicher zu gehen, denn wenn ich erstmal das Gesicht von ihm kannte, gab es keinen Schritt mehr zurück.
Ich war mehr als bereit auf den Angriff, als ich dann rein trat. Meine Hände wurden mit klebrigen Fäden aneinander gepappt, doch bevor die liebe Spinne sich jetzt heraus mogel konnte, hatte ich meine Füße in die Luft geschleudert und kickte ihn von der Decke, während ich mit einem Salto auf meinen Füßen landete.
Bevor Spiderman sich bewegen konnte hatte ich meine Beine um ihn geschlungen und seinen muskulösen Körper auf den Boden fixiert. Dabei musste ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn drauf legen, doch wenn ihm jetzt die Luft aus seinen Körper gedrückt wurde, dann hatte er das mehr als verdient. Selber schuld.
Ich spürte, wie er sich wand, versucht daraus zu kommen, was sich nach einigen Sekunden in pure Panik verwandelte. Rechtzeitig ließ ich ihn los, indem ich geschmeidig hoch sprang und ganz nebenbei zur Tür lief, damit ich die Tüte, welche vorraussichtlich draußen stehen gelassen wurde, rein holen konnte.
Spiderman rappelte sich langsam auf, wobei er sich das Steißbein rieb:,, Wow, das war gut." Unter der Maske schenkte ich ihm ein knappes lächeln:,, Naja, du warst nicht so gut. Ich hätte mit was besserem gerechnet. Vielleicht lernst du ja, in der Zeit, die du hier verbringst."
Zwei große, weiße Augen schauten mich an:,, Ich muss noch länger hier bleiben? Es ist so langweilig!" Ich konnte ein schnauben kaum unterdrücken:,, Dir ist langweilig? Sei mal liebe froh, dass du noch nicht zerstückelt in irgendeinem Abflussrohr gelandet bist, oder ich dich auf dem Folterstuhl gesetzt habe."
Eine Weile schwieg Spiderman, aber er war nicht wirklich geduldig. Nicht mal meine Bemerkung schien ihm genug Angst ein zu jagen. ,,Wurdest du schon mal gefoltert?", erkundigte er sich mit großen Augen, die bei unserem Gespräch vermutlich auch nicht mehr kleiner werden würden.
Meine Muskeln verkrampften sich. Ja, ich wurde schon mal gefoltert. Das war der schlimmste Schmerz, den ich jemals erleiden musste. Zumindest einer der schlimmsten körperlichen Schmerzen.
Ich musste ungefähr zwölf Jahre alt gewesen sein, als ich eine Mission in Texas ruiniert hatte. Als ich von den zwei Männern, die jetzt beide unter der Erde lagen, gefunden worden war, hatten sie mich gefoltert, um an Informationen über meine Organisation zu kommen. Ich hatte nichts gesagt, mir dafür aber die Kehle aus dem Hals geschrien, um gerettet zu werden. Drei Wochen nach dem Vorfall hatte ich immer noch nicht  gesprochen, auch wenn meine Stimme wieder zurückgekehrt war, doch das lag nicht an der Folter, sondern daran, dass ich dort gesehen hatte, wie zwei Personen verbluteten. Ich hätte Leben retten können, hatte die Chance, doch schaute bloß zu.
Spiderman schien mein Zögern als Ja zu deuten, denn seine Masken-Augen wurden noch größer:,, Krass"
Ich schüttelte meinen Kopf:,, Das geht dich gar nichts an, Max und jetzt helf mir, die Sachen aus der Tüte zu packen. Wir frühstücken." ,,Max?", überging er meinen Befehl einfach. Ohne auf zu schauen knallte ich eine Packung Tomaten auf den Boden:,, Oder soll ich die Idiot nennen?"
Endlich bequemte der feine Heer sich auch mal und half mir, alles schön hin zu legen.
,,Wie soll ich dich eigentlich nennen?", fragte er mich, als ich gerade eine Weintraube durch meinen Mundschlitz in den Mund schob.  Ich nahm mir Zeit mit den kauen, um über diese Frage kurz nach zu denken. Ein Name verriet viel über eine Person. ,,Nenn mich den Zerstörer" Bei seinem ungläubigen Blick lachte ich auf. Der Junge kaufte mir echt alles ab:,, Das war nur ein Spaß. Du kannst mich Justin nennen, wenn du willst"
Auffordernd schob ich ihn seinen Teller hin:,, Iss doch was, ich habe es auch nicht vergiftet. Wenn ich dich töten wollte, dann  würde das viel schmerzhafter sein." Max klang ziemlich argwöhnisch, als er antwortete:,, Wenn ich was essen will, muss ich meine Maske hoch schieben."
Gut dann halt nicht. Sollte mir Recht sein, dann blieb um so mehr für mich, auch wenn mir die Tomaten und Weintrauben völlig ausreichten. Um das Gespräch im Gang zu halten erkundigte ich mich kauend:,, Hast du dir was überlegt, wie man, den dir Nahestehenden, eine Entwarnungsnachricht schicken könnte?"
,,Ja, du könntest zu Mr. Stark gehen und ihm die Briefe, die ich schreibe, geben. Ich glaube, er würde sie gut weiterleiten." Aha, das stellte er sich ab er ganz toll vor. Ich sollte also einfach zu meinem Vater maschieren, ihm ein bisschen Papier in die Hand drücken und am besten noch kurz sagen:,, Ach, übringens, ich habe deinen Sohn, den du ja deiner echten Tochter vorziehst, entführt, weil du meinen Vater, der nebenbeibemerkt  viel besser ist als du, getötet hast.
Das klang irgendwie nach dem Anfang eines Kampfes.
,,Wie meinst du das? Sag mir einen anderen Boten, oder einen Platz, wo ich es einfach hin legen kann. Ich will mir deinetwegen keinen so großen Aufwand machen" ,,Ach, aber entführen konntest du mich?"
Guter Punkt, dass musste man ihm lassen.
Allerdings brachte ihm das auch nicht viel, denn es war immer noch so, dass er von mir einen Gefallen wollte, also würde ich es mir an seiner Stelle lieber nicht mit mir verscherzen.

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt