Kapitel 86

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Austin fluchte nochmal, schien fieberhaft zu überlegen, wo es eine Fluchtmöglichkeit gab, ohne das er diesen Raum verlassen musste. Tja, wenn ich nicht damit beschäftigt wäre, ebenfalls so laut es ging zu schreien, da Austin endlich den Strom weggelassen hatte, dann hätte ich ihm vielleicht gesagt, dass es von hier aus unmöglich war zu fliehen.
Stattdessen schrie ich jedoch weiter, fixierte die Fernbedienung in Austins Hand und versuchte so unauffällig wie möglich an die Wand zu kriechen, um mich dort hoch zu ziehen, was  sich als gar nicht so leicht herauststellte, wenn Hände und Füße zusammengekettet waren.
Natürlich schaffte ich es nicht, bevor Austin es bemerkte, doch gerade als er einen Schritt auf mich zu machte, verlagerte ich mein Gewicht auf den Rücken, der gefährlich knackte und schleuderte meine Beine in die Höhe. Er schaffte es rechtzeitig aus zu weichen, aber ich erreichte trotzdem mein Ziel: Die Fernbedienung fiel aus seiner zitternden Hand. Gleichzeitig hechteten wir darauf zu. Er mit einem schnellen Schritt, ich indem ich mich über den Boden zog.
Und jetzt die eine Millonen- Euro- Frage: Wer war schneller?
Selbstverständlich Austin, der seine wiedererlangte Macht, sofort nutze, indem er mich unter Strom stellte. Er benutzte die höchste Stufe, und das länger, als je zuvor. Vor meinen Augen begannen helle Lichtblitze zu zucken, alles drehte sich und ich spürte wieder, und wieder diesen unfassbaren Schmerz.
Zum ersten mal kam mir die Idee, dass Iron Man vielleich kam, um mich aus diesem Drecksloch zu befreien, aber dass er vielleicht zu spät kommen würde, um mich wirklich zu retten. Verzweifelt veruchte ich einen laut zu formen, um nach Hile zu schreien, während ich versuchte, das Gute zu sehen. Denn es gab immer, irgendwas gutes. Oder zumindest etwas, was andere noch schlimmer als ich hatten..
Die zahlreichen Menschen, welche schon viel länger als ich im Gefängnis und unter der Gewahrsam von Hydra waren würden jetzt vielleicht befreit werden, bekamen die Chance auf ein anderes Leben, was nur besser werden konnte.
Ich dachte an MJ, der ich nie wieder einen Brief schicken würde, an Ned, dem ich nie wieder in die Augen schauen könnte und ihm sagen durfte, wie unglaublich leid mir all das tat. Und ich dachte an Peter, die Person bei der meine Gedanken verweilten, als der Schmerz mich mit voller Wucht überrollte.  Er hatte mich in den Arm genommen, ohne Fragen zu stellen. Rein theoretisch hatte er mich nie verraten. Ich war die Person von uns beiden, die das schlechte getan hatte und die jahrelang irgendwelche Verbrecher unterstützt hatte.
Die Schwärze überfiel mich, mein Körper zuckte trotzdem weiter, als ich versuchte, mich zu erinnern, wie es sich anfühlte, bei Peter zu sein, ihn zu umarmen, mit ihm zu lachen..
Jemand packte mich grob am Arm, genau die Stelle, wo ich einen der schlimmsten Blutergüsse hatte und zerrte mich hoch. Mir wurde irgendwas in mein Ohr geschrien, so unglaublich laut, dabei wollte ich doch einfach nur weg. Konnte man sich denn nicht mal auf den Tod verlassen? Was war das denn für eine Verarsche?!
Es war Austin, der mich wieder in die Realität holte, indem er mir eine saftige Ohrfeige verpasste. Er drückte mit seinen schwitzigen, eiskalten Händen auf den Bluterguss, dann wanderte seine Hand höher, zu dem Mal was Fite mir verpasst hatte.
Unter meine Kehle wurde ein Messer gedrückt. Ich konnte mich nicht selber auf den Füßen halten, versuchte mich mit all meinem Gewicht in die Arme von Austin zu legen, damit er mich auf den Boden fallen ließ. Denn, wie mir klar wurde, hatte  er es wohl aufgegeben, eine Fluchtmöglichkeit zu suchen, sondern sicherte sich sein Überleben, durch mich. Ich war sein lebendiges Schutzschild.
Draußen auf dem Flur war die Hölle los, Leute schrien, Schüsse ertönten, Befehle wurden gebellt. Doch keiner kam in diesem Raum, konnte durch die Metalltür schauen und mein Leid beenden. Die Gefangenen wehrten sich, wurde mir bewusst. Austin und sein Gehilfe hatten es geschafft, dass sie sich nun gegen ihre Retter kämpften. Mir wurde schlecht, doch ich erlaubte es mir nicht, auch nur zu schlucken, weil sich sonst das Messer in meine Kehle bohren würde.
Austin stand ganz still da, als warte und bete er zu irgendeinem grausamen Gott, der so etwas billigte. Ein lautes Rumpeln ertönte, dann bebte der Boden. Austin bewegte sich nicht, doch ich spürte seine Neugierde, irgendwas musste dort draußen zusammen gebrochen sein.
Wir warteten, die Schreie hallten in meinen Ohren nach, vermischten sich zu einem Hintergrundgeräusch zusammen, während ich versuchte ab zu wägen, was ich mir erlauben konnte, bevor Austin mich umbringen würde. Er benutzte mich als Schutzschild, das bedeutete er könnte es sich nicht erlauben, wenn ich vorher starb.
Allerdings zweifelte ich auch nicht daran, dass es ihn nicht besonders jucken würde, wenn er mich jetzt ohnmächtig schlagen müsste . Jede Bewegung, jeder flache Atemzug konnte mein letzter sein. Wenn ich ihm auf die Füße trat, dann würde er mohne zu zögern gewaltsam darauf reagieren. Außerdem konnte ich, wie ich durch meinen letzten Fluchtversuch gelernt hatte, nicht so schnell mit zusammengebundenen Füßen laufen.
Die Zeit zog sich in die Länge, jedoch lockerte Austin seinen Griff für keine Sekunde. Auch wenn alle Gefangenen gegen Iron Man kämpften konnte es nicht lange dauern, bis er sie besiegt hatte. Sie waren allesamt nicht in guter Verfassung, waren zu schwach, um wirklich etwas bewirken zu können.
Es war das erste mal seit mindestens einem Moment, dass ich eine Uhr sah, doch es war keine Zeitangabe, sondern ein Timer.Und plötzlich begriff ich: Austin hatte von seinem Chef, oder wem auch immer, den Befehl bekommen, die ganze Bunde in die Luft zu sprengen.  Davon war auch der Geruch gekommen.

Stark ist nicht starkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt